12.11.2019 | Studie zum PPA-Marktpotenzial: Nachfrage steigt rasant
Power Purchase Agreements (PPA) ermöglichen den Bau von Wind- und Solarkraftwerken ohne staatliche Subventionen. In einer Studie hat Axpo das Marktpotenzial dieser PPA bis 2030 in zwölf europäischen Ländern und den USA untersucht. Das Resultat: In zahlreichen Märkten wird ein grosses Wachstum bei PPA erwartet, weil Entwickler ihre Windkraft- oder Solarprojekte immer öfter mit PPA finanzieren wollen. Auch auf Verbraucherseite ist das Interesse gross. Denn vielen Unternehmen reicht die Versorgung mit grünem Strom mittels Herkunftsnachweisen nicht mehr aus. Sie wollen sich – sofern der Preis stimmt – via PPA direkt am Umbau des Energiesystems in Richtung mehr Nachhaltigkeit beteiligen.
Die Origination-Experten von Axpo, die sich u.a. auf individuelle Lösungen für die Vermarktung und Beschaffung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen für ihre Kunden spezialisiert haben, konnten es in ihrem beruflichen Alltag schon längst feststellen: PPA sind in vielen europäischen Märkten besonders gefragt. Für zahlreiche Erzeuger von Wind- und Solarstrom fällt die fixe Einspeisevergütung mittelfristig teilweise oder komplett weg, diverse Länder halten sogar jetzt schon überhaupt keine Fördermittel mehr bereit. Dadurch hat die Zahl der unterzeichneten PPA in Europa und den USA zuletzt einen neuen Höchststand erreicht: Im Jahr 2018 wurden in Europa mehr Transaktionen abgeschlossen als in allen Jahren zuvor.
Axpo zählt zu den führenden Vermarktern von erneuerbaren Energien in Europa und trägt mit PPA europaweit dazu bei, erneuerbare Projekte zu ermöglichen. Dabei bieten die Origination-Experten von Axpo den Stromproduzenten im Bereich der erneuerbaren Energien passgenaue Lösungen an – je nach Bedarf und individuellen Präferenzen. So ist es beispielsweise möglich, mit dem Erzeuger ein festes Volumen zu einem festen Preis zu vereinbaren, was für den Erzeuger zu regelmässigen Einnahmen über das gesamte Jahr führt – unabhängig von Marktpreisentwicklungen. Welches Modell das geeignetste ist, wird jeweils bedürfnisgerecht und massgeschneidert ausgearbeitet.
Auf der anderen Seite steigt die Nachfrage nach PPA insbesondere bei energieintensiven Grossunternehmen aus der Industrie, die ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen und sich eine langfristige, kostengünstige und zuverlässige Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen sichern wollen. Anbietern und Vermittlern von Stromliefer- und Stromabnahmeverträgen eröffnet dies die Möglichkeit für zusätzliche Geschäfte, da die Unsicherheiten im Hinblick auf Strompreise und -mengen sowohl für die Erzeuger als auch für die Abnehmer erneuerbarer Energien markant zunehmen.
Domenico De Luca, Leiter Handel & Vertrieb bei Axpo, erläutert: «Unsere Strategie im Energiehandel zielt seit Jahren darauf ab, die Präsenz und Geschäftstätigkeiten auf internationaler Ebene kontinuierlich zu erweitern und das Origination-Geschäft auf breiter Basis auszubauen. Insbesondere im Bereich der PPA haben wir das Marktpotenzial frühzeitig erkannt und treffen mit unseren Produkten und Services offenbar den Nerv bei unseren Kunden und Geschäftspartnern. Wir sind weiterhin bestrebt, geographisch breit aufgestellt zu sein, eine Vorreiterrolle in diesem Wachstumsgeschäft einzunehmen und dieses Standbein für den Konzern zu festigen.»
So ist es kein Zufall, dass in allen 39 Märkten, die Axpo in Europa und den USA bedient, lokale Experten im Einsatz sind, die die Gegebenheiten vor Ort kennen und so den Bedürfnissen der Kunden mit passgenauen Angeboten nachkommen können. Der gute Draht zu Industrieunternehmen, Investoren, Produzenten, Energieversorgern, KMU und anderen Marktteilnehmern aus dem Bereich der erneuerbaren Energien hat sich definitiv ausgezahlt: Im kürzlich zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2018/19 konnte Axpo nahezu in allen grossen Märkten PPA abschliessen (siehe Kastentext weiter unten).
«Insbesondere im Bereich der PPA haben wir das Marktpotenzial frühzeitig erkannt und treffen mit unseren Produkten und Services offenbar den Nerv bei unseren Kunden und Geschäftspartnern.»Domenico De Luca, Leiter Handel & Vertrieb
Doch wie wird sich das Geschäft in den kommenden zehn Jahren entwickeln, welche Märkte bieten besonders viel Wachstumspotenzial, auf welche Kundengruppen sollten sich PPA-Anbieter wie Axpo konzentrieren und welche Trends sind ausserdem zu erwarten? Um diese und weitere Fragen zu beantworten und den PPA-Markt in Europa und den USA im Detail unter die Lupe zu nehmen, hat Axpo jüngst eine umfangreiche Studie erstellt, die anlässlich des regelmässig stattfindenden OASIS-Treffens der Origination- und PPA-Experten aus allen Axpo Märkten präsentiert und rege diskutiert wurde.
Roman Waespe, Projektleiter Corporate Development bei Axpo, informierte die Teilnehmer am Anlass in Zürich über die wichtigsten Erkenntnisse und Erwartungen bis 2030: «Wir haben insbesondere in den vergangenen zwei Jahren eine sehr starke Zunahme an abgeschlossenen PPA gesehen. Verglichen mit dem möglichen Marktpotenzial der kommenden Jahre sind diese Mengen aber noch sehr gering. Je nach Entwicklung der Märkte und des regulatorischen Umfelds gibt es noch viel Luft nach oben.»
Die ersten PPAs, so Roman Waespe, seien meistens bilateral ausgehandelte Verträge mit langen Laufzeiten und der praktisch vollständigen Abgabe der Risiken vom Erzeuger an den Abnehmer gewesen. Im nächsten Schritt ist laut Studie eine zunehmende Standardisierung der Produkte zu erwarten. Ausserdem sei absehbar, dass die Nachfrage nach PPAs auf der Erzeugerseite schneller wachsen dürfte als auf der Verbraucherseite.
In einem solchen so genannten «Buyer’s market» kann laut Roman Waespe davon ausgegangen werden, dass die PPA-Vertragskonditionen zukünftig verstärkt auch von den Bedürfnissen der Abnehmer beeinflusst werden. Kurz- bis mittelfristig könnten PPA so zu einer treibenden Kraft für die weitere Finanzierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien werden. Langfristig zeichnet sich aber ab, dass die erneuerbaren Erzeuger auch vermehrt direkt in den Markt werden gehen müssen.
Der Markt für PPAs sei in den vergangenen Jahren insbesondere in den Bereichen Wind Onshore und zuletzt auch Solar länderübergreifend gewachsen, so Roman Waespe. Im Vergleich zum Marktpotenzial seien vor allem Skandinavien und Grossbritannien weit fortgeschritten, während die verstärkte Marktdurchdringung in anderen Ländern noch ganz am Anfang stehe.
Die Studie untersuchte sowohl die regulatorischen als auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den unterschiedlichen Ländern. Roman Waespe erläutert: «Kombiniert man die Faktoren Regulierung und Wirtschaftlichkeit, sind im Solar-Bereich kurz- bis mittelfristig insbesondere Spanien, Italien und Grossbritannieninteressant. Grossbritannien und Spanien führen die Rangliste auch im Bereich Wind Onshore an, zusammen mit den skandinavischen Ländern. In Spanien ist die Situation jedoch aktuell wieder ungewiss aufgrund der letzten Auktionsergebnisse im Nachbarland Portugal. Dies zeigt die starke regulatorische Abhängigkeit zukünftiger PPA-Marktentwicklungen.»
Neben den genannten Ländern, die aktuell vorneweg marschieren, weisen insbesondere Deutschland, die Niederlande und Polen das grösste Potenzial auf – im Falle von Deutschland vor allem bei so genannten Ü20-Anlagen, die nach 20 Jahren aus dem EEG herausfallen.
Und wie sieht es bei Wind Offshore aus? «Diese Technologie hinkt derzeit in Sachen PPA noch deutlich hinterher, weil die Stromgestehungskosten in vielen Regionen höher sind als bei Photovoltaik und Wind Onshore. Zudem gibt es im Bereich Wind Offshore noch immer attraktive Förderbedingungen. Es sind keine realistischen PPA-Aktivitäten absehbar vor dem Jahr 2025. Danach gibt es Potenzial für Offshore-PPAs in Dänemark, Schweden, den Niederlanden und Deutschland», berichtet Roman Waespe.
Mittel- bis langfristig wird laut den Ergebnissen der Studie mit einer steigenden PPA-Nachfrage von Grossverbrauchern gerechnet. Insbesondere solche, die für ihr Geschäftsmodell auf stattliche Mengen an Strom angewiesen sind und ihren Bedarf wenn möglich aus erneuerbaren Energien decken wollen.
«Erzeuger haben normalerweise den Bedarf nach möglichst langen und fixierten PPA-Strukturen. Grossverbraucher hingegen suchen häufig kürzere und flexiblere Lösungen, die an ihre eher kürzeren Geschäftszyklen angepasst sind», so Roman Waespe. «Mit unseren Fachleuten im Bereich Stromerzeugung und -lieferung sowie der Expertise im Bereich Risikomanagement ist Axpo ideal positioniert um den unterschiedlichen Bedürfnissen beider Kundenseiten nachzukommen. Ausserdem könnten in Zukunft verstärkt pan-europäische Lösungen im Bereich Corporate PPA nachgefragt werden. Auch hier kann Axpo mit der europaweiten Präsenz vor Ort die richtigen Lösungen anbieten.»
Und welche Technologie wird das Rennen machen – Solar oder Wind? Auch hierzu hat die Studie Antworten geliefert, weiss Roman Waespe zu berichten: «Die Windkraft liegt im PPA-Bereich aktuell noch vorn. Insbesondere in den nordeuropäischen Regionen. Aber die Solarenergie hat kräftig aufgeholt: Die wichtigsten Märkte für Solar-PPA sind aktuell Spanien – wo wir aber aufgrund möglicher regulatorischer Änderungen ein Fragezeichen setzen müssen – und überraschenderweise auch Grossbritannien, da die Preise auf dem britischen Markt relativ hoch sind und das regulatorische Umfeld günstig ist. Zudem haben wir gesehen, dass sich die Aussichten für Solar-PPA in den meisten Regionen verbessern dürften, da die Investitionskosten voraussichtlich weiter sinken werden.»
In den USA zum Beispiel sei zu erwarten, dass der grösste Teil der zukünftigen Kapazität für erneuerbare Energien aus der Photovoltaik stammen wird. Die Wirtschaftlichkeit habe sich drastisch verbessert und die Machbarkeit sei heute viel eher gegeben als noch vor einigen Jahren. Roman Waespe: «Ähnliche Trends sehen wir in Europa.»
Heisst das, dass die Windenergie abgehängt wird? «Nein», so Roman Waespe, «während wir heute einen Fokus auf die nordeuropäischen Länder sehen, dürften sich insbesondere im Onshore-Bereich auch viele südeuropäische Märkte in Zukunft als attraktiv erweisen. Ausserdem gilt es zu beachten, dass zwar ein stärkerer Ausbau der Photovoltaik-Kapazitäten erwartet wird als bei Wind Onshore, aber aufgrund der höheren Volllaststunden wird Wind Onshore im TWh-Bereich mit der Photovoltaik in Europa mithalten können.»
Anders sieht es bei Wind Offshore aus: Zwar seien in den Niederlanden und Grossbritannien erste Offshore-PPAs unterzeichnet worden, aber alles in allem sei diese Technologie immer noch zu teuer und werde daher zumindest kurzfristig ohne staatliche Unterstützung kaum wachsen.
Womit wir bei der Frage wären, welche Kundengruppen sich in den nächsten zehn Jahren besonders für so genannte Corporate PPAs interessieren dürften. Roman Waespe kommentiert: «Die Preisabsicherung und die Dekarbonisierung dürften auf Seiten der Unternehmen generell die Haupttreiber für die Nachfrage nach Corporate PPA bleiben. Viele Unternehmen wollen und müssen grüner werden, weil deren Kunden es so verlangen. Da reichen die Herkunftsnachweise nicht mehr. PPA könnten hier Abhilfe schaffen. Unter dem Strich geht aber nach wie vor nichts, solange der Preis nicht stimmt..»
«Die Preisabsicherung und die Dekarbonisierung sind auf Seiten der Unternehmen generell die Haupttreiber für die Nachfrage nach Corporate PPA.»Roman Waespe, Projektleiter Corporate Development
Das grösste Wachstumspotenzial für die Nachfrage nach Corporate PPA in absoluten Zahlen ortet die Studie derweil in den grössten Märkten Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Italien – allein schon wegen ihrer schieren Grösse. Relativ gesehen könnten andere, kleinere Märkte hingegen sogar attraktiver sein, zum Beispiel, wenn diese eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Rechenzentren oder Industrieunternehmen beheimaten.
Italien, führt Roman Waespe als Beispiel an, sei zwar ein relativ grosser Markt, er bestehe aber mehrheitlich aus KMUs und sei somit eher weniger attraktiv für Corporate PPA. Ausserdem sei die Kreditwürdigkeit der Unternehmen ein wichtiges Kriterium um überhaupt als PPA-Abnehmer akzeptiert zu werden, auch da gebe es starke Unterschiede in den verschiedenen Branchen und Märkten.
Axpo ist mit ihrer breiten geographischen Abdeckung und dank des stetigen Erfahrungs- und Wissensaustauschs zwischen den Experten in den einzelnen Ländern auf jeden Fall gut positioniert, um auch in Zukunft eine gewichtige Rolle in diesem Wachstumsfeld einzunehmen und sowohl die Bedürfnisse der Erzeuger als auch die der Abnehmer von Strom aus erneuerbaren Energien abzudecken.
Domenico De Luca abschliessend: «Um die Produzenten und Konsumenten zusammenzubringen, braucht es einen Vermittler mit lokalem Know-how, der beide Seiten versteht. Und das sind wir.»
Seit knapp zehn Jahren finden bei Axpo in der Regel dreimal pro Jahr die so genannten OASIS Workshops statt. OASIS steht dabei als Akronym für Origination And Sales International Summit. An diesen internen Anlässen, die jedes Mal an einem anderen Standort von Axpo in Europa abgehalten werden, tauschen sich Origination-, Risk-Management- und Trading-Experten aus allen Märkten aus, in denen Axpo vertreten ist. Die Meetings dienen dem Wissensaustausch, es werden neue Produkte und Services präsentiert, aktuelle Themen diskutiert und externe Experten für Impuls-Referate eingeladen. Neben den Workshops haben die OASIS Meetings auch eine soziale Networking-Komponente, denn die Teilnehmer gehen mitunter zusammen joggen und können bei dieser Gelegenheit auch in ungezwungenem Rahmen weiter fachsimpeln.
In Sachen PPA ganz zuoberst steht Nordeuropa: In Schweden hat Axpo im vergangenen Geschäftsjahr u.a. mit den Investoren Aquila Capital, Asper Investment Management, Green Investment Group und re:cap global investors jeweils langfristige Stromabnahmeverträge für die Windparks Bröcklingberget, Hornamossen, Nylandsbergen und Högkölen unterzeichnet, in Finnland wird Axpo den Ökostrom aus den Windparks Kröpuln und Storbacken vermarkten und in Norwegen liefert Axpo einem grossen Industrieunternehmen aus der Metallurgie-Branche den Ökostrom für seine Manganproduktion. Ebenfalls von grosser Bedeutung sind in Skandinavien zusätzliche Geschäfte, in deren Rahmen Axpo den Stromproduzenten etwa den Marktzugang für den Handel mit den Stromzertifikaten und Herkunftsnachweisen aus ihrer Anlage verschafft.
Auch in Osteuropa brummt das Geschäft mit der Vermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien: In Polen zum Beispiel arbeitet Axpo seit einigen Wochen mit der Green Investment Group zusammen, vermarket im Rahmen eines so genannten Route-to-Market PPA den Strom aus deren Windpark Kisielice und übernimmt zudem die preisliche Absicherung eines wesentlichen Teils der dazugehörigen Umweltzertifikate. In Rumänien wiederum kooperiert Axpo im Rahmen einer Vertriebspartnerschaft mit dem österreichischen Stromunternehmen Verbund, um den Automobilhersteller Dacia mit grünem Strom aus einem Windpark am Schwarzen Meer zu versorgen.
Auch in Mitteleuropa läuft das Geschäft: Die Tochtergesellschaft in den Niederlanden vermarktet den Öko-Strom aus den Abfällen des Abfallverwertungsunternehmens AEB Amsterdam und unterstützt die Gegenpartei beim Zugang zum Spotmarkt, Terminmarkt sowie im Intraday-Handel – und in Deutschland hat Axpo als einer der ersten Marktteilnehmer überhaupt mit der SEAC Holding und dem Entwickler MaxSolar einen langfristigen Abnahmevertrag für Solarstrom ausserhalb der staatlichen Förderung abgeschlossen.
Ebenfalls gut im Solar-Geschäft vertreten sind naturgemäss die Teams in den südeuropäischen Märkten, etwa auf der iberischen Halbinsel: In Portugal wurde ein PPA mit Exus Management Partners und BlackRock Real Assets für die Photovoltaikanlage Solar da Gloria abgeschlossen, zudem konnte im vergangenen Sommer mit dem riesigen Solarpark Évora eine der ersten Photovoltaik-Anlagen auf der iberischen Halbinsel in Betrieb gehen, die ganz ohne öffentliche Subventionen auskommt – dank eines Stromabnahmevertrages von Axpo mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Auch in Spanien läuft es rund, dort liefert Axpo Iberia neuerdings den Ökostrom für die E-Bike Ladestationen der Städtische Verkehrsbetriebe Madrid.