05.06.2018 | Axpo präsentiert an den Powertagen 2018 innovatives Tool

Netzplanung per Knopfdruck

Vom 5. bis 7 Juni finden in der Messe Zürich die Powertage statt. Dort treffen sich alle wichtigen Akteure der Schweizer Stromwirtschaft, Innovationen werden vorgestellt und Neuerungen in der Energiewelt diskutiert. Auch Axpo ist vor Ort und stellt ERIS, eine innovative Methode zur Bewertung der Netzqualität und Versorgungssicherheit vor.

Axpo am Branchentreffpunkt der Schweizer Stromwirtschaft

An den alle zwei Jahre stattfindenden Powertagen präsentiert Axpo eine neue Methode zur Messung und Bewertung des Stromnetzes: Die Netzqualitätskennzahl ERIS wurde inhouse in der Abteilung „Strategisches Asset Management" entwickelt und patentiert. Sie gibt der Versorgungssicherheit per Mausklick einen Wert und hilft Investitionen gezielt zu planen. Warum, was, wie und für wen? Wir haben Daniel Moor, Leiter Strategisches Asset Management bei Axpo, zu ERIS befragt.

Daniel Moor, Leiter Strategisches Asset Management

Warum braucht es überhaupt eine neue Messmethode für die Netzbewertung?
Das Stromnetz ist das Rückgrat einer sicheren Stromversorgung. Mit der Zunahme von dezentralem und unregelmässig anfallendem Strom aus erneuerbaren Energien wird die Netzplanung für die Betreiber noch anspruchsvoller und dynamischer. Mit Blick auf die zukünftige Netzentwicklung fehlte uns bei vorhandenen Bewertungsmethoden die Möglichkeit, die Versorgungssicherheit für unsere Netze quantitativ zu bewerten und so die Investitionen gezielt und zeitgerecht zu planen.

Was waren die Ansprüche an das neue Tool?
Das Tool sollte uns und auch anderen Netzbetreibern eine einfache, transparente Planung sowohl für das Gesamtnetz wie auch Teilnetze erlauben. Die Versorgungssicherheit soll jederzeit rasch beurteilt und Handlungsbedarf für Netzoptimierungen leicht und vor allem rechtzeitig identifiziert werden können. Dabei soll auch der Zustand der Anlagen mitberücksichtigt werden. Genau hier setzt ERIS an.

ERIS steht für Evaluation of Reliability Index for Electric Systems und misst die Versorgungssicherheit von Stromnetzen. Wie genau muss man sich das vorstellen?
Hinter der ERIS-Methodik steckt eine Software, die als Zusatzmodul in bestehende Netzberechnungsprogramme integriert werden kann. ERIS ermittelt aufgrund der darin erfassten, relevanten Netzdaten der Betreiber quasi per Knopfdruck eine einheitslose Zahl zwischen 0 und 120. Diese steht für die Qualität des Netzes. Dabei entspricht 120 einem idealen Netz. Angestrebt wird der Bereich zwischen 80 und 100. Je tiefer der Wert, desto grösser der Handlungsbedarf, das Netz zu erneuern oder auszubauen. Umgekehrt deuten Werte über 100 darauf hin, dass das Netz für die gestellten Anforderungen überdimensioniert ist.

Das klingt relativ simpel. Was kann ERIS, was bisherige Messmethoden nicht können?
Klingt vielleicht einfach. Dem Tool ERIS ist aber ein komplexes, von uns entwickeltes Berechnungsmodell hinterlegt. Bisherige Qualitätskennzahlen sind nur bedingt aussagekräftig, weil teils relevante Kriterien nicht berücksichtigt werden. Die Kennzahl ERIS trägt erstmals sämtlichen netzrelevanten Parametern bezüglich Lastfluss, Netztopologie und Zustand der Anlagen Rechnung. Insgesamt werden 39 Faktoren gewichtet, berechnet und bewertet, die zu einer belastbaren Qualitätskennzahl führen. Mit ERIS können verschiedene Varianten für Netzoptimierungen miteinander verglichen und einfach priorisiert werden. Das hilft, Investitionen gezielter zu tätigen und deren Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit zu bemessen. Dadurch werden Kosten optimiert, wovon nicht zuletzt die Netzkunden profitieren.

Kannst du ein konkretes Beispiel nennen?
Die üblichen Kennzahlen zur Beurteilung der Netzverfügbarkeit berücksichtigen nur einzelne Aspekte oder sind sehr aufwändig zu ermitteln. Zudem werden in der Regel die Erweiterungs- und die Erneuerungsplanung getrennt betrachtet. ERIS führt die relevanten Kriterien zusammen und erlaubt eine gesamtheitliche Sichtweise. Zum Bespiel wenn ein Gebiet längere Zeit nur durch eine einzige Leitung versorgt wird und hier noch alte Anlagen eingebunden sind, so stellt dies ein erhöhtes Versorgungsrisiko dar. Bisherige Kennzahlen berücksichtigen zum Teil Risiken nicht bzw. erst, wenn die Leitung tatsächlich ausfällt. ERIS kombiniert die verminderte Verfügbarkeit des Anschlusses mit dem Alter der Anlagen und der Netzbelastung. So ist ein möglicher Handlungsbedarf frühzeitig erkennbar.

Wo ist ERIS bereits im Einsatz?
Axpo setzt bereits seit rund zwei Jahren sowohl für grosse Hochspannungsnetze als auch für Mittelspannungsnetze ERIS erfolgreich ein. Mit der international tätigen Firma Neplan hat Axpo eine Partnerin gefunden, die ERIS als Zusatzmodul in ihrer Netzplanungs-Software integriert und seit diesem Frühjahr für Energieversorgungsunternehmen und industrielle Unternehmen vermarktet. Die Software Neplan wird heute bereits in über 100 Ländern in Übertragungs- und Verteilnetzen eingesetzt. Die ideale Partnerschaft, um eine zukunftsträchtige Innovation von Axpo erfolgreich auf den Markt zu bringen! Weitere Partnerschaften sollen folgen.

Was sind die nächsten Schritte?
Wir sehen das Potential für ERIS noch nicht ausgeschöpft und suchen deshalb zurzeit weitere Software-Anbieter, die ERIS in ihr IT-Portfolio übernehmen möchten. Das ist möglich, weil wir von Anfang an den Ansatz verfolgen, keine Exklusivrechte für die ERIS-Methodik zu vergeben. Diese verbleiben in allen Fällen bei Axpo.

Weshalb präsentiert sich Axpo an den Powertagen und was wird vorgestellt?
Die Energiewelt ist stark in Bewegung. Umso wichtiger ist es, dass alle Akteure am beliebten Event der Schweizer Stromwirtschaft alle zwei Jahre zusammenkommen. Axpo Netze präsentiert ihre Netzdienstleistungen bereits zum vierten Mal. Dieses Mal liegen die Schwerpunkte neben ERIS auf Batteriespeicherlösungen und Teleprotection für den Drittmarkt. Die Messe ist nun angelaufen und wir erwarten interessante Gespräche.

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