18.03.2025 | Auf dem Weg zu Nettonull
Weltweit wächst die Nachfrage nach LNG als wichtiger Übergangskraftstoff im maritimen Sektor, der emissionsärmer und kosteneffizienter als traditionelle Treibstoffe ist. Im März tätigte Axpo im Hafen von Málaga mit einer Lieferung von etwa 2.800 metrischen Tonnen Flüssigerdgas (LNG) an den Konzern MSC zum ersten Mal eine Schiff-zu-Schiff-Bunkeroperation in Spanien. Lieferungen mit LNG-Kleintankern bieten Axpo Kunden mehr Flexibilität und Versorgungssicherheit. Fast zeitgleich feierte Axpo mit den ersten Lieferungen von Bio-LNG ein weiteres wichtiges Ereignis auf der iberischen Halbinsel.
Mit der fortschreitenden Dekarbonisierung und näher rückenden Fristen zur Umsetzung von Nettonull-Zielen sind kohlenstoffarme Kraftstoffe gefragt wie nie. Neben der Schwerindustrie ist auch die Schifffahrtsindustrie einer der Bereiche, in der es bis dato wenige Alternativen zu herkömmlichen Kraftstoffen gibt, die kohlenstoffärmer, jedoch auch kosteneffizient sind. Umso mehr wächst in diesem Feld die Nachfrage nach Flüssigerdgas – oder LNG – einer ökonomischen und verglichen mit traditionellen Schiffstreibstoffen nachhaltigeren Lösung, die Kunden obendrein mehr Flexibilität bietet, wenn sogenannte LNG-Kleintanker eingesetzt werden.
Fast 99% der Schifffahrtskraftstoffe bisher ölbasiert
Laut der Internationalen Energieagentur IEA, hat der internationale Schifffahrtssektor traditionell bisher über 99% seines gesamten Energiebedarfs durch ölbasierte Kraftstoffe abgedeckt. Damit ist der Sektor weltweit eines der grössten „Sorgenkinder“, um die angestrebten Netto-Null-Ziele bis 2050 zu erreichen.
Im Juli 2023 verabschiedeten die 176 Mitgliedstaaten der internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO eine neue Strategie zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Schiffen mit verschärften Zielen zur Bekämpfung schädlicher Emissionen. Die Einführung alternativer treibhausgasfreier und nahezu treibhausgasfreier Kraftstoffe bis 2030 ist grundlegend, so die IMO. Auch die IEA fordert, dass der Sektor „verstärkt alternative Kraftstoffe wie Biokraftstoffe, Wasserstoff, Ammoniak und Strom einsetzen“ muss.
Dieses Bestreben ist mit zwei Hürden verbunden: zum einen sind die sogenannten Bio-Kraftstoffe für den maritimen Sektor oft noch nicht im industriellen Massstab verfügbar, zum anderen sind sie – zumindest derzeit – noch so teuer, dass ihre Nutzung die Wirtschaftlichkeit vieler Schiffsaktivitäten enorm beeinträchtigen würde.
Flüssigerdgas – international als so genanntes Liquified Natural Gas (LNG) bekannt – ist daher ein sehr geeigneter Übergangskraftstoff, der dem Schifffahrtssektor dabei hilft, Dekarbonisierungsziele zu erreichen. LNG ist ein etablierter Kraftstoff, der schon jetzt weltweit und ausreichend verfügbar ist und den Ausstoss von Kohlenstoffemissionen im Vergleich zu Diesel oder Schweröl um bis zu 30% verringert.
Was genau ist LNG?
Flüssigerdgas ist verflüssigtes, aufbereitetes Erdgas – überwiegend aus Methan bestehend - das auf bis zu 162 °C abgekühlt wird und somit nur einem Bruchteil des Volumens von gasförmigem Erdgas entspricht.
LNG ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten LPG (Liquified Petroleum Gas). LPG ist gemeinhin auch als sogenanntes Autogas bekannt und besteht aus einem Propan-Butan-Gemisch, das sich bereits bei moderater Kühlung verflüssigt.
Vorteile von LNG in der Schifffahrt: ausreichend verfügbar und ökonomisch
Im Vergleich zu Schweröl oder Diesel – den herkömmlich genutzten Kraftstoffen in der Schifffahrt – reduziert LNG die Emissionen deutlich. Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass weniger Schwefeldioxid, Stickoxide und Feinstaub anfallen. Deutlich zu spüren ist dies zum Beispiel an der Luftqualität von Hafenstädten, die regelmässig eine Vielzahl an Schiffen, insbesondere Frachtschiffe, empfangen.
Zudem sind LNG-betriebene Schiffe gemeinhin leiser. Ein Hauptgrund dafür ist die Tatsache, dass Dieselmotoren höhere Verdichtungsverhältnisse und einen kraftvolleren Verbrennungsprozess haben, die zum charakteristischen Klappern oder „Dieselnageln“ beitragen. Dies ist bei gasbetriebenen Motoren nicht der Fall.
Entsprechend gross ist die Nachfrage nach Flüssigerdgas, vor allem bei Schiffsbetreibern.
LNG-Bunkering: ein wachsender Markt
Diese sehen sich zudem zunehmend mit logistischen Hürden konfrontiert, denn die Betankung von grossen Schiffen – sowohl Container- als auch Kreuzfahrtschiffen - ist längst nicht überall möglich.
Sogenannte LNG-Kleintanker sind daher eine gefragte Option. Sie ermöglichen das Betanken mit Flüssigerdgas von Schiff zu Schiff - auch als Bunkering bekannt – und füllen somit eine wichtige Infrastruktur-Lücke für Kunden, die herkömmliche Befüllungsterminals nicht in Anspruch nehmen können.
Der Branchenverband SEA-LNG meldete in seinem diesjährigen Bericht „View from the Bridge" ein jährliches Wachstum von über 33% auf 638 LNG-betriebene Schiffe, die 2024 weltweit in Betrieb waren. Laut SEA-LNG soll wird sich diese Zahl bis Ende 2028 fast verdoppeln und auf über 1200 Schiffe wachsen.
„Diese Rekordausweitung folgt auf die wachsende Verfügbarkeit von LNG-Bunkerkraftstoffüber die traditionellen Bunkerhubs hinaus. Derzeit sind LNG-Bunker in etwa 198 Häfen weltweit zugänglich, und es gibt Pläne für Bunkeranlagen in weiteren 78 Häfen,“ notiert der Verband. „Dies rührt davon, dass heute über 60 LNG-Bunkerschiffe in Betrieb sind, was einen Anstieg von 22 % gegenüber 2023 bedeutet.“
Zum Vergleich: Laut Marine Vessel Traffic gibt es weltweit gibt rund 4200 kommerzielle Häfen.
Axpo: Erste LNG-Bunker-Lieferung in Spanien
Axpo ist im Mid- und Downstream-Geschäft von Erdgas und LNG in der Schweiz und im Ausland tätig. Seit fast 20 Jahren handelt und transportiert Axpo Gas in ganz Europa, darunter seit mehr als einem Jahrzehnt auch LNG. Zu den Kunden gehören sowohl kleine und mittlere Unternehmen (KMU) als auch grosse energieintensive Industrieunternehmen. Die LNG-Einheit von Axpo verfügt über umfangreiche Expertise in der Belieferung von Industriekunden und verbuchte mit der 100. LNG-Lieferung nach Europa erst kürzlich einen neuen Meilenstein.
Insgesamt lieferte Axpo zwischen Januar 2020 und September 2024 100 LNG-Ladungen nach Europa, vorwiegend nach Spanien, Frankreich, Italien und Portugal. Dies entspricht einer Menge von 76,07 Terrawattstunden (TWh), was der jährlichen Stromversorgung von rund 4,7 Millionen Haushalten gleichkommt.
Aufgrund wachsender Nachfrage nach LNG als emissionsärmere und kostengünstigere Lösung im maritimen Sektor bietet auch Axpo ihren Kunden einen Service mit LNG-Bunkerschiffen.
Im März tätigte Axpo im Hafen von Málaga eine erste Lieferung von etwa 2.800 metrischen Tonnen LNG an MSC, einen führenden globalen Schifffahrts- und Logistikkonzern. Dabei kam ein 7.500 Kubikmeter umfassender LNG-Kleintanker zum Einsatz, den Axpo auf Charter-Basis im Hafen von Málaga betreibt. Es war das erste Schiff-zu-Schiff-Bunkergeschäft von Axpo in Spanien.
Neben Málaga, einem Knotenpunkt für den kommerziellen Seeverkehr, wird Axpo LNG-Kleintanker-Operationen auch an anderen spanischen Terminals wie Algeciras, Valencia und Barcelona anbieten. Dabei soll in Zukunft auch ein 12.500 Kubikmeter Schiff auf Charter-Basis zum Einsatz kommen. Beide Schiffe sind mit modernster Technologie ausgerüstet.
Fast zeitgleich feierte Axpo mit den ersten Lieferungen von Bio-LNG ein weiteres wichtiges Ereignis auf der iberischen Halbinsel. Abnehmer des grünen Kraftstoffs waren zwei Fähren des spanische Unternehmens Baleària. Bio-LNG wird aus Biomethan gewonnen - in diesem Fall aus landwirtschaftlichen und organischen Abfällen von Anlagen in Lleida und Madrid – und ist somit zu 100% erneuerbar. Als solches ist Biomethan wegweisend für die Schaffung grüner Schifffahrtskorridore und die Erreichung von Nettonull-Zielen.