09.10.2023 | Monatliches Update europäische Energiemärkte, Oktober 2023

Mildes Wetter und gestärktes Vertrauen in die Kernenergie mindern Winterrisiken

Die milden Wetterbedingungen im September führten zu einer Verbesserung des Energieausblicks für Europa und zu einer Minderung der Risiken für die Winterversorgung. 

Rekordhohe Durchschnittstemperaturen schwächten die noch immer unterdurchschnittliche Nachfrage zusätzlich ab. Der Beginn der Heizperiode verschob sich damit mindestens auf Oktober. Auf der Angebotsseite verbesserten die starken Niederschläge in den nordischen Ländern die Wasserbilanzen, die zum Ende des Montas über ihren langfristigen Durchschnitt lagen. Zu dem positiven Angebotsausblick trug auch die unerwartet rasche Erholung der französischen Kernenergieproduktion durch EDF bei. Sie lag im September deutlich über dem Vorjahresniveau. Diese Entwicklung stimmte die Marktteilnehmer optimistisch im Hinblick auf die Leistung der französischen Kernkraftflotte im kommenden Winter. Infolgedessen gaben die Risikoprämien auf französische Strom-Winter-Kontrakte nach.

Auf den Brennstoffmärkten resultierten Streiks in australischen LNG-Exportanlagen anfänglich in einer übermässig hohen Risikoprämie für die europäischen Gasmärkte, da mögliche Engpässe in der LNG-Versorgung erwartet wurden. Dieses Risiko verwirklichte sich zwar nicht, doch ein deutlicher Rückgang des norwegischen Angebots bremste die Auffüllung der Gasbestände. Daraufhin stiegen die Gaspreise im Monatsverlauf. Die Kohlepreise zogen aufgrund rekordhoher chinesischer Importe an. Im August machten diese mehr als 40 Prozent des Weltmarktes aus. Dieser kräftige Anstieg kann auf Unsicherheiten im Zusammenhang mit der heimischen Kohleproduktion zurückgeführt werden. Der Betrieb zahlreicher chinesischer Kohlebergwerke wird derzeit durch staatlich angeordnete Sicherheitsinspektionen unterbrochen. Zudem entspricht der Anstieg dem Wachstum der Stahlexporte und der robusten Nachfrage aus dem Stromsektor bei hohen Temperaturen und einer geringeren Produktion aus Wasserkraft. Hinzu kam die Ankündigung einer zusätzlichen Steuer auf Kohleexporte durch Russland. Diese stellt eine potenzielle Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit der russischen Kohle dar. Die strategische Entscheidung Südkoreas, die Nutzung russischer Kohle zu reduzieren und seine Energieversorgung zu diversifizieren, trug ebenfalls zur Veränderung der auf den Kohlemärkten bei. Dadurch intensiviert sich der weltweite Wettbewerb um Kohleressourcen ausserhalb von Russland.

Auf dem Emissionsmarkt dämpften die verhaltene Industrieproduktion, die verbesserte französische Kernenergieproduktion und die höheren Hydrospeicher in den nordischen Ländern die Nachfrage nach Emissionszertifikaten und glichen somit die Nachfrage unterstützende günstigere Position von Kohle- gegenüber Gaskraftwerken in der Merit-Order aus. Die schwache Entwicklung der Industrie und des Energiesektors in Grossbritannien führte zu einem deutlichen Rückgang der Emissionen und damit zu einem anhaltenden Abwärtsdruck auf UKA-Preise. Zusätzlich verschärft wird dies durch das Fehlen eines mit der Marktstabilitätsreserve der Europäischen Union vergleichbaren Mechanismus, der das Angebot an Emissionszertifikaten in Grossbritannien reguliert. Im Gegensatz dazu stiegen die Ölpreise auf neue Jahreshöchststände. Dazu trug insbesondere die Verlängerung der OPEC/OPEC+-Exportbeschränkungen bis Dezember bei. Auch die Ankündigung Russlands, die Ausfuhr von Benzin und Diesel in die meisten Länder ausserhalb der ehemaligen Sowjetunion zu verbieten, trug zu dieser optimistischen Marktstimmung bei.

Für Oktober rechnen wir mit einer anhaltend schwachen Gasnachfrage in Verbindung mit einem deutlichen Anstieg des norwegischen Angebots. Es könnte schwierig werden, die Dynamik der anhaltenden Kohleimporte nach China aufrechtzuerhalten, insbesondere wenn die Schwäche im chinesischen Immobiliensektor anhält und die Wetterbedingungen im Winter milder ausfallen als gewöhnlich. Wir halten an unserer Einschätzung fest, dass das Verhältnis von Gas- zu Kohlepreisen in den kommenden Monaten der wichtigste zugrunde liegende Faktor für EUAs bleiben wird. Gleichzeitig beobachten wir aufmerksam die politischen Entwicklungen im Hinblick auf die potenzielle Aufteilung der Stromgebotszone in Deutschland.

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