10.04.2025 | Monatliches Update europäische Energiemärkte, April 2025
Im März blieben die europäischen Energiemärkte relativ stabil und nahmen angesichts der unbeständigen geopolitischen Lage und der unvorhersehbaren US-Importzollpolitik eine vorsichtige, abwartende Haltung ein. Trotz dieser übergreifenden Unsicherheiten folgten die fundamentalen Marktfaktoren weitgehend den erwarteten saisonalen Trends. Die milderen Temperaturen führten zu einem spürbaren Rückgang der Energienachfrage, während die gestiegene Solarstromproduktion zu mehreren Phasen mit negativen Preisen auf dem Kontinent führte.
Als Reaktion auf den sprunghaften Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien haben die Erzeuger von einspeisefähiger Energie, einschließlich der Wasser- und Kernkraftwerke, ihre Leistung erheblich angepasst, um das Risiko negativer Strompreise zu mindern. Vor allem die französischen Kernkraftwerke zeigten erhebliche Modulationsfähigkeiten, insbesondere in Zeiten starker Solarproduktion und geringer Nachfrage, und erreichten eine Intraday-Flexibilität von 12 GW. Zudem stieg die französische Kernkraftproduktion im ersten Quartal im Jahresvergleich um 7 % und erreichte dank verbesserter Verfügbarkeit den höchsten Stand seit sechs Jahren. Dies stärkte die Versorgungssicherheit und begrenzte den Einsatz von thermischen Kraftwerken, insbesondere von Gaskraftwerken, wodurch der Abbau der europäischen Gasvorräte verlangsamt wurde. Trotz dieser Entwicklung sanken die Gasspeicher am Ende des Winters auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren und erreichten nur noch 34% der vollen Kapazität.
Auf der Gasversorgungsseite stiegen die LNG-Lieferungen nach Europa und übertrafen die Werte der Vorjahre. Dieser beträchtliche Anstieg ist in erster Linie auf eine erhebliche Zunahme der Spot-Ladungen von der US-Golfküste, die rasche Inbetriebnahme des US-Terminals Plaquemines und die geringere LNG-Nachfrage aus China zurückzuführen. Trotz dieses Zustroms hat Europa weiterhin große Probleme, seine Gasvorräte für den kommenden Winter aufzufüllen. Die Lage wird zusätzlich erschwert durch den hohen Exportbedarf in die Ukraine, wo die Speicherstände nach wie vor kritisch niedrig sind.
Als Reaktion auf diese Herausforderungen hat die EU kürzlich flexiblere Vorgaben für die Gasspeicherung vorgeschlagen. Die Vorschläge, über die später im April abgestimmt werden soll, zielen darauf ab, den Aufwärtsdruck auf die Sommergaspreise zu verringern und diesen stattdessen in den folgenden Winter zu verlagern. Dadurch soll die zuvor umgekehrte Preisspanne zwischen Winter und Sommer verringert und die Preissignale für die Einspeicherung von Gas verbessert werden. In der Zwischenzeit sank der Frontmonats-Gaspreis in weniger als einem Monat um rund 40%, was in erster Linie auf eine erhebliche Reduktion spekulativer Netto-Long-Positionen zurückzuführen war. Dies hat die Wettbewerbsfähigkeit von Gas- gegenüber Kohlekraftwerken verbessert. Diese Entwicklung, zusammen mit Befürchtungen über politische Eingriffe in den CO₂-Markt und zunehmender Sorge um das globale Wirtschaftswachstum, führte dazu, dass die Preise für CO2-Zertifikate im vergangenen Monat weitgehend seitwärts tendierten – trotz der anhaltenden Marktknappheit.
An der geopolitischen Front blieben die Waffenstillstandsgespräche zwischen Vertretern der Ukraine, der USA und Russlands hinter den Erwartungen zurück. Jüngste Entwicklungen deuten darauf hin, dass ein Waffenstillstand möglicherweise nicht bald erreicht werden kann, was die Wahrscheinlichkeit einer Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch die Ukraine für den Rest des Jahres verringert. Darüber hinaus verstärkten sich die Bedenken hinsichtlich des globalen Wirtschaftswachstums im Zuge des anhaltenden Handelskriegs und der Vergeltungsmaßnahmen. Letzte Woche verschärfte US-Präsident Trump die Situation, indem er die höchsten US-Zölle seit mehr als einem Jahrhundert ankündigte. Das heisst: ein Aufschlag von 10 % auf nahezu alle US-Importe ab dem 5. April, mit Gegenzöllen von bis zu 50 % auf Waren aus dutzenden Ländern ab dem 9. April. Diese Entwicklungen hatten unmittelbare und schwerwiegende Auswirkungen: Die Aktien an der Wall Street erlebten den stärksten Einbruch seit fast fünf Jahren, wobei am 3. April 3,1 Billionen Dollar vernichtet wurden. Gleichzeitig stürzte der US-Dollar um 2,1 % ab, da die Sorgen über eine höhere Inflation und ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum zunahmen.
Wir werden die laufenden geopolitischen und handelspolitischen Entwicklungen weiterhin genau beobachten, wobei wir uns besonders auf die globale Reaktion auf die neuen US-Zölle konzentrieren, deren Auswirkungen auf die Aussichten des europäischen Energiemarktes analysieren und darüber berichten werden.
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