09.08.2023 | Versorgungssicherheit? Wir kümmern uns darum, heute mit Cassandra Lehmann

Tools für die «Netzdoktoren»

Axpo lässt das Netz durch Drohnen inspizieren, entwickelt Suchmaschinen à la Google und setzt dabei auf künstliche Intelligenz wie maschinellem Lernen. Damit das funktioniert, braucht es Raum für Fehler und kreative Köpfe. Einer davon ist Cassandra Lehmann, Junior Software Engineer bei Axpo. 

Senkrecht startet die Drohne surrend in die Höhe, hoch zum Strommasten und den Leitungen. Mit einer Kamera bestückt, kontrolliert sie den Zustand der Anlagen auf Schäden, Korrosionsstellen oder hochwachsenden Bäumen. Dank der fliegenden Helfer lassen sich Probleme nicht nur rasch und effizient entdecken. Die Leitungen müssen auch nicht abgeschaltet werden, wie bei der herkömmlichen Kontrolle, bei der die Monteure auf die Anlagen hochsteigen müssen. Das macht deren Arbeit einfacher und sicherer. Und weil der Strom dazu ungestört fliesst, trägt die Inspektion aus der Luft angesichts der hohen Auslastung unserer Stromnetze auch zur sichereren Stromversorgung bei.

Algorithmen trainieren

Die Drohnen der Axpo arbeiten automatisiert und liefern gestochen scharfe Bilder. Diese sind quasi das «Futter» für den bei Axpo verwendeten Machine-Learning-Algorithmus. Beim maschinellen Lernen lernt der Algorithmus aus Daten wie eben Bilder und erstellt seinen Programmcode allein, dies im Unterschied zur traditionellen Softwareentwicklung. Allerdings muss der Algorithmus erst mit Daten und Beispielen trainiert werden, damit er Muster und Zusammenhänge erkennt, Entscheidungen treffen und den Code laufend anpassen kann. Und dazu braucht es trotz aller künstlichen Intelligenz noch immer Menschen, genauer Software-Ingenieure wie Cassandra Lehmann. Sie und ihr Team haben die für die Drohnen eingesetzten Algorithmen so gut trainiert, dass auch andere Netzbetreiber in der Schweiz die Drohnen in ihren Projekten einsetzen.

Cassandra Lehmann bringt von Malaysia einen Bachelor in Electronics und von der Hochschule Luzern einen Master in Applied Informatics mit. Für Axpo entwickelt sie Applikationen auf Basis allerneuster Technologien. Ihre Aufgabe bei Axpo auf den Punkt gebracht: «Wir halten das Stromnetz gesund, in dem wir den «Netzdoktoren» – also den Technikern und Ingenieuren – Instrumente in die Hand geben, mit denen sie sicher, effizient und präzise für den Unterhalt des Netzes sorgen, es verbessern und ausbauen können. Das ist enorm wichtig, da die Anforderungen an das Netz in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind und auch künftig steigen werden. Ein Grund ist zum Beispiel der dringend nötige Ausbau von Solar- oder Windkraft und deren Integration ins Netz. Funktioniert dabei das Stromnetz nicht einwandfrei, haben wir ein grundlegendes Problem bei der Versorgung».

Eine komplexe Sache

Cassandra Lehmann macht indes nicht nur im Bereich von Drohnen Tools für Netzdoktoren. Ein weiteres Beispiel ist die «Insights Web Application», eine Suchmaschine für die gesamte Netz Crew, die es erlaubt, relevante Informationen schnell über eine zentrale Suche oder auf einer Karte zu finden und zu visualisieren. Eine komplexe Sache. So mussten riesige Datenmengen digitalisiert und zentralisiert sowie verschiedenste Funktionalitäten getestet und entwickelt werden. Entscheidende Anforderung an die Insights Web Application: Datensicherheit. Gleichzeitig sollte die App von den berechtigten Mitarbeitenden einfach, rasch und intuitiv benutzt werden können – so wie Google. Gesagt, getan. Über drei Jahre Arbeit stecken hinter der Entwicklung der App. Heute verfügt Axpo intern über eine Suchmaschine à la Google in Taschenformat, zugeschnitten auf die eigenen Bedürfnisse.

Ein weiteres Beispiel ist die «Incident Management App». Mit ihr lassen sich alle Informationen für den sicheren und zuverlässigen Betrieb des Axpo Stromnetzes zusammenführen. Bei dieser Entwicklung hatte Axpo nicht den Lead, sondern hat das beauftragte Software-Unternehmen beratend unterstützt.

Fehler machen? Aber sicher

Software-Engineering auf höchstem Niveau braucht Raum. Raum zu experimentieren, Fehler zu machen, sich zu entwickeln, zu lernen. «Wir haben diesen Raum. Trial-and-Error ist bei unserer Arbeit Daily Business. Die Fehlerkultur ist eine grosse Stärke der internen Software-Entwicklung», ist Cassandra Lehmann überzeugt. Nicht umsonst arbeitet Axpo im Schweizer Energiesektor an vorderster Front in Sachen Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Datensicherheit. Sie sind der Schlüssel, damit unser Land auch künftig sicher mit Strom versorgt werden kann.

Die Schweiz ist Cassandra Lehmann zur zweiten Heimat geworden – «nicht zuletzt dank des Appenzeller Käses», wie sie mit einem Augenzwinkern sagt: «Aber im Ernst: Mir liegt persönlich sehr viel daran, dass ich mit meiner Arbeit zur sauberen und sicheren Energieversorgung unseres Landes beitragen kann». 

2200 Kilometer

Axpo versorgt mit ihren Netzen die gesamte Nordostschweiz, das Fürstentum Liechtenstein sowie Teile der Kantone Schwyz, Zug, Graubünden und Wallis mit Strom. Das Gebiet mit drei Millionen Einwohnern und einer prosperierenden Wirtschaft erstreckt sich über ein Drittel der Schweiz. Dabei werden bis zu 3200 MW Leistung an die Kunden abgegeben. Das überregionale Verteilnetz der Axpo erstreckt sich über rund 2200 km und spielt eine wichtige Rolle für die Versorgungssicherheit.

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