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11.06.2024 | Monatliches Update europäische Energiemärkte, Juni 2024

Wetter und Geopolitik beeinflussen europäische Energiemärkte

Im vergangenen Monat wurde das Geschehen auf den europäischen Energiemärkten im Wesentlichen durch eine Kombination aus ungewöhnlichen Witterungsverhältnissen und bedeutenden geopolitischen Faktoren bestimmt. Das Ergebnis war ein erheblicher Anstieg der Preise für Energierohstoffe und eine erhöhte Volatilität.

In Zentraleuropa herrschte ungewöhnlich nasses Wetter bei nahezu jahreszeitlich üblichen Temperaturen, während es in Grossbritannien – wo der Temperaturrekord für Mai deutlich gebrochen wurde – und den nordischen Ländern ungewöhnlich warm war. Windschwache Zeiten im vergangenen Monat stützten die Strompreise am Spotmarkt in Nordeuropa, die Strompreise in Deutschland lagen jüngst bei zeitweise über 200 EUR/MWh. Überschattet wurde dies jedoch durch den Rekord-Ausgleichsenergiepreis in Deutschland, der Anfang Juni auf knapp 10 000 EUR/MWh stieg. Dieser extreme Preisanstieg ist auf eine geringere Solarstromproduktion als prognostiziert in den Morgenstunden, begrenzte französische Exportkapazitäten nach Deutschland und einen Mangel an flexibler Kraftwerksleistung zurückzuführen.

Zudem kam es in Deutschland aufgrund von solarer Überproduktion zu negativen Strompreisen in den Mittagsstunden, die die zunehmende Häufigkeit solcher Preisvolatilitäten durch den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen unterstreichen. Diese Volatilität dürfte andauern bis flexible Batteriespeicherlösungen mehr an Bedeutung gewinnen. Unterdessen zeigten die französischen Exporte im Mai eine Verbesserung, erholten sich jedoch nicht vollständig. Die französische Kernenergieproduktion blieb robust und wurde in Zeiten geringer Nachfrage flexibel heruntergefahren. Trotz der insgesamt schwachen Energienachfrage in Zentraleuropa, die zeitweise unter die Werte von 2023 fiel, kam es in Südeuropa zu einem leichten Nachfrageanstieg gegenüber dem Vorjahr.

Auf dem Gasmarkt trieben unterdurchschnittliche Einspeicherungen und Bedenken, die Füllstände könnten im Winter nicht ausreichen, die Preise nach oben, auch unterstützt durch die Warnung des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV vor einem möglichen Lieferstopp durch Gazprom, obgleich dieser bisher noch nicht eingetreten ist. Durch die norwegischen Wartungsarbeiten und die LNG-Verknappung reduzierte sich das verfügbare Gasangebot; die EU-Speicherfüllstände fielen unter die Rekordwerte von 2020, blieben Anfang Juni aber über dem Fünfjahresdurchschnitt. Das Vertrauen, die Speicher vor dem Winter komplett zu füllen, ist geschwunden; stattdessen soll mit LNG ein stärkerer Puffer geschaffen werden, um das russische Gas zu ersetzen. Eine starke asiatische Nachfrage, Hitzewellen in Südasien und fragile LNG-Exporte haben den Markt belastet und führen zu den geringsten LNG-Importen der EU in über vier Jahren.

Vor diesem Hintergrund stiegen auch die Kohleimporte nach Asien erheblich, um dem höheren Kühlbedarf gerecht zu werden und die Vorräte aufzufüllen. Zudem trieb ein engerer Gasmarkt in Kombination mit der Eindeckung spekulativer Short-Positionen die europäischen Preise für Emissionszertifikate in die Höhe. Die Anfang Juni durchgeführten Wahlen zum Europäischen Parlament könnten jedoch die optimistische Stimmung am Emissionsmarkt kippen lassen, da zunehmende wirtschaftliche Sorgen und militärische Bedrohungen dazu führen könnten, dass die grüne Energiewende-Politik des aktuellen Parlaments einer stärker an der Industrie ausgerichteten Strategie weichen muss.

Unterdessen kündigte Portugal jüngst eine mögliche Revision seiner ehrgeizigen Klimaziele 2030 an, um die Verbraucherkosten zu kontrollieren. Dies könnte andere europäische Länder darin bestärken, diesem Beispiel zu folgen. Die Nachricht löste eine rege Diskussion darüber aus, ob die Europäische Kommission ihre Ziele nach unten anpassen und somit den hohen Kosten für deren Erreichung bis zum Ende des Jahrzehnts Rechnung tragen sollte, oder die aktuellen Ziele beibehalten und eine potentielle Nichteinhaltung durch Mitgliedsstaaten riskieren sollte.

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