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02.08.2021 | Neue Studie zu Photovoltaik auf Infrastrukturanlagen in der Schweiz

Technisches Potenzial liegt bei 9 bis 11 GW

In der Schweiz soll die Photovoltaik massiv ausgebaut werden. Dazu müssten nicht nur wie bisher Gebäudeflächen genutzt werden, sondern auch Infrastrukturanlagen und Deponien, Kies- und Steinbrüche. Eine Studie von Energie Zukunft Schweiz zeigt: Das technisch umsetzbare Potenzial für PV in diesem Bereich liegt in der Schweiz bei einer Leistung von 9 bis 11 Gigawatt (GW). Um dieses Potenzial zu nutzen, braucht es allerdings bessere politische und regulatorische Rahmenbedingungen.

Gemäss der Mitte Juli erschienen Statistik Sonnenenergie für das Jahr 2020 ist der Photovoltaik-Zubau in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um fast 50 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 493 Megawatt angestiegen. Insgesamt waren per Ende 2020 Solarpanels mit einer Leistung von nahezu 3 GW installiert, die 4,7 Prozent des Strombedarfs der Schweiz von rund 56 Terrawattstuden (TWh) abdeckten.

Bisher wurden in der Schweiz Photovoltaikanlagen fast ausschliesslich auf Gebäudedächern realisiert. Hier besteht auch ein grosses Potenzial. Gemäss Studien des BFE könnten auf Schweizer Dächern und Fassaden insgesamt bis zu 67 TWh Solarstrom produziert werden.

Um das Potenzial für Solarstrom weiter zu erhöhen könnten ohne zusätzlichen Flächenbedarf vermehrt bestehende Infrastrukturanlagen und Konversionsflächen wie Deponien oder Steinbrüche und Kieswerke genutzt werden. Es existieren bereits verschiedene Pilotprojekte in der Schweiz auf Infrastrukturen des Verkehrs, der Energieerzeugung und der Abwasserreinigung. Damit ergibt sich der grosse Vorteil einer Doppelnutzung der Fläche. Gleichzeitig müssen dabei gewisse Herausforderungen berücksichtigt werden, insbesondere erhöhte Kosten, Zugänglichkeit sowie das regulatorische Umfeld.

Neue Studie zeigt Potenzial

In einer neuen Studie hat Energie Zukunft Schweiz mit Unterstützung von Axpo, IWB und Energieschweiz, nun erstmals Infrastrukturtypen kategorisiert in Verkehrswege von Bahn und Strassen, in technische Infrastruktur der Energieversorgung, Entsorgung und Schutzbauten, sowie in Konversionsflächen. Diese wurden hinsichtlich technischer Machbarkeit, Akzeptanz und Bewilligungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und des Potenzials (generell und für Winterstromproduktion) untersucht.

Die Studie zeigt ein technisches Potenzial für PV auf Infrastrukturanlagen und Konversionsflächen von 9 -11 GW in der Schweiz. Unter Miteinbezug der Wirtschaftlichkeit sowie des aktuellen regulatorischen Umfeldes liegt das realistische Potenzial gemäss einer Schätzung der Studienautorinnen bei 1.5 bis 3 GW. Das entspricht der Hälfte bis nahezu der gesamten PV-Leistung, die in der Schweiz bis heute installiert wurde (siehe oben).

Wirtschaftlichkeit verbessern

Neben den zusätzlichen technischen Herausforderungen für PV-Anlagen auf Infrastrukturprojekten gibt es laut Studie vor allem ein zentrales Problem: Die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen ist in der Regel knapp oder gar nicht gegeben, was insbesondere mit den im Vergleich zu Aufdachanlagen höheren Investitionskosten und einem gleichzeitig geringen oder nicht vorhandenen Eigenstromkonsum vor Ort zu begründen ist.

Es gilt deshalb die politisch und regulatorischen Rahmenbedingungen zu verbessern: «Für eine breite Erschliessung des Potenzials wird in den meisten Fällen eine spezielle Förderung benötigt, zum Beispiel in Form einer höheren Einmalvergütung wie es bereits innerhalb der Revision der Energieverordnung vom Bund vorgeschlagen wurde oder mit weiteren Massnahmen um den Strom kostendeckend zu verkaufen.» Eine weitere Massnahme um die Wirtschaftlichkeit der Projekte zu erhöhen sind laut Studie Auktionen mit einer Marktprämie, wie sie Axpo fordert und die als Fördermassnahme im Parlament diskutiert werden. Ebenfalls möglich wären Corporate PPA.

Eine weitere Herausforderung stellt das regulative Umfeld und somit die erschwerte Bewilligungssituation dar, insbesondere für die Kategorien der Konversionsflächen und der Bahn- und Strassenböschungen, bei denen die raumplanerischen und umweltrechtlichen Aspekte eine grosse Hürde darstellten. Um die Förderung von PV auf solchen Flächen zu fördern, müsste dafür ein Grundsatzentscheid von den Kantonen oder vom Bund gefällt werden um die Vorhaben zu unterstützen und vereinfacht zu bewilligen, folgert die Studie. Die von ARE angekündigte Revision der Raumplanungsverordnung soll gewisse Vereinfachungen für PV auf Infrastrukturbauten ausserhalb der Bauzonen berücksichtigen, was zu begrüssen ist.

Aufgrund des technischen Potenzials und der Bewilligungssituation stellen sich gemäss Studie insbesondere Projekte auf Parkflächen, an Lärmschutzwänden als sehr gut geeignet dar. Parkflächen seien aufgrund der zur Verfügung stehenden Flächen und der zunehmenden Elektromobilität mit wachsendem lokalem Strombedarf besonders attraktiv.

Hier gibt es die detaillierte Studie von Energie Zukunft Schweiz

Mehr zum Thema findet man auch hier: Solarenergie im Verkehrsbereich

Axpo und Infrastrukturbauten

Axpo kennt sich aus mit dem Bau von Solaranlagen auf Infrastrukturbauten. Die Axpo Tochter Urbasolar hat bereits viele solche Projekte auf Parkplätzen, in Steinbrüchen oder auch auf Seen gebaut. Beispielsweise in Zusammenarbeit mit Disneyland Paris. Auch das Projekt Alpinsolar – der Bau einer PV-Anlage an der Staumauer des Muttsees – gehört zu solchen Infrastrukturprojekten. Mehr dazu hier: www.alpinsolar.ch

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