13.06.2022 | 8 Fragen zu den Geschäftszahlen an den CEO

Gutes Ergebnis in beispiellosen Zeiten

Axpo hat kürzlich die Halbjahreszahlen für die Zeit von Oktober 2021 bis März 2022 veröffentlicht. Sie sind geprägt von einem hohen Betriebsergebnis, aber auch von hohen Mittelabflüssen. Unser CEO Christoph Brand beantwortet die wichtigsten Fragen und ordnet die Zahlen ein.

Christoph, wenn du das erste Halbjahr unseres Geschäftsjahres mit einem Wort beschreiben müsstest, welches wäre das?

Da würde ich wohl das Adjektiv «beispiellos» wählen. Der Zeitraum Oktober 2021 bis März 2022 war geprägt von den Turbulenzen an den Energiemärkten zum Ende des Jahres 2021 und natürlich vom Ausbruch dieses furchtbaren Krieges Ende Februar. Diese Situation hatte zur Folge, dass die Preise für Gas, Kohle und Strom zeitweise bis zu sechs Mal höher lagen als ein Jahr davor und extremen Schwankungen unterlagen.

Und wie hat sich Axpo in dieser Zeit geschlagen?

Wir können ein gutes Ergebnis präsentieren. Gerade in diesen stürmischen Zeiten freut mich das umso mehr. Wir haben ein bereinigtes Betriebsergebnis von CHF 1 094 Millionen (Vorjahr: CHF 515 Millionen) und einen Gewinn von CHF 513 Millionen (Vorjahr: 781 Millionen) erzielt. Dies verdanken wir der Diversifikation unseres Geschäfts sowie den herausragenden Fähigkeiten und dem grossen Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die ich sehr stolz bin. 

Was sticht bei dem guten Ergebnis besonders hervor?

Einmal mehr hat der Geschäftsbereich Trading & Sales massgeblich zu unserem Erfolg beigetragen: Mit der Vermarktung der Kraftwerkskapazität und im internationalen Kundengeschäft hat unsere Energiehandelsabteilung dank vorausschauenden Risikomanagements ein ausgezeichnetes Ergebnis erarbeitet. Darüber hinaus konnten wir auch die massiv gestiegenen Sicherheitsleistungen für die Absicherung der Schweizer Stromproduktion durch ein aktives Liquiditätsmanagement absorbieren.

Diese Absicherung und die dafür notwendigen Sicherheitsleistungen haben in der Schweiz viel zu reden gegeben. Kannst du das kurz erklären?

Axpo ist seit der teilweisen Strommarktliberalisierung nicht mehr im Monopol tätig und verkauft ihre Produktion aus Schweizer Kraftwerken von rund 25 TWh pro Jahr über den Grosshandel. ­Wir wetten aber nicht einseitig auf mögliche höhere Profite bei steigenden Preisen, sondern sichern den Preis bis zu drei Jahre im Voraus ab. Dies zum Schutz vor fallenden Preisen wie 2015/16 sowie zur Glättung der Preise. Davon profitieren auch unsere Kunden, also KMU, Industriebetriebe oder die Schweizer Energieversorgungsunternehmen mit deren Kundinnen und Kunden.

Dieses Hedging hinterlässt aber auch Spuren im Halbjahresergebnis.

Ja, diese Absicherung führte in der Berichtsperiode zu einer starken Zunahme der aus börsenrecht­licher Sicht notwendigen Sicherheitsleistungen. Dies bedeutete für das Halbjahr eine Erhöhung der Nettofinanzschulden auf CHF 2 221 Millionen und einen Mittelabfluss von CHF 1 748 Millionen. Dank eines aktiven Liquiditätsmanagements und des guten Zugangs zum Kapitalmarkt konnte Axpo diesen zusätzlichen Mittelbedarf absorbieren. Bei sinkenden Preisen oder spätestens nach erfolgter Stromlieferung werden diese Mittel vollumfänglich wieder zurückfliessen.

Die gestiegenen Sicherheitsleistungen sind der Grund dafür, dass der Bundesrat in der Schweiz einen Schutzmechanismus für Stromunternehmen gegen europaweite Kettenreaktionen plant, richtig?

Korrekt. Bei einer weiteren Verschärfung der Lage könnte diese beispiellose Situation an den Energiemärkten in Europa zu einem systemischen Dominoeffekt führen, dem sich auch Schweizer Marktteilnehmer nicht entziehen könnten. Daher unterstützt Axpo den Bundesrat in der Absicht, einen Schutzmechanismus gegen diese systemischen Risiken bereitzustellen. Die Inanspruchnahme des Rettungsschirms käme für Axpo dennoch höchstens freiwillig, subsidiär und als Ultima Ratio infrage, etwa infolge eines europaweiten Ausfalls von Geschäftspartnern. 

Blicken wir in die Zukunft – wie ist der kurz- und mittelfristige Ausblick für Axpo?

Aufgrund des Krieges in der Ukraine und der hohen Volatilität der Energiepreise ist ein kurzfristiger Ausblick zurzeit natürlich mit grosser Unsicherheit behaftet. Mittelfristig werden sich die höheren abgesicherten Preise der im Voraus verkauften Stromproduktion aber positiv auf das Resultat von Axpo auswirken und die durch die erwähnten Sicherheitsleistungen gebundenen Mittel werden ins Unternehmen zurückfliessen.

Und die langfristigen Aussichten?

Die Strategie von Axpo bewährt sich und das Unternehmen hat sich in einem sehr anspruchsvollen Umfeld als robust erwiesen. Darum bin ich für die Zukunft optimistisch. Nicht nur was unsere unmittelbare Geschäftstätigkeit angeht, sondern auch bezüglich unseres Beitrags zur Energiewende. Axpo wird mit dem weiteren Kapazitätszubau bei den erneuerbaren Energien und ihrer führenden Rolle bei der Vermarktung von Produktionskapazität sowie dem Handel mit Energieträgern weiterhin eine bedeutende Rolle spielen.

Die wichtigsten Zahlen und der Halbjahresbericht sind hier zu finden.

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