• 04.12.2024 | Viele Konzessionen von Wasserkraftwerken laufen in den kommenden Jahren aus

    Neue Rolle für Axpo in der Wasserkraft

    Axpo ist heute die grösste Produzentin von Wasserkraft in der Schweiz. Dies wird sich in den kommenden Jahrzehnten ändern, denn die Schweizer Bergkantone und -gemeinden wollen die Wasserkraft in die eigenen Hände nehmen. Welche Rolle Axpo in der Wasserkraft auch künftig spielen kann, zeigt das Beispiel des Kraftwerks Pintrun in Graubünden.

    Seit über 100 Jahren wird in der Schweiz Wasserkraft zur Stromerzeugung genutzt. Vor allem nach dem 2. Weltkrieg, zwischen 1945 und 1970, wurden viele Wasserkraftwerke gebaut, ein grosser Teil davon in den Gebirgskantonen, wo das grosse Gefälle genutzt werden konnte. Axpo, bzw. ihr Vorgängerunternehmen, baute viele dieser Anlagen und betreibt sie bis heute. Die Standortkantone und -gemeinden erteilten den Energieunternehmen für die Wassernutzung Konzessionen und erhielten dafür den Wasserzins. 

    Heimfallstrategie der Bergkantone

    Diese 40 bis 80 Jahre dauernden Konzessionen laufen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten aus, bei einigen hat der Prozess bereits begonnen. Bei Auslaufen einer Konzession gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Die Standortkantone und -gemeinden können die Konzession erneuern oder sie üben den so genannten Heimfall aus, das heisst, die Kraftwerkanlagen gehen in ihren Besitz über. Bedeutende Wasserkraftkantone wie Wallis, Tessin und Graubünden haben eine Heimfallstrategie beschlossen. Aber auch in diesem Fall können bisherige Betreiber wie Axpo als mögliche Partner von Kantonen und Gemeinden weiterhin eine bedeutende Rolle spielen. Denn der Betrieb einer Wasserkraftanlage ist mit verschiedenen unternehmerischen Risiken verbunden. Dazu gehören der Kapitalbedarf für die notwendigen Unterhalts- und Modernisierungsarbeiten, die Vermarktung des erzeugten Stroms und damit vor allem das Marktrisiko. Tiefe Strompreise – wie zuletzt in den Jahren um 2016 – können zu hohen Verlusten führen. Umfassendes Risikomanagement und die Fähigkeit, den produzierten Strom erfolgreich am Grosshandelsmarkt zu vermarkten, sind deshalb von entscheidender Bedeutung. In den letzten Jahrzehnten hat sich Axpo darin hohe Kompetenzen angeeignet.

    Ein kleines Wasserkraftwerk weist den Weg

    Wie das Unternehmen diese Kompetenzen zum Vorteil aller Beteiligten auch in Zukunft einbringen kann, zeigt das Beispiel des Kraftwerks Pintrun in Graubünden. Nach einer 80-jährigen Laufzeit ist die Konzession für das Kraftwerk abgelaufen. Dank einer Einigung mit den Konzessionsgebern sind die Voraussetzungen geschaffen, dass Axpo auch für die nächsten 60 Jahre am Kraftwerk beteiligt bleiben kann. Dies trotz der Heimfallstrategie des Kantons Graubünden. Die Einigung sieht vor, dass Gemeinde und Kanton auf den Heimfall verzichten. Nach Ablauf der Konzession wurde das Kraftwerk in eine neue Partnerwerkgesellschaft überführt. An dieser Gesellschaft sind die Gemeinde mit 70 Prozent, der Kanton mit 10 Prozent und Axpo mit 20 Prozent beteiligt.

    Die Lösung bietet zahlreiche Vorteile: Für die Gemeinde bleibt Axpo eine zuverlässige und kompetente Partnerin, die den Betrieb des Kraftwerks sicherstellt und auch die Vermarktung des produzierten Stroms übernehmen kann. Die nun engere Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist ein wichtiger Faktor, um die lokalen Gegebenheiten noch besser zu berücksichtigen. Klarheit herrscht auch für die Mitarbeitenden, die weiterhin den Betrieb des Kraftwerks sicherstellen werden. 

    Strategische Herausforderung für Axpo bleibt bestehen

    Trotz dieser Erfolgsgeschichte stellt die Heimfallstrategie der Kantone und Gemeinden für Axpo als grösste Wasserkraftproduzentin der Schweiz eine strategische Herausforderung dar. Zwar wird sich Axpo weiterhin um jede wirtschaftlich sinnvolle Konzession bemühen. Und neue Partnerschaftsmodelle mit Kantonen und Gemeinden, im Rahmen derer Axpo ihre Kompetenz als Kraftwerksbetreiberin und Energievermarkterin einbringen kann, stellen Opportunitäten dar. Diese Modelle werden die wegfallenden Erträge jedoch nur zu einem kleinen Teil ersetzen können. Über die kommenden Jahre wird die Wasserkraft, lange eine der definierenden Aktivitäten von Axpo, somit abgespaltet.  

    Deshalb kommt der auf drei Pfeilern basierenden Strategie von Axpo grosse Bedeutung zu. Sie bietet Wachstumsmöglichkeiten – insbesondere im Ausbau von Erneuerbaren Energien in Europa und der Schweiz sowie im internationalen Kunden- und Handelsgeschäft. Dank dieser Wachstumsfelder wird es Axpo gelingen, den Wert des Unternehmens, die Ertrags- sowie Investitionskraft zu halten oder sogar weiter zu steigern. 

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