15.09.2019 | Wie man mit Peak Shaving das Verteilnetz entlastet und Geld verdient
Roger Nordmann weibelt als Präsident von Swissolar für einen massiven Ausbau der Solarkapazitäten in der Schweiz bis 2050. Allerdings würde ein solcher Ausbau volatiler Energie das bestehende Stromnetz stark belasten. Er plädiert deshalb dafür, die entstehende Überproduktion von Sonnenergie im Sommer mittels Peak Shaving zu reduzieren. Wie das geht und wozu man Peak Shaving auch noch einsetzt – hier gibt’s die Antwort.
Roger Nordmann, Solarlobbyist und Fraktionschef der SP in den Eidgenössischen Räten, hat einen „Solarplan für die Schweiz“ entwickelt. In seinem Buch, das er derzeit schweizweit mit Auftritten bewirbt, rechnet er vor, dass in der Schweiz nach dem schrittweisen Ausstieg aus der Atomkraft und aufgrund der neu gesteckten Klimaziele infolge der Dekarbonisierung von Verkehr und Haushalten (Ersatz der fossilen durch erneuerbare Energie) künftig ein zusätzlicher Strombedarf von 40 bis 45 TWh Strom entsteht. Er propagiert diesen primär durch einen Ausbau der Solarkapazitäten in der Schweiz von heute 2 auf 50 GW zu decken.
Ein solcher Ausbau würde allerdings zu einer Stromschwemme im Sommer führen und die aktuelle Stromlücke in den Wintermonaten bliebe bestehen, kritisieren Energiexperten. Zudem würde ein derart massiver Ausbau der Photovoltaik die Netze übermässig belasten und zu einer Kannibalisierung der Strompreise im Sommer (Überproduktion führt zu tieferen Preisen) beitragen. Um dies zu verhindern schlägt Nordmann vor, die Nennleistung der Solaranlagen in solch kritischen Phasen durch Peak Shaving auf 35 Prozent zu limitieren. Allerding glauben Experten, beispielsweise vom Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), Nordmann unterschätze trotzt Peak Shaving die technischen Herausforderungen für das Netz. Um die stark wachsende Leistung der Solaranlagen ans Stromnetz anzuschliessen, seien umfangreiche „Netzverstärkungen notwendig“.
Mit Peak Shaving bezeichnet man das Senken und Glätten von Lastspitzen im Stromnetz. Die Stromversorgung muss sowohl auf kurzfristig besonders hohe Stromnachfragen als auch auf Produktionsspitzen ausgelegt sein. Mit Peak Shaving, darin sind sich Nordmann und die Experten einig, kann das Verteilnetz entlastet und effizienter genutzt werden und es können Kosten für den Netzausbau gespart werden.
Peak Shaving kann auf zwei Wegen erreicht werden: Entweder wird die Last einzelner Verbraucher gesenkt und zeitlich verschoben (Lastmanagement oder Demand Side Management) oder die Verbraucher decken ihren Bedarf selber durch Einschalten oder Hochfahren von zusätzlichen Erzeugungsanlagen wie beispielsweise Generatoren oder durch Batteriespeicher.
Wenn ein Verbraucher oder ein Elektrizitätswerk Strom aus dem vorgelagerten Netz bezieht, fallen Kosten für den Spitzenbezug der Leistung an. Diese Kosten sind oft sehr hoch und ändern sich nur wenig über die Jahre. Mit der Reduktion der Spitze (Peak Shaving), kann der Verbraucher Kosten sparen.
Peak Shaving ist ein wichtiges zukünftiges Einsatzgebiet von Batteriespeichern. Speicher können die Lastspitzen glätten, indem sie sich bei hoher Stromnachfrage entladen und bei schwacher Nachfrage wieder aufladen. Umgekehrt können sie auch Produktionsspitzen aus dezentraler Erzeugung, wie zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen, ausgleichen.
In diesem Bereich sind auch Axpo und die CKW engagiert. Gemeinsam bieten sie Gesamtangebote für Grossbatterien an, von der Planung und Installation bis zur Einbindung in den Energiemarkt. Ein erster Batteriespeicher mit einer Leistung von 2 MW wurde für und mit den Elektrizitätswerken Jona-Rapperswil realisiert.
Axpo Netze hat einen Vertrag für regelmässige Wartung und Pikettdienst von über 10 Jahren abgeschlossen. Die Tochtergesellschaft CKW übernimmt in Zusammenarbeit mit SN Energie AG die Bewirtschaftung des Batteriespeichers und sichert die Anbindung an die Energie- und Regelleistungsmärkte.
Der Kunde profitiert finanziell durch die Anbindung an den CKW Regelpool, der aus Erzeugungsanlagen, Verbraucher und weiteren dezentralen Speichern besteht und eine gewinnbringende Einbindung in den Energiehandel sicherstellt. Dank dem eigens von CKW entwickelten Optimierungsalgorithmus wird die Batterie im optimalen Ladezustand gehalten und kann nach Bedarf gleichzeitig zum Glätten von Lastspitzen eingesetzt werden. Mit dem vereinten Knowhow werden die Kosten gesenkt und die Versorgungssicherheit optimiert, was den Endkunden zugutekommt.
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