23.02.2018 | Axpo CEO Andrew Walo über das Top-Rating von EcoVadis

«Auszeichnung hat mich sehr gefreut»

Wie nachhaltig ist Axpo eigentlich unterwegs. Und wo stehen wir im Vergleich mit der Konkurrenz? Konzernchef Andrew Walo im Gespräch über Stellenwert und Bedeutung der Nachhaltigkeit bei Axpo.

Andrew Walo, bei Axpo stand in den letzten Jahren der Aspekt der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit klar im Vordergrund. Wie sieht es heute aus?
Für ein gewinnorientiertes Unternehmen steht die wirtschaftliche Dimension immer an erster Stelle. Ohne sie können letzten Endes weder die ökologische noch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit ausgebaut werden. Aufgrund des sehr anspruchsvollen Marktumfelds und sich verändernder Rahmenbedingungen stand bei Axpo die letzten Jahre die Wirtschaftlichkeit natürlich noch stärker im Zentrum als sonst. Heute kann ich sagen, unsere harte Arbeit zahlt sich aus. Wir haben wiederkehrende Einsparungen von über 200 Mio. CHF erzielt und sind in den Wachstumsmärkten erfolgreich. Das Geschäftsjahr 2016/17 haben wir wieder mit Gewinn abgeschlossen.

Erneuerbare Energien sind das strategisches Wachstumsfeld von Axpo. Wie geht es hier voran?
Vor zwei Jahren hat Axpo die Volkswind GmbH gekauft. Dadurch sind wir nun in der gesamten Wertschöpfungskette präsent, von der Entwicklung über den Bau und Betrieb der Windkraftanlagen bis zur Vermarktung des Stroms. In Frankreich haben wir im Berichtsjahr sechs Windparks mit insgesamt 35 Anlagen ans Netz gebracht. Weitere 3000 MW sind in der Pipeline. Zum Vergleich: In der Schweiz gibt es heute insgesamt 37 Windenergieanlagen. Zudem betreut Axpo für ihre Kunden in ganz Europa ein Portfolio von erneuerbaren Energien mit circa 14 000 MW installierter Leistung, hauptsächlich Windkraft und Photovoltaik. Die Axpo Tochter CKW plant, in der Schweiz ebenfalls neue Windparks zu bauen. Ein Projekt auf dem Lindenberg ist eingereicht. Leider ist allerdings auch in diesem Fall der lokale Widerstand gross. Ob das Projekt realisiert werden kann, wissen wir daher heute noch nicht.

Nachhaltig unterwegs: Auch mit Holzschnitzeln

Wo liegt der Fokus der Axpo in der Schweiz?
Hier setzen wir neben der Biomasse primär auf die Wasserkraft. Im Rahmen von Revisionen von Kraftwerken können wir durch Modernisierungsmassnahmen oft einen Mehrwert erzielen. In diesem Jahr haben wir z.B. beim Kleinwasserkraftwerk Windisch die Turbinen ersetzt. Dadurch konnten wir die Effizienz steigern und produzieren heute mit derselben Menge Wasser 1200 MWh mehr Strom. Dank einer Vielzahl von Erneuerungsmassnahmen bei verschiedenen Anlagen haben wir insgesamt sogar eine Energieeffizienzsteigerung von über 9000 MWh erreicht. Dies ist natürlich ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.

Aber Investitionen lohnen sich doch heute nicht mehr, oder?
Ja, das ist der Haken an der Sache: Unter den heutigen Rahmenbedingungen mit tiefen Preisen und hohen Abgaben lohnen sich Investitionen meist nicht. An einen Neubau ist unter diesen Umständen gar nicht zu denken. Mit Blick auf den künftig notwendigen Ersatz von Kapazitäten der Kernkraftwerke bereitet mir diese Entwicklung Sorgen. Denn für die Gewährleistung der Versorgungssicherheit brauchen wir die Wasserkraft. Es wäre wichtig, die Rahmenbedingungen so auszugestalten, dass Anreize für Investitionen bestehen. Es ist meines Erachtens zentral, dass die Politik wieder mehr Markt entstehen lässt, dass sie Anreize setzt, aber nicht überreguliert. Der Ball liegt nun bei der Politik.

«Für die Gewährleistung der Versorgungssicherheit brauchen wir die Wasserkraft.»
Axpo CEO Andrew Walo

Axpo wurde in diesem Jahr von der Ratingagentur EcoVadis erstmals die goldene Nachhaltigkeitsmedaille verliehen. Eine Überraschung für Sie?
Die Auszeichnung hat mich sehr gefreut, denn sie bringt die externe Wertschätzung für die Leistungen und Erfolge unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Nachhaltigkeitsbelangen zum Ausdruck. Schon seit Jahren berichtet Axpo als erstes Energieunternehmen der Schweiz mit höchstmöglicher Transparenz über ihre Nachhaltigkeitsleistungen gemäss den internationalen GRI-Richtlinien. Es ist daher äusserst erfreulich, wenn diese Anstrengungen Früchte tragen und von Ratingagenturen anerkannt werden. 

Sind denn solche Ratings für Sie wichtig?
Ich denke, man muss hier unterscheiden. Es gibt unzählige Ratings, manche werden seriöser erhoben als andere. GRI ist eine internationale unabhängige Standardisierungsorganisation, EcoVadis ein etabliertes Rating. Das ist insofern von Bedeutung, als gute Bewertungen vermehrt von unseren Kunden nachgefragt werden. Manche verlangen heute sogar einen gewissen Score, um überhaupt offerieren zu können. Denn bei der Energie ist es heute nicht anders als bei anderen Produkten: Der Kunde will genau wissen, woher ein Produkt stammt und wie es entstanden ist. Wir müssen in der Lage sein, diese Fragen zu beantworten. Die Auszeichnung mit der Goldmedaille und die Rangierung unter den Top 5 Prozent aller bewerteten Unternehmen bei EcoVadis sprechen für uns. Das kann bei der Gewinnung eines Kunden durchaus die Waagschale zu unseren Gunsten beeinflussen. Aus den gleichen Überlegungen heraus haben wir auch entschieden, unsere Nachhaltigkeitsziele so anzupassen, dass wir uns besser mit anderen Unternehmen vergleichen können. Die Branche dient uns als Benchmark. Und unsere Kunden können unsere Ziele und die Zielerreichung besser

Andrew Walo

In der Öffentlichkeit sichtbar ist Axpo in der Schweiz vor allem mit ihrem Fussball-Sponsoring. Wie sieht es mit dem Engagement für den Behindertensport aus?
Axpo gibt heute weniger Geld für die Präsenz im Spitzenfussball aus. Dafür haben wir die beliebten Axpo Fussballcamps für sportbegeisterte Mädchen und Buben ausgebaut. Und wir unterstützen den Frauenfussball. Die Kooperation mit PluSport haben wir nicht nur beibehalten, sondern das Angebot mit den Fussballteams für Behindertensportler sogar erweitert, sodass inzwischen auch Erwachsene mitmachen können. Zudem sind wir beim jährlichen PluSport-Tag in Magglingen seit über 10 Jahren als Partnerin dabei. Ich engagiere mich hier – wie viele Kolleginnen und Kollegen bei Axpo – jeweils als Volunteer. Mindestens so wichtig finde ich aber auch, dass verschiedene Menschen mit einer Beeinträchtigung zu den Axpo Mitarbeitenden zählen. Wir haben daher auch gerne der Anfrage entsprochen, die CHARTA zu unterzeichnen, ein Bekenntnis von Arbeitgebern zur Gleichbehandlung und Integration von Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt.

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