23.09.2024 | Investitionen in eine erneuerbare Zukunft – das A und O
Wachstum ist für jedes Geschäft essenziell, auch für Axpo. Seit mehreren Jahren erzielt das Unternehmen durchgängig hervorragende Finanzergebnisse, unterstützt durch intelligente Investitionen in mehrere erfolgreichen Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien. Allein in den letzten drei bis vier Jahren wurden stolze 25 Transaktionen (Akquisitionen, Investitionen und Desinvestitionen) getätigt. Andreas Schlenker, Leiter Mergers & Acquisitions und Partnering & Investing bei Axpo, spricht im Interview über die entscheidende Rolle seines Teams bei der Wachstumsförderung und der Energiewende bei Axpo, berichtet über Chancen und Herausforderungen des Marktes und erläutert, nach welchen Kriterien vielversprechende Start-ups für strategische Partnerschaften und Kapitalbeteiligungen ausgewählt werden.
Andreas, du bekleidest zwei Funktionen bei Axpo. Erzähle uns mehr über deine Rolle.
Ich leite den Bereich «klassische» Mergers & Acquisitions (M&A), wozu auch Desinvestitionen und grössere Transaktionen gehören. Zudem leite ich den Bereich Partnering and Investing (P&I) der Axpo, bei dem es im Wesentlichen um die Zusammenarbeit mit Start-ups und innovativen Scale-up-Unternehmen geht. Aufgrund der unterschiedlichen Rollen und Transaktionsstrukturen ist ein vierköpfiges Team für M&A zuständig (Corina, Ioannis, Anthony und Ha-Phong), während sich die beiden Kollegen Georg und Mario auf P&I konzentrieren, wobei beide Gruppen sehr eng zusammenarbeiten. Wir sind ein relativ neues Team: Ich bin vor knapp drei Jahren zu Axpo gekommen und das Team hat grösstenteils zur gleichen Zeit angefangen.
Kannst du die strategische Überlegung hinter der Schaffung eines solchen Teams erläutern?
Die verschiedenen Divisionen der Axpo haben ihre individuellen Pläne für organisches Wachstum und ihre eigenständigen Business Cases. Wir erkunden neue Investitionsmöglichkeiten, um das Wachstum sowohl in bestehenden als auch in neuen geografischen Märkten voranzutreiben. Dabei konzentrieren wir uns auf erneuerbare Technologien, die wir als strategisch eingestuft haben.
Gute Beispiele sind die Übernahmen des Windentwicklers Volkswind 2015 und des Solarentwicklers Urbasolar 2019. Wir hatten das grosse Glück, von der Erfahrung, der Leidenschaft und dem Know-how von Volkswind und Urbasolar profitieren zu können. Und dank der Bündelung unserer Kräfte konnten wir sehr schnell gemeinsam erfolgreich werden. So wirkt M&A sehr oft als Turbozünder, wenn es um neue Wachstumsfelder oder bestehende Geschäfte geht. Darüber hinaus haben wir ein umfangreiches Desinvestitionsprogramm abgeschlossen und bestimmte nicht zum Kerngeschäft gehörende Unternehmen oder Minderheitsbeteiligungen veräussert, um unsere Ausrichtung als Unternehmen zu verbessern. Zudem generierten diese Veräusserungen finanzielle Mittel, die wir in neue Bereiche reinvestieren können. Künftig wird es deutlich mehr Investitionen als Desinvestitionen geben.
Da Innovation in unseren verschiedenen Teams und Divisionen fest verankert ist, kommt P&I durch die engere Zusammenarbeit mit innovativen Start-ups ins Spiel. Externe Start-ups und Scale-ups sind in der Regel auf ganz spezifische Themen und Technologien fokussiert. In diesen Märkten und Nischen bewegen sie sich sehr schnell und erreichen ein Niveau, das unsere internen Möglichkeiten oftmals übertrifft. Daher ist es sinnvoll, dass unsere Divisionen mit diesen Unternehmen zusammenarbeiten oder wir sogar in sie investieren. Die enge Zusammenarbeit mit diesen innovativen Unternehmen bietet Axpo einen Mehrwert.
Werden diese Anstrengungen sowohl in der Schweiz als auch international unternommen?
Bei den Desinvestitionen war es relativ ausgewogen. Bei Neuinvestitionen wie Wind- und Solarenergie sowie bei Investitionen in unsere neueren Teams wie Batterieenergiespeichersysteme (BESS), grüner Wasserstoff und Biogas waren wir im Ausland leicht aktiver. Wir suchen immer proaktiv nach Chancen in der Schweiz, aber es gibt dort einfach weniger Opportunitäten für Investitionen in Wind, Solarenergie oder BESS. Im Kern sind wir dort tätig, wo sich die Marktchancen bieten.
Wie sieht ein typischer Tag für dich aus? Gibt es so etwas überhaupt?
Ein typischer Tag kann eine Kombination aus drei Schwerpunkten sein. Wenn wir an einer Transaktion arbeiten, dann hat dies natürlich Vorrang. Wir arbeiten an unverbindlichen und verbindlichen Angeboten, managen die verschiedenen Due Diligence Streams und verhandeln die endgültigen Kauf- oder Aktionärsverträge. In den letzten Jahren haben wir oft mehrere Transaktionen parallel abgewickelt, was für ziemlich arbeitsintensive Tage sorgen kann.
Der zweite Schwerpunkt betrifft die Zusammenarbeit mit unserem Netzwerk und den regelmässigen Austausch mit Banken, Beratern und Risikokapitalgebern, weil wir sicherstellen wollen, dass die relevanten Parteien über unsere Strategie Bescheid wissen. Im Schnitt werden uns vier bis fünf Opportunitäten pro Woche von Beratern aus ganz Europa für M&A vorgestellt, für P&I sind es sogar mehr. Einige sind relevant, andere weniger, aber diese Marktkenntnisse sind entscheidend. Daher sprechen wir regelmässig mit Beratern und Banken aus der Schweiz und den meisten Teilen Europas.
Den dritten Schwerpunkt bildet das interne Stakeholder Management. Wir stehen im ständigen Austausch mit unseren verschiedenen Geschäftsbereichen und Teams, beispielsweise CKW, Hydro, Kernenergie, Trading und Sales oder Netze, um deren aktuelle Strategien, Wachstumspläne und spezifische Themen zu verstehen und herauszufinden, wie wir sie am besten bei der Erreichung ihrer Ziele unterstützen können. Bei P&I beispielsweise definieren wir Suchfelder, um interessante Start-ups für eine strategische Partnerschaft oder Investition zu finden.
Auf welche Leistungen bist du besonders stolz?
Auf der Investitionsseite haben wir unsere Teams für Wind, Solar, BESS, grünen Wasserstoff und Biogas bei mehreren Transaktionen unterstützt. Egal wie gross oder klein diese sind, sie sind für ihre Strategie von grosser Bedeutung, da es sich um wachsende Bereiche mit ambitionierten Plänen handelt. Der Abschluss eines umfangreichen Desinvestitionsprogramms und die Erzielung signifikanter Kapitalzuflüsse waren eine weitere Leistung. Auch bei Volkswind konnten wir im Einklang mit ihrem Geschäftsmodell erfolgreiche Projektabverkäufe abschliessen.
Auf der Venture-Seite sind wir stolz auf unsere ersten Investitionen. Im Dezember 2023 investierten wir in Eliq, ein innovatives schwedisches Start-up im Bereich Smart-Meter-Daten, das bereits eng mit CKW zusammenarbeitet. Zudem haben wir im April 2024 das Schweizer Unternehmen Linia, tätig im Bereich Drohnen-Software, für unsere Division Netze übernommen.
Welche Trends siehst du heute auf dem M&A-Markt und wo siehst du die interessantesten Chancen?
Ich glaube nicht, dass es in den letzten Jahren, im Bereich erneuerbare Energien, etwas drastisch Neues gegeben hat. Wir sind auf der Welle der erneuerbaren Projektentwicklung, einem hart umkämpften Markt, erfolgreich mitgeschwommen. Wir verfügen über sehr gut etablierte Plattformen für erneuerbare Energien mit über 30 Jahren Erfahrung, und wir sind gut in dem, was wir tun. Leider kann es bei vielen in der Pipeline befindlichen Projekten – beispielsweise in Spanien und Rumänien – sehr komplex werden, die notwendigen Netzanschlüsse zu erhalten. Dies ist ein erhebliches Problem, das sich negativ auf die geschätzten Entwicklungskosten auswirken oder bestimmte Projekte sogar stoppen kann.
Ein Trend ist natürlich der jüngste Zuwachs an Hybridprojekten mit einer Kombination aus Wind- und Solaranlagen sowie Batterien. Während der Energiekrise waren diese Projekte in der Akquisition recht teuer. Seit 2022 und insbesondere seit 2023 sind die Bewertungen jedoch etwas gesunken, da die Zinsen und der Betriebsaufwand gestiegen sind. Des Weiteren finde Ich, dass unser BESS Team einen fantastischen Job macht. Sie wachsen organisch und anorganisch ziemlich stark und entwickeln viele neue Projekte, wie zum Beispiel das Landskrona-Werk in Schweden.
Auf welche Bereiche fokussierst du dich aktuell im Bereich P&I?
Für P&I prüfen wir ein breites Spektrum relevanter Investitionsmöglichkeiten. Dazu gehören Start-ups in den für unsere Divisionen relevanten Bereichen wie Hydro, Netze, Trading und Sales sowie die Axpo-Tochtergesellschaft CKW in der Schweiz, mit ihren Divisionen.
Grüner Wasserstoff ist natürlich ein interessanter «neuer» Energieträger, und da macht unser Team das Richtige: Es konzentriert sich auf viel organisches Wachstum, die Entwicklung neuer Projekte im In- und Ausland und fährt grundsätzlich mit dem Ansatz “learning by doing”. Aktuell suchen wir auch innovative Unternehmen und Lösungen in den Bereichen Wärmespeicher, E-Fuels und Flex-Pooling.
Generell organisieren wir regelmässige Updates mit unseren verschiedenen Teams und Divisionen, um Wachstumspläne und unterschiedliche Interessenbereiche zu besprechen. Wenn wir ein vielversprechendes Start-up identifizieren, sammeln wir die relevanten Informationen, prüfen diese und diskutieren anschliessend eine mögliche Investition oder Partnerschaft.
Unser «Sweet Spot» sind Start-ups in der späten Seed- und Series-A-Phase, die einen Product-Market-Fit gefunden haben. Wir sehen viele Innovations- und Partnerschaftsmöglichkeiten mit Axpo, insbesondere für Start-ups mit Fokus auf Daten und Software.
Wenn eine Investition abgeschlossen ist, übernehmt ihr die Alltagsintegration?
Wenn wir in ein Start-up investieren oder Partnerschaften eingehen, erfolgt dies immer mit der Unterstützung einer bestimmten Division oder eines bestimmten Teams auf operativer Seite. Während das Investitionsbudget und die finanzielle Verantwortung bei uns liegt, übernimmt das Business Team die tägliche Zusammenarbeit und die Integration des Start-ups oder seiner Technologie.
Gibt es bestimmte Kriterien, die einen Investitionserfolg ausmachen?
Wenn wir uns entscheiden, in ein Start-up zu investieren, liegt das in erster Linie daran, dass wir an das Team und seinen Business Case glauben, basierend auf der Technologie, dem Markt, den Finanzdaten und so weiter. Zudem muss die Investition unmittelbaren Mehrwert für die Division oder das Team der Axpo liefern, welche die Transaktion unterstützt: eine Technologie oder Dienstleistung, mit der wir sofort arbeiten können und mit der ein erheblicher Mehrwert erzielt werden kann. Wenn wir die Investition in fünf bis zehn Jahren rückblickend überprüfen, dann sind im Idealfall beide Kriterien erfüllt.
Wenn ein Unternehmer Interesse daran hat, dir sein Geschäft vorzustellen, kann er sich dann einfach melden?
Wir werden viel kontaktiert über E-Mail, LinkedIn, unsere Website und natürlich unsere Kolleginnen und Kollegen, die von wirklich coolen Start-ups hören. Seit letztem Jahr haben wir es uns zur Priorität gemacht, an Start-up-Events in der Schweiz und in Europa teilzunehmen und aufzuzeigen, was Axpo Start-ups bieten kann. Und ja, wir freuen uns sehr, von der Start-up-Community zu hören!
Andreas, was hat dich vor drei Jahren dazu bewegt, zu Axpo zu kommen?
Ich bin seit über 20 Jahren im Bereich M&A und Investitionen tätig, in vielen verschiedenen Funktionen und Branchen, jedoch hauptsächlich bei innovativen oder technologieorientierten Unternehmen. Ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit war, etwas Neues zu tun, und betrachtete Axpo als ein hochinteressantes Unternehmen mit einer starken Position in der Schweiz und international. Ich wollte eine proaktive Rolle im Bereich der Energiewende spielen. In einem Bereich zu arbeiten, der in den nächsten 20 oder sogar 30 Jahren enorme Innovationen und Umbrüche erleben wird, hat mich sehr angesprochen. Und das habe ich in den letzten drei Jahren hautnah miterlebt. Im Energiebereich gibt es so viel zu tun und viele Investitionen wurden getätigt bzw. müssen getätigt werden, um unseren strategischen Zielen näher zu kommen. Ob Axpo, das Land oder die Gesellschaft insgesamt, die Ziele 2030 oder gar 2050 lassen sich nur mit beträchtlichen Investitionen erreichen.
Was gefällt dir an der Axpo-Kultur?
Die Arbeit bei Axpo ist interessant, bereichernd und zielführend. Auf der einen Seite arbeite ich mit verschiedenen Teams – und wir haben tolle Teams und phänomenale Leute. Auf der anderen Seite passiert sehr viel auf dem Markt und wir waren an so vielen verschiedenen Transaktionen beteiligt, sowohl auf der Kauf- als auch auf der Verkaufsseite.
Wie entspannst du dich nach der Arbeit?
Ich mag Sport, fahre Ski, spiele Fussball, Tennis und schaue viel zu viele Serien auf Netflix, Apple und anderen Streaming-Diensten. Ich schaue aber nur die guten Sachen, kein Reality-TV (lacht), also aktuell Slow Horses, Ripley, Succession oder The Gentlemen von Guy Ritchie. Ich gehe auch ins Kino und verbringe so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie.
Hast du ein verstecktes Talent?
Ich scherze immer, dass eines meiner sonderbaren Talente, vielleicht sogar das einzige, darin besteht, jegliche Hintergrundgeräusche ausblenden zu können. Wenn ich also in einem offenen Raum bin und Leute um mich herum reden oder telefonieren, höre ich das nicht. Ich bin hundertprozentig konzentriert!