03.08.2023 | Die Managing Director von Axpo Singapore über den Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens von Grund auf

Vom Start-up zum Trading-Unternehmen mit Wertschöpfung

Sophie Ducoloner, Managing Director von Axpo Singapore, über die Erfolge, Herausforderungen und Zukunftspläne der Tochtergesellschaft, knapp drei Jahre nach deren Gründung. Sie teilt in diesem Interview ihre Ansichten über die LNG-Marktentwicklungen und die Energiewende in Asien und sagt, was wir aus den Marktturbulenzen des vergangenen Jahres lernen konnten.

Sophie, beginnen wir mit den Meilensteinen, die Axpo Singapore seit der Gründung erreicht hat.

Seit unserem letzten Gespräch Anfang 2021 gab es mehrere Höhepunkte. Unser grösster Erfolg ist jedoch die erfolgreiche Gründung eines Trading-Unternehmens in Singapur. Die Einrichtung der Trading- und IT-Systeme, die Sicherstellung eines steigenden Cashflows, die Sicherung der richtigen Fähigkeiten und die Einführung robuster Risikomanagementprozesse erforderten einen enormen Arbeitsaufwand, sodass wir sehr stolz darauf sind, all dies erfolgreich umgesetzt zu haben.

Ich spreche in diesem Zusammenhang von der 1. Phase, die bedeutet, dass wir hinsichtlich des Handels von Flüssigerdgas, Gas und Strom voll einsatzfähig sind und sowohl physische Produkte als auch Futures anbieten. Wir handeln mit physischen LNG-Ladungen und Gas-Futures und haben gerade erst begonnen, Strom-Futures in Japan zu handeln. Im September sollten wir bereit sein, Stromderivate in Australien und Neuseeland zu handeln, und zum Jahresende LPG.

Glückwunsch! Warum Japan und was war Ihr Ansatz, um diesen neuen Markt zu erschliessen?

Der japanische physische Markt ist eineinhalbmal so gross wie der deutsche und verfügt über ein enormes langfristiges Potenzial an Derivaten. Der Markt reift weiter, was bedeutet, dass für uns gute Aussichten bestehen, das Fachwissen und Know-how von Axpo anzubieten, einschliesslich Risikoabsicherungsprodukte, lokaler Risikomanagement-Services und Beratung zur längerfristigen Portfoliooptimierung.

Im Einklang mit unserer Risikostrategie und dem Liquiditätsniveau begannen wir mit einer begrenzten Anzahl von Aktivitäten und erhöhten dann die Positionen und Handelsstrategien schrittweise auf ein anspruchsvolleres Niveau. Diese Strategie trägt nun Früchte. 

Was sind kurzfristig Ihre Prioritäten?

Nachdem wir eine vollwertige Trading-Plattform eingerichtet haben, konzentrieren wir uns nun auf die Einführung und Wertschöpfung gehandelter Rohstoffe. Darüber hinaus wollen wir unser Geschäftsportfolio diversifizieren, insbesondere im Bereich Flüssiggas, und auf weiteren Märkten in der Region mit Strom, Gas und Kohlenstoff handeln. Wir sind in die 2. Phase eingetreten.

Gibt es auch eine 3. Phase?

Mit Blick auf einen Zeithorizont von zwei Jahren möchte ich, dass Axpo Singapore auf zusätzlichen physischen Strommärkten aktiv wird. Wir könnten beschliessen, in Japan oder Australien – oder beiden Ländern – einen physischen Stromhandel zu beginnen. Wir könnten auch Risikomanagementlösungen für Geschäftspartner sowie Stromabnahmeverträge und andere Dienstleistungen anbieten. Dies würde viel Arbeit erfordern, aber unser Team ist der Herausforderung auf jeden Fall gewachsen!

Apropos Team, die Zahl Ihrer Mitarbeiter hat sich beinahe verdoppelt ...

Tatsächlich wachsen wir weiter und verfügen über dedizierte Handelsteams, die sowohl LNG als auch Strom abdecken, sowie über einen Senior Risk Manager und einen Finance Manager.

Unser siebtes Teammitglied beginnt im September und bis zum Jahresende sollten mindestens 10 Mitarbeiter an Bord sein. Derzeit suchen wir nach einem Stromanalysten, LPG- und Strom-Tradern und einem Büromanager.

Was spricht für eine Bewerbung bei Axpo Singapore?

Wir bieten die Möglichkeit, an einem spannenden Projekt teilzunehmen und ein Energiehandelsunternehmen mit der Unterstützung zuverlässiger und professioneller Aktionäre aufzubauen. Wer den Wunsch hat, ein Unternehmen von Grund auf aufzubauen, agil zu sein, Ergebnisse zu liefern und dafür belohnt zu werden, der könnte gerne Teil unseres Teams sein.

Da die Märkte in Asien noch nicht vollständig liberalisiert sind und das Konzept des Stromhandels hier recht neu ist, wollen wir auch Menschen mit einem starken Kompetenzspektrum rekrutieren und sie bezüglich der Besonderheiten des Rohstoffhandels ausbilden.

Gibt es Dinge, die wir aus der Energiekrise im vergangenen Jahr lernen konnten?

Ich denke, eine wichtige Lektion ist der Aufbau eines diversifizierten Portfolios. Dank unserer robusten Risikostrategie und unserer agilen Arbeitsweise konnten wir uns schnell an die Marktvolatilität anpassen. Die Strategie, die wir jetzt umsetzen – Diversifizierung mit LNG, Strom, Gas und LPG –, hat sich als richtig erwiesen und ist vollständig auf die Gruppe abgestimmt. Wir werden auch weiterhin über verschiedene Märkte und Produkte hinweg in Asien diversifizieren. 

Die Krise hat auch bestätigt, dass es sich lohnt, einen globalen Ansatz für Rohstoffe wie LNG zu verfolgen. Die Gasmärkte sind von Natur aus global und es ist unerlässlich, in Asien präsent zu sein, wo der Handel und die Versorgung eine wichtige Rolle spielen. Wir haben erlebt, wie LNG für europäische Märkte an Bedeutung gewonnen hat, sodass die Tatsache, dass wir uns sowohl in Asien als auch im Atlantikraum befinden, noch wichtiger ist. Wir verstehen die lokalen treibenden Faktoren, was sie für Europa bedeuten und umgekehrt, und wir verlagern die Ladungen entsprechend. Vor der Krise gingen die LNG-Frachtströme nach Asien und nur zufällige Frachtströme erreichten Europa. Jetzt ist das Geschäft definitiv unberechenbarer und interessanter.

Würden Sie sagen, dass LNG die europäische Energieversorgung in diesem Winter sicherstellen wird? 

Die Lage in Europa ist in diesem Jahr besser. Unserer Analyse zufolge sollte dieser Winter keine grossen Probleme verursachen. Die Märkte sind jedoch generell so angespannt, dass selbst kleine Ereignisse viel Volatilität erzeugen können. Ein grosses Ereignis – z. B. ein extrem kalter Winter, verbunden mit einem gewissen Infrastrukturausfall – könnte enorme Auswirkungen haben. Es könnte auch kleinere Probleme geben, auf die der Markt überreagiert, wie wir vor Kurzem mit den kleinen, unerwarteten Wartungsarbeiten in Norwegen gesehen haben. All das hält uns auf beim Trading auf Trab.

Wie ist Ihre Einschätzung der Energiewende in Asien?

Asien ist nach wie vor in hohem Masse von Kohle abhängig. Rund 55 % des Stroms auf dem Kontinent werden noch immer durch Kohle erzeugt, was eine erhebliche Herausforderung darstellt. Die Region muss ziemlich schnell viel neue Energie einführen, vor allem in Ländern wie China und Indien. Die Geschwindigkeit des Wandels ist beträchtlich, aber die Märkte sind so gross, dass das, was übrig bleibt, immer noch viel ist. Das ist der Kern des Problems: einen erschwinglichen und schnellen Weg zu finden, um neue Energie- und Speicherlösungen einzuführen, um die CO2-Emissionen der Netze massiv zu senken.

Unsere Aktivitäten in Singapur fördern weiterhin die Energiewende. Was die physischen Märkte anbelangt, ist jede LNG-Ladung, die wir in Asien liefern, eine bessere Wahl als Kohle. Was Finanzprodukte betrifft, sind sich heute viel mehr Unternehmen der Auswirkungen der Volatilität auf die Energiemärkte bewusst, die auf die bestehenden Gesetze und Regulierungsverzerrungen, die Änderung des Energiemixes und das Aufkommen erneuerbarer Energien zurückzuführen ist. Eine solche sich ständig verändernde Landschaft ist mit komplexen Herausforderungen verbunden und wir können Unternehmen dabei unterstützen, diese Volatilität sowie die Risiken besser zu bewältigen und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. 

Sophie Ducoloner

Sophie Ducoloner begann ihre Karriere 2001 und übte verschiedene Funktionen in der Energie- und Umweltbranche aus. Nach ihrer Tätigkeit für Veolia Environment Paris – als Business Development Manager für Power/CHP in den baltischen Staaten/Russland und Environmental Products Manager – zog sie 2008 nach London, um bei Gazprom Marketing and Trading (GMT) zu arbeiten und dort einen Carbon Trading Desk einzurichten. 2010 zog Sophie nach Singapur, wo sie für GMT als Head of Clean Energy Asia und anschliessend als Head of LNG Origination Asia Pacific tätig war. 2016 wurde sie von EDF Trading als General Manager LNG Origination eingestellt, bevor sie 2019 zu JERA Global Markets wechselte. Im Dezember 2020 wurde Sophie zum Managing Director von Axpo Singapore berufen. Sie verfügt über einen Masterabschluss des Instituts Sciences Politiques Grenoble (Internationale Beziehungen und Angelegenheiten) und der Universität Paris (International Business).

Hier können Sie das LinkedIn-Profil von Sophie Ducoloner besuchen: https://www.linkedin.com/in/sophie-ducoloner-b674b03/ 

Axpo Singapore

Axpo Singapore wurde 2020 gegründet und stellt ihren Kunden in Asien eine umfassende Palette von Energielösungen zur Verfügung. Lokale Spezialisten bieten Energieversorgung, Portfoliooptimierung und massgeschneiderte Unterstützung für das Energierisikomanagement in der gesamten Region. Axpo Singapore hat sich vor allem auf den Handel mit Flüssigerdgas (LNG) und Strom in Asien spezialisiert, wo der LNG-Markt angesichts des Übergangs der Länder zu klimafreundlicheren und erneuerbaren Energiequellen kontinuierlich wachsen dürfte. Das siebenköpfige lokale Axpo-Team wird von Managing Director Sophie Ducoloner geleitet.

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