24.10.2017 | Axpo CEO Andrew Walo im Gespräch
Der weitsichtige und rücksichtsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen wird je länger je wichtiger. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist in. Was bedeutet er für ein Energieunternehmen wie Axpo? CEO Andrew Walo erklärt im Interview, welchen Stellenwert er der Nachhaltigkeit beimisst.
Mindestens seit der Annahme der Energiestrategie 2050 sehen wir der nachhaltigen Energiezukunft klarer entgegen. Andrew Walo, wo sehen Sie den Beitrag von Axpo zur ökologischen Nachhaltigkeit?
Axpo ist seit langem die grösste Schweizer Produzentin von erneuerbaren Energien. Dies in erster Linie mit unseren Wasserkraftwerken in der Schweiz. Axpo besitzt und betreibt aber auch das grösste Biomassekraftwerk der Schweiz, das Holzkraftwerk in Domat/Ems. Mit der neu gebauten Schnitzeltrocknungsanlage konnte der Wirkungsgrad der Anlage deutlich gesteigert werden. Zudem versorgen wir die benachbarte Ems-Chemie mit heissem Wasserdampf. Dadurch konnte das Unternehmen seinen CO2-Ausstoss um 85 Prozent verringern.
Axpo betreibt des Weiteren 15 Kompogasanlagen, wo sie aus Grüngut, Rüstabfällen und Speiseresten CO2-neutrale Energie produziert. Jüngst zeigt auch der Erfolg der Axpo Tochter CKW im Bereich von Solarenergie, dass wir nachhaltig unterwegs sind: Die 4000m2 grosse Fläche an Solarpannels liefert nicht nur Strom für den Betrieb der Mehrzweck-Gebäudes von Galliker Transport. Zudem können damit 148 Elektroautos jährlich 12’000 km CO2-frei fahren.
Wenn wir an die Umgestaltung der Energieproduktion denken, dann ist auch das neu gebaute Pumpspeicherwerk Limmern ein wichtiges Element. Je höher der Anteil an stochastisch produzierenden Windkraftwerken und Photovoltaikanlagen, desto mehr werden wir auf grosse Pumpspeicherwerke angewiesen sein. Einerseits wenn es darum geht, Belastungsspitzen in den Übertragungsnetzen zu brechen, indem überschüssiger Strom aufgenommen wird. Anderseits um bei plötzlich einbrechendem Stromangebot oder stark steigender Nachfrage kurzfristig ausgleichen zu können. In beiden Fällen sind solch hochflexible Anlagen von eminenter Bedeutung, um das Netz stabil zu halten.
Axpo ist doch auch im Windgeschäft tätig. Steht hinter dem Engagement im Bereich Wind auch der Gedanke der Nachhaltigkeit?
Das Engagement ist kein Selbstzweck, sondern dient unmittelbar der nachhaltigen Unternehmensentwicklung zur Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs. Mit unserer Tochtergesellschaft Volkswind bauen wir 2017 insgesamt 35 Windanlagen in Frankreich. Zum Vergleich: In der ganzen Schweiz stehen heute insgesamt 37 Anlagen. Wind ist also eines der Wachstumsfelder von Axpo.
Stichwort Photovoltaik: Ist das kein Thema für Axpo?
Doch, sicher. Unser Tochterunternehmen in der Zentralschweiz, CKW, ist im Installationsgeschäft von Photovoltaikanlagen und Batterielösungen tätig und fördert den lokalen Ausbau der Solarstromproduktion. Erst letzte Woche hat CKW zusammen mit Galliker Transport für die 4000m2 grosse Photovoltaikanlage in Altishofen den Schweizer Solarpreis erhalten.
Für Axpo selbst sind nur Grossanlagen interessant. Geeignete Flächen hierfür zu finden, ist in der Schweiz aber nicht ganz einfach. Was wir prüfen, ist die Installation einer grossen PV-Anlage an der Muttsee-Staumauer des PSW Limmern auf 2500 m ü.M. Die Voraussetzungen sind dort eigentlich ideal. Allerdings werden wir das Projekt nur dann konkretisieren und umsetzen können, wenn wir für den Solarstrom kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) beziehen können. Denn allein mit den heute am Markt zu erzielenden Preisen ist ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich.
Man spürt Ihr persönliches Engagement für Nachhaltigkeitsthemen. Welchen Stellenwert haben diese bei Axpo?
Wir haben Nachhaltigkeit als Unternehmensziel bei uns verankert. Im Zentrum steht heute die ökonomische Dimension, geht es doch in erster Linie darum, die Wirtschaftlichkeit und damit auch die Kapitalmarktfähigkeit des Unternehmens zu erhalten.
Wir sind aber überzeugt, dass Nachhaltigkeit letztlich erst durch die Beiträge der Einzelnen im Unternehmen wirklich zu leben beginnt. Um die Ernsthaftigkeit des Anliegens zu unterstreichen, erhalten alle oberen Führungskräfte als Teil ihrer persönlichen Zielvorgaben auch ein Nachhaltigkeitsziel. Dieses kann auf die ökologische, ökonomische oder gesellschaftliche Dimension ausgerichtet sein, aber auch auf Governance oder Sicherheit. Daran messen wir unsere Führungskräfte.