16.09.2022 | Warum es ohne Handel keine Energiezukunft gibt

10 Antworten zum Stromhandel von Axpo

Viele fragen sich zurzeit, was Stromhandel eigentlich ist. In Politik und Medien ist Verschiedenes zu hören. Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen.

1. Warum braucht es überhaupt Handel?

Handel ist von der Produktion nicht wegzudenken. Es genügt nicht, ein Kraftwerk anzuwerfen, den Strom ins Netz zu speisen und dann zu hoffen, jemand könne den Strom dann schon gebrauchen. Handel ist der Absatzkanal unseres Produktes Strom. Produktion ohne Handel wäre wie ein Förderband, das ins Leere läuft. Der Handel ist der Marktplatz der Produzenten.

2. Wie sieht der Handel bei Axpo aus?

Das Handelsgeschäft bei Axpo besteht aus drei Bereichen.

Die Vermarktung unserer eigenen Produktion, auch «Asset Backed Trading» genannt. Axpo und andere europäische Stromunternehmen sichern ihre eigene Produktion jeweils über mehrere Jahre im Voraus ab, was einer international anerkannten und weit verbreiteten Absicherungsstrategie entspricht. Axpo wendet diese in einer konservativen Form an und sichert den Strom aus ihren Schweizer Kraftwerken mehrere Jahre im Voraus ab. Dadurch minimiert das Unternehmen für sich und seine Kunden das Preisrisiko. 

Das massgeschneiderte Kundengeschäft, auch «Origination» genannt. Hier geht es in erster Linie um Liefer- und Abnahmeverträge mit Produzenten und Kunden im In- und Ausland. Axpo bringt beispielsweise einen Windkraftpark in Norddeutschland mit einem energieintensiven Unternehmen der Region zusammen und liefert quasi als Vermittlerin den Vertrag für beide Seiten. Mit diesen sogenannten «Power Purchase Agreements» (PPA) sichern sich Produzenten und Konsumenten gleichermassen ab. Dank PPAs kommt die Energiewende voran, denn sie setzen einen Anreiz für Investoren, im Bereich erneuerbarer Energie zu investieren. Gleichzeitig haben viele Unternehmen ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele, setzen auf erneuerbaren Strom und wollen möglichst für eine lange Phase Planungssicherheit. PPAs ermöglichen das.

Der kleinste Bereich ist der Eigenhandel, auch «Proprietary Trading» genannt. Eigenhandel wie auch der Stromhandel insgesamt unterliegen strengen internationalen Vorschriften und werden intern mit strikten Limiten begrenzt. In diesem Bereich kommt zum Beispiel unser Flüssigerdgas (LNG)-Geschäft zum Zug. Dank diesem Geschäftsbereich konnten wir in den letzten Monaten zahlreiche LNG-Lieferungen über Spanien nach Europa bringen und somit die Versorgung des Kontinents unterstützen. Davon profitiert auch die Schweiz, hat sie doch selber keine Gasspeicher.

3. Stammen die möglichen Liquiditätsprobleme aus spekulativen Geschäften?

Nein, im Gegenteil. Bei den Absicherungen unserer Schweizer Stromproduktion wurden mit den Kunden vor Jahren fixe Preise vereinbart – und eben nicht spekuliert. Für diese konservative Absicherung sind nun aufgrund der historischen Energiekrise temporär unvorhersehbar hohe Sicherheitsleistungen (eine Art Mietkaution) zu entrichten. Hätte Axpo spekulieren wollen, hätte sie nicht ihre Produktion auf Jahre im Voraus verkauft, sondern auf steigende Preise gewettet und damit im heutigen Umfeld viel Geld verdient. Auch bei anderen Handelsaktivitäten (Origination/Kundengeschäft) gibt es Sicherheitsleistungen. Diese haben einen gegenläufigen Effekt und dementsprechend also den Liquiditätsbedarf aus der Vermarktung der Schweizer Produktion (Asset Backed Trading) gemindert. In diesem sehr anspruchsvollen Umfeld profitiert Axpo also von ihrer breiten Diversifizierung hinsichtlich geografischer Märkte und Geschäftsfelder.

Mehr zur Funktion der Sicherheitsleistungen

4. Hat der Handel eine Zukunft?

In einer Welt, die zunehmend von mehr verteilter, dezentraler Produktion mit Erneuerbaren quer über Europa geprägt ist, wird der Handel in Zukunft noch wichtiger werden, auch weil je nach Geografie gewisse Regionen besser für bestimmte Technologien geeignet sind. Axpo ist mit ihrer starken internationalen Präsenz gut positioniert dafür, wovon auch die Schweiz insgesamt profitiert. Eine Energiezukunft ohne Handel gibt es nicht.

5. Wie erfolgt die Kontrolle des Handelsgeschäftes bei Axpo?

Axpo kann auf bewährte Standards und diverse interne Kontrollfunktionen wie das Risiko-Management in den Divisionen und im Konzern, ihre interne Revision, auf externe Wirtschaftsprüfer sowie auf ein erfahrenes Management setzen. Diese Kompetenz hat es dem Unternehmen in den vergangenen Jahren ermöglicht, das Handelsgeschäft erfolgreich zu betreiben, wie sich in den Geschäftsberichten nachlesen lässt.

6. Ist die Strategie von Axpo noch richtig?

Axpo verfügt über eine hinsichtlich Regionen und Geschäftsfeldern diversifizierte Strategie. Diese Strategie reduziert Risiken und macht Axpo unabhängiger vom volatilen Strompreis. Hätte Axpo kein Handelsgeschäft, wäre sie in der aktuellen Energiekrise mit viel grösseren Herausforderungen konfrontiert, denn aus dem Handelsgeschäft fliesst Liquidität zu, aus dem Schweizer Geschäft fliesst sie ab. Es ist paradox: Die langfristigen Aussichten von Axpo sind positiv, kurzfristig sind wir aber mit den Herausforderungen dieser historischen Energiekrise konfrontiert.

7. Hat Axpo einen Versorgungsauftrag für die Schweiz?

Axpo hat seit der Marktliberalisierung 2009 keinen Versorgungsauftrag mehr, leistet aber als grösste Schweizer Stromproduzentin mit ihren Kraftwerken nach wie vor einen substanziellen Beitrag für die Versorgungssicherheit der Schweiz. Kein Unternehmen kann die Versorgungssicherheit alleine sicherstellen. Das ist weder technisch, ökonomisch noch rechtlich möglich. Der Politik obliegt es, für Rahmenbedingungen zu sorgen, damit die Energiewirtschaft optimal produzieren kann. Elektrizitätswerke mit Endkunden oder energieintensive Unternehmen können bei Axpo Strom beziehen, müssen es aber nicht.

8. Was bedeutet das Handelsgeschäft für die Kunden?

Axpo Kunden, etwa Schweizer Verteilnetzbetreiber mit vielen Endkunden, grosse Industriebetriebe oder KMUs, profitieren von planbaren Preisen durch langfristige Stromlieferverträge für eine garantierte Energielieferung. Gerade jetzt erhalten solche Kunden vergleichsweise tiefe und stabile Preise und müssen den Strom nicht zu den aktuellen Rekordpreisen einkaufen. Hinzu kommen Kunden, die durch die Vermittlung von Axpo ein PPA abgeschlossen haben und dadurch entweder ihren grünen Strom verkaufen oder aber grünen Strom einkaufen können. Dazu zählt etwa Denner, der den Strom unserer alpinen Solaranlage am Muttsee auf viele Jahre zu einem planbaren Preis beziehen kann.

9. Hat der Handel die Eigenkapitalquote von Axpo geschmälert?

Nein. Die Verlängerung der Bilanz und damit einhergehend eine tiefere Eigenkapital-Quote haben direkt mit den in dieser Energiekrise extrem gestiegenen Preisen zu tun. Sobald die Preise wieder sinken, steigt die Eigenkapital-Quote automatisch wieder an.

10. Gibt es Restriktionen im Handelsgeschäft?

Axpo hält sich selbstverständlich an alle relevanten Vorschriften in den Märkten und Ländern, in denen sie tätig ist. Dazu gehören die EU-Vorschriften MiFID und EMIR sowie das Schweizer Pendant FinfraG.

Weitere Information zur Kreditlinie des Bundes für Axpo finden Sie hier.

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