06.08.2019 | Der erste Kernkraftwerkleiter in der Schweiz schaffte ein Wir-Gefühl
Vierzehn Jahre leitete Kurt Küffer das Kernkraftwerk Beznau und schuf eine neue Betriebskultur: Er ermöglichte div. Mitwirkungsverfahren, gründete eine interne Betriebskommission, propagierte eine gemeinsame Lösungssuche, betrieb eine offene Kommunikationspolitik und organisierte für seine Belegschaft gezielte Ausbildungen. Am Stammsitz in Baden bezeichnete man Küffer als ein Vorbild, der für alles und alle geschaut habe: für seine Leute, für das Werk – und für den sprichwörtlichen Beznau-Spirit.
Die ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erinnern sich gerne an Kurt Küffer. Wie modern er gewesen sei, weil er schon damals das Personal als wichtigstes Element der Unternehmung betrachtete. Wie er vorausschaute und festlegte, dass es zwar eine Informationsbringschuld, aber ebenso auch eine Informationsholschuld gab, lange bevor das in Führungsseminaren gelehrt wurde. Wie er es verstand, nah an seinen Leuten zu sein und dennoch Respektsperson zu bleiben. Einer, der am Neujahrsmorgen auf die Insel fuhr, um den Männern auf der Schicht alles Gute zu wünschen. Küffer sei eben der Überzeugung gewesen, sagt einer, dass ein Kernkraftwerk nur durch eine eingeschworene Truppe betrieben werden könne. Dieses Einschwören hätte der Sportclub, der auf Initiative des Kraftwerkleiters 1971 gegründet worden war, zusätzlich unterstützt. Unvergessen bleibe das Korbballturnier im Maschinenhaus, bei dem Küffer mitgetan habe und von allen Spielern quer durch die Mannschaften gewusst hätte, was deren Aufgabe im Werk war.
Dann erzählt einer eine Geschichte, die den besonderen Geist in der Beznau illustrieren kann: Kraftwerksleiter Kurt Küffer hätte sich, aus Solidarität zur Mannschaft, bei einer Revisionsabstellung ebenfalls in Vollmontur in den Dampferzeuger zur Kontrolle gezwängt. Dabei stellte sich Küffer allerdings ziemlich tollpatschig an. Sein Begleiter, der keine Ahnung hatte, wer da vollmaskiert im Schutzanzug steckte, wies ihn deshalb heftig und mit nicht jugendfreien Ausdrücken zurecht. Nach der Demaskierung hätte sich der Begleiter dann am liebsten in einem Mauseloch verkrochen. Küffer aber munterte ihn auf: "Berechtigte Kritik ist immer in Ordnung. Wenn sich einer so dumm anstellt wie ich, erst recht."
Drei Generation, die die das Kraftwerk betrieben haben und noch immer betreiben, erzählen uns von ihren Erfahrungen und Erinnerungen in der Beznau: Vom euphorischen Beginn in den 60er-Jahren durch alle Stürme hinweg bis heute, rund um die Uhr. Es sind Zeitzeugen aus den letzten 50 Jahren Kernenergie-Geschichte der Schweiz.
Im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums des KKB erscheint im September 2019 ein Buch, das Menschen aus drei Generationen zeigt, wie sie im Kernkraftwerk Beznau arbeiten, wie sie ticken und wie sie leben.
Das Buch schreibt Steven Schneider aus Bad Zurzach, Journalist und Autor, u.a. Verfasser diverser Axpo Jubiläumsschriften.