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17.09.2024 | Monatliches Update europäische Energiemärkte, September 2024

Vorbereitung auf die Wintersaison

Obwohl einige Energiemärkte und Fundamentaldaten in den vergangenen Monaten einem rasanten Auf und Ab unterlagen, haben sich zwei Faktoren nicht verändert: die anhaltenden und drohenden Versorgungsrisiken sowie die schwache Energienachfrage. Das Eindringen der Ukraine in russisches Territorium in Kombination mit den eskalierenden Konflikten im Nahen Osten hat geopolitische Risiken ausgelöst, die Unsicherheit im Hinblick auf die europäische Gas- und globale Kohleversorgung erhöht und eine Rallye der Gaspreise in der ersten August-Hälfte in Gang gesetzt hat. Unterdessen wurden die Strompreise in entgegengesetzte Richtungen getrieben. Die westeuropäischen Strompreise zogen aufgrund steigender Gaspreise und sich verschlechternder Wasserkraftbilanzen zunächst stark an, während die osteuropäischen Strompreise aufgrund der Ferienzeit und der kühleren Temperaturen sanken. In anderen Teilen des Energiekomplexes schwankten sowohl die Kohle- als auch die CO2-Preise um ihre langfristigen Trends, während die Ölpreise trotz verzögerter OPEC-Produktionserhöhungen und ungeplanter Versorgungsausfälle weiter zurückgingen. Zumindest teilweise verantwortlich für diese Entwicklung ist die anhaltende Nachfragerschwäche, die wir auch in anderen Energieträgern beobachten. Diese hat die Risiken von Versorgungsengpässen etwas kompensiert und war dann auch hauptsächlich für den Rückgang der Preise seit Mitte August verantwortlich.

 

An der Gasfront verstärkte eine starke Verlangsamung der LNG-Versorgung nach Europa in den letzten Monaten die Bedenken hinsichtlich des Versorgungsniveaus. Diese Unsicherheit verschärfte sich Anfang September, als Ägypten, ehemaliger LNG-Exporteur, 20 Ladungen für die nächsten zwei Monate zur Lieferung ausschrieb, wodurch sich die Lage auf dem weltweiten LNG-Markt weiter anspannte. Durch die starken Pipelineflüsse aus Norwegen und die verhaltene Nachfrage liessen sich jedoch einige dieser Bedenken zerstreuen, sodass die europäischen Gasspeicher 92,5 % der Kapazität erreichen konnten. Ungewiss sind unterdessen die Aussichten für Gasflüsse durch die Ukraine nach Osteuropa nach dem Ablauf des Transitabkommens zwischen der Ukraine und Russland Ende dieses Jahres. Zudem erhöht der anhaltende Konflikt in der Ukraine die Wahrscheinlichkeit, dass die östlichen Märkte die Exportströme in das ukrainische Energiesystem weiter ankurbeln müssen, das in den letzten Monaten durch russische Angriffe schwer beschädigt wurde.

 

Im Strombereich bleibt die französische Kernenergieproduktion stabil, die EDF hebt ihr offizielles Produktionsziel für dieses Jahr an. Gründe dafür waren vorzeitige Wiederanläufe, günstige Wetterbedingungen und ein besseres Management von Korrosionsproblemen. Darüber hinaus bestätigte die EDF, dass der lang erwartete Reaktor Flamanville-3 im Spätherbst ans Netz gehen wird und bis Ende des Jahres mit voller Kapazität gerechnet wird. Unterdessen kündigte der französische Übertragungsnetzbetreiber RTE eine Erhöhung der Obergrenze für die Stromflüsse nach Osten von 8 GW auf 10 GW an, wobei die an den Grenzen Italiens und der Schweiz geltenden Beschränkungen Vorrang haben. Die entscheidende Rolle der Verbindungsleitungen wird durch den Fall Finnlands unterstrichen, wo die Leitung EstLInk-2 zwischen Finnland und Estland Anfang September nach einem siebenmonatigen Ausfall wieder die volle Kapazität erreichte, was Importe aus den baltischen Märkten ermöglichte und dazu beitrug, Kapazitätsbeschränkungen für Verbindungsleitungen nach Schweden auszugleichen. Damit konnte auch der temporäre Ausfall der Grundlastkapazität des Kernreaktors Olkiluoto-2 abgefedert werden, der wegen eines Turbinenausfalls für mehrere Wochen ausser Betrieb war. 

 

Im September und Oktober bleiben mehrere Risiken bei der Gasversorgung bestehen. Dazu gehören erhebliche Produktionsdrosselungen in Norwegen und Algerien aufgrund geplanter Wartungsarbeiten sowie die erwartete starke Sturmaktivität im Atlantik, die zu Störungen der LNG-Anlagen in den USA führen könnte. Die rückläufige LNG-Nachfrage in Asien erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass zusätzliche LNG-Ladungen in europäische Märkte umgeleitet werden. Unterdessen ist die europäische Nachfrage nach wie vor eine Hauptquelle der Unsicherheit und Besorgnis bei den politischen Entscheidungsträgern, da sie auch weiterhin unter dem Niveau vor der Energiekrise liegt. Bemerkenswert ist, dass Mario Draghis Bericht über die Notwendigkeit, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu verbessern, von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde, kurz nachdem Volkswagen die potenzielle Schliessung zweier deutscher Automobilwerke angekündigt hatte. Diese Entwicklung dürfte die Erholung der deutschen Stromnachfrage weiter belasten. Wir werden diese makroökonomischen und politischen Entwicklungen sowie die US-Wahlen weiterhin genau verfolgen, um ihre Auswirkungen auf die Aussichten des europäischen Energiemarkts zu bewerten und darüber Bericht zu erstatten. 

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