06.04.2022 | Wachstumsstrategie für Solar und Wind bis 2030
Der Ausbau von klimafreundlichem Strom ist das A und O der Energiewende – in der Schweiz und in Europa. Als grösste Schweizer Produzentin von erneuerbaren Energien will Axpo weiter massgeblich dazu beitragen: 10 GW Solarparks und 3 GW Windenergieanlagen will Axpo bis 2030 zubauen. Christoph Sutter, Head Renewables bei Axpo, ordnet für uns diese Zahlen ein.
Christoph, Solar- und Windkraft sind die Technologien, die zurzeit am meisten auf Resonanz stossen. Wie schätzt du diese beiden Technologien ein?
Christoph Sutter: Auf jeden Fall haben diese beiden Technologien grosse Relevanz für die ganze Energiewende. Der stärkste Zubau wird im Bereich Solar geschehen. Sowohl auf Freiflächen wie auch auf Gebäuden oder bestehender Infrastruktur, die für den Bau von Solaranlagen geeignet sind. Ausserdem sind innerhalb der vergangenen 25 Jahre die Produktionskosten für Solarmodule stark gefallen – an vielen Standorten ist dadurch heute Solarenergie die günstigste Art Strom zu produzieren. Ähnlich sehe ich es bei der Windenergie. Sie soll vor allem dort zugebaut werden, wo der Wind weht, um möglichst viel Strom zu erzeugen. Übrigens, etwa zwei Drittel des Windstroms wird im Winterhalbjahr produziert. Auch darum ist diese Technologie so wichtig.
Winterstrom ist ein gutes Stichwort. Wie können wir sicherstellen, dass wir das ganze Jahr über genügend Strom haben?
Das ist eine sehr wichtige und komplexe Frage. Wir müssen verschiedene Technologien nutzen, um dies sicherzustellen. In der Schweiz sind wir in der glücklichen Lage, dass wir viele Stauseen haben. Diese können wir als wichtige Energiespeicher nutzen und teilweise einen Transfer vom Sommer in den Winter schaffen. Der Zubau von alpinen Solaranlagen, wie AlpinSolar, hilft ebenfalls, da diese rund die Hälfte des Stroms im Winter produzieren.
Axpo ist die grösste Schweizer Produzentin von Erneuerbaren und auch im benachbarten Ausland aktiv. Nun wollt ihr neu auch in Spanien, Italien und Polen Solaranlagen bauen. Wieso genau in diesen Ländern?
Wir wollen einen massgeblichen Teil zur Energiewende beitragen. Und das bedeutet, dass wir weiter zubauen müssen. Axpo ist in vielen europäischen Märkten schon jahrelang etabliert und kennt die jeweiligen lokalen Gegebenheiten. Die Produktionskosten der Solarenergie sind in den vergangenen Jahren so stark gesunken, dass wir heute nicht nur in den sonnenreichsten Ländern Südeuropas wie Italien und Spanien, sondern auch in Ländern wie Polen profitable Anlagen bauen können. Da wir innerhalb von Axpo das Know-how über die ganze Solar-Wertschöpfungskette besitzen – von der Projektentwicklung bis zum Stromhandel – sind wir sehr gut aufgestellt. Diese Synergien wollen wir nun auch in diesen Ländern systematisch nutzen. In Frankreich sind wir mit unserer Tochtergesellschaft Urbasolar bereits heute eines der führenden Unternehmen bei der Entwicklung und dem Bau von Solaranlagen. Weitere Länder, in denen Axpo tätig ist, werden folgen.
Insgesamt sollen Solarparks mit 10 GW zugebaut werden. Das ist enorm. Wie wollt ihr das schaffen?
Genau. 10 GW Solarstrom wollen wir bis 2030 bauen, das ist mehr als doppelt so viel installierte Kapazität wie wir heute im Bereich Wasserkraft haben. In einer ersten Phase arbeiten wir auch mit lokalen Co-Entwicklern zusammen, damit wir effizienter in die Märkte kommen. In Zukunft werden wir vermehrt Projekte vollständig ab «greenfield» Stadium selber entwickeln. Dabei haben wir die Absicht, die Aktienmehrheit der gebauten Solaranlagen wieder zu verkaufen. Unsere Strategie fokussiert auf «Asset light», das heisst, dass wir uns in erster Linie auf die Entwicklung und den Bau der Anlagen konzentrieren und nur eine Minderheit in der Betriebsphase selbst besitzen.
Hier geht es v.a. um den Ausbau der Solarenergie im Ausland. Was macht ihr in der Schweiz?
Auch in der Schweiz nehmen wir eine bedeutende Rolle bei der Umsetzung der Energiewende ein: Wir analysieren systematisch mögliche Folgeprojekte von AlpinSolar und sind auch sehr interessiert, Freiflächenanalgen zu bauen. Was viele nicht wissen: Axpo ist schon heute mit ihrer Tochtergesellschaft CKW aktiv dran, Schweizer Hausdächer und grössere Gebäude mit Solarpanels auszukleiden.
Solarenergie für die Energiewende. Ein wichtiger Beitrag. Wie sieht es mit dem Windzubau aus?
Bis 2030 wollen wir 3 GW Strom im Bereich der Onshore-Windanlagen zubauen. Die meisten Parks verkaufen wir nach dem Bau zu 100% und einige wenige behalten wir zu 100%. Grund dafür: Bei der Windkraft gibt es im Vergleich zur Solarenergie viel mehr relevante Entscheidungen in der Betriebszeit zu fällen. Da ist es effizienter und zielorientierter, wenn wir diese Entscheide für unsere Anlagen selbst treffen können. Wir behalten ausgewählte Parks in Regionen, in denen wir weitere Projekte entwickeln wollen und bei denen sie in ein sinnvolles Cluster für den Betrieb passen. Ansonsten konzentrieren wir uns auch hier auf unsere Kernkompetenz; die Entwicklung und den Bau grosser Windanlagen.
In welchen Ländern werdet ihr hier v.a. aktiv sein?
Wir sind mit unserer Tochtergesellschaft Volkswind bereits seit Jahren stark aktiv in Deutschland und Frankreich. In diesen beiden Ländern sehen wir weiterhin ein grosses Potenzial.
Zudem bereiten wir aktuell den Markteintritt in weitere Länder vor. Sobald die Entscheidungen dazu gefallen sind, werden wir darüber informieren.
Wir würden auch gerne in der Schweiz mehr machen. Grund für den geringeren Ausbau hierzulande allgemein ist, dass vergleichsweise wenig gut erschliessbares Windpotential vorhanden ist. Und bei den wenigen möglichen Standorten, die für die Energiewende und den dringend benötigten Winterstrom aber wichtig wären, sehen wir leider unglaublich langsame und beschwerliche Bewilligungsprozesse.