10.04.2017 - Axpo hat nach zwei Jahren Bauzeit die letzten Realisierungsarbeiten beim Kraftwerk Eglisau-Glattfelden für zwei neue Fischaufstiegsanlagen erfolgreich abgeschlossen. Eine neue Fischtreppe auf Schweizer Seite und ein Fischlift auf deutscher Seite ermöglichen den Fischen, flussaufwärts die Anlage leichter zu passieren. Die Aufstiegshilfen entsprechen dem neusten Stand der Technik. Das Projekt kostete insgesamt rund CHF 9.3 Mio.
Die Sicherstellung der Fischgängigkeit in Fliessgewässern ist seit dem 2011 revidierten Gewässerschutzgesetz Pflicht in der Schweiz. Axpo als grösste Produzentin von Wasserkraft in der Schweiz profitiert hierbei von langjähriger Erfahrung bei ihren Anlagen. Jedes Kraftwerk stellt aufgrund seiner Architektur sowie topographischen Lage einen Einzelfall dar. Lösungen werden gemäss neustem Stand der Technik und in engem Austausch mit den zuständigen Behörden und Umweltverbänden individuell auf die jeweilige Kraftwerkssituation und das Schwimmverhalten der Fische massgeschneidert. Beim Kraftwerk Eglisau-Glattfelden mussten aufgrund der unterschiedlichen Topographie auf Schweizer und auf deutscher Seite zwei verschiedene Lösungsansätze mit unterschiedlichen Aufstiegshilfen realisiert werden. Das seit 1988 unter Denkmalschutz stehende Kraftwerk durfte zudem baulich nicht verändert werden, was eine grosse Herausforderung darstellte.
Auf Schweizer Uferseite und beim Mittelpfeiler wurde eine neue Fischtreppe mit zwei Strängen gebaut, die durch einen horizontalen Kanal verbunden sind. Die Treppe weist insgesamt eine Länge von 354 Meter auf. Auf dem Mittelfpeiler des Kraftwerks wurde eine 15 Meter lange Betonkonstruktion platziert. Wände innerhalb der Konstruktion sorgen dafür, dass die Fische die Treppe in Schlangenlinie durchschwimmen. Durch die Länge der Treppe, die Anordnung der Zwischenwände und Schlitze sowie die schlangenförmige Führung verringert sich die Höhe der einzelnen Stufen, so dass auch schwimmschwache Fische wie die Groppe die Gesamthöhendifferenz von maximal 11,4 Meter passieren können. Die innerhalb der Fischtreppe angelegten Becken von 2 Meter Breite und 2,85 Meter Länge sorgen dafür, dass auch grosse Fische wie der Lachs in den serpentinenförmigen Gängen genügend Platz haben.
Den oberflächen- oder bodennah wandernden Fischen stehen je nach Wanderroute drei Einstiege zur Verfügung, eine auf Uferseite und zwei beim Mittelpfeiler. Da der Fisch immer die stärkste Strömung sucht, kann er mit sogenanntem Lockwasser zu den Treppeneingängen geführt werden. Je nach Einstiegsort hat er beim Kraftwerk Eglisau-Glattfelden eine Distanz von 206 bis 254 Metern zurückzulegen.
Auf deutscher Seite war aufgrund der engen Platzverhältnisse und steilen Uferhänge die Realisierung einer Fischtreppe nicht möglich. Stattdessen konnte für den Bau eines Fischlifts die bestehende Schiffsschleuse genutzt werden. Eine künstlich erzeugte Leitströmung lockt die Fische von der Schleuse in eine Kammer, von wo aus sie in einer Reuse hochgehoben und ins Oberwasser freigelassen werden. Die Fischtransporte erfolgen automatisch und je nach Jahres- und Laichzeit vier- bis zwölf Mal täglich.
Die geleisteten Umbaumassnahmen beim Kraftwerk Eglisau-Glattfelden berücksichtigen das Schwimmverhalten von rund 30 Fischarten und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die freie Fischwanderung im Rhein. Die neuen Aufstiegshilfen ersetzen die bisherige Fischtreppe, die vor knapp 100 Jahren in Form von kleinen Wasserbecken eingebaut wurde.
Der Erfolg dieser Investitionen zu Gunsten der Fischwanderung wird nun im Rahmen einer umfassenden Erfolgskontrolle, die im März 2017 gestartet ist, überprüft. Während eines Jahres werden die aufsteigenden Fische auf deutscher und Schweizer Seite in Zählbecken oder sogenannte Reusen geleitet, wo sie manuell gezählt und nach Art und Grössenklasse protokolliert werden. Die Becken werden in Abhängigkeit der Anzahl aufsteigender Fische täglich mindestens einmal geleert. Die Zählungen werden durch Axpo und mit Unterstützung der lokalen Fischereivereine auf Schweizer und Deutscher Seite durchgeführt. Die Ergebnisse liegen voraussichtlich im Sommer 2018 vor.
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