Wechseln Sie zur Website der Axpo Group.

Wechseln Sie zur Website der Axpo Group.

13.01.2021 | Axpo CEO Christoph Brand über die Bedeutung der Nachhaltigkeit im Konzern

Ganz schön nachhaltig unterwegs

Jeanette Schranz

Autorin

E-Mail

 

Für Axpo Chef Christoph Brand ist Nachhaltigkeit ein zentrales Thema, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch. Diese Aspekte könne man auch gut vebinden, beispielsweise mit massgeschneiderten Energiebezugsverträgen für erneuerbare Energie. Als Arbeitgebende will sich Axpo mit einem konzernweiten Programm für Diversity einsetzen und den Frauenanteil bei Mitarbeitenden und Führungskräften erhöhen.

 

Christoph Brand, Sie sind seit Mai 2020 CEO der Axpo. Haben Sie ein nachhaltiges Unternehmen übernommen?

Definitiv - und zwar in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Wirtschaftlich steht Axpo auf solider Basis. Ökologisch sind wir als grösste Schweizer Produzentin von erneuerbarer Energie gut unterwegs. Und als relevantes Unternehmen und verantwortungsvolle Arbeitgeberin nehmen wir auch eine wichtige gesellschaftliche Rolle wahr.

Wie machen Sie die wirtschaftliche Nachhaltigkeit fest?

Mit der Vernetzung von Produktion, Handelsgeschäft und internationalem Kundengeschäft hat Axpo die Weichen rechtzeitig für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg gestellt. Das Jahresergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahrs ist sehr positiv, trotz anspruchsvollem wirtschaftlichen Umfeld. Der EBIT von 791 Mio. CHF und der Free Cash Flow von 319 Mio. CHF konnten gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert werden, was unsere operative Stärke unterstreicht.

Inwiefern hat die Corona-Pandemie Axpo getroffen?

Die Stromnachfrage ist in der Krise natürlich zurückgegangen. In einzelnen Märkten wie etwa Italien sogar deutlich. Andererseits hat der Handel gleichzeitig sehr gute Resultate erzielt. Das zeigt, Axpo verfügt über eine starke Basis, um Rückschläge in einzelnen Märkten und Geschäftsbereichen auffangen zu können.

Wie hat die Corona-Krise den Betrieb der Kraftwerke beeinträchtigt?

Axpo betreibt in der Schweiz eine kritische Infrastruktur. Da ist Sicherheit für Mitarbeitende sowie Sicherheit der Kraftwerke oberstes Gebot. Unsere Kraftwerke und Netze lieferten stets zuverlässig, unsere Mitarbeitenden haben eine grossartige Leistung vollbracht. Die Durchführung der Revisionen der Kernkraftwerke Beznau und Leibstadt waren nur mit umfangreichen Schutzmassnahmen möglich, aber sie wurden erfolgreich abgeschlossen.

Wie hat die Corona-Krise die Axpo als Arbeitgeberin getroffen?

Wir haben schnell und professionell reagiert, teilweise waren wir den Behörden sogar voraus. Die Sicherheit der Mitarbeitenden war und ist unser oberstes Ziel. Wir haben unsere Arbeitsweisen angepasst, ob vor Ort in den Betrieben oder flexibel im Homeoffice. Die Digitalisierung hat einen grossen Schub erhalten. Dies macht uns agiler, flexibler, effizienter. Diesen Schub wollen wir auch nach der Corona-Pandemie nützen.

Wie wollen Sie das erreichen?

Wir wollen neue Arbeitsweisen dauerhaft im Unternehmen verankern. Dies nicht von oben verordnet, sondern als partizipativer Prozess, bei dem die Mitarbeitenden mitwirken können. Partizipation ist mir auch im laufenden Strategieprozess wichtig. Wir haben deshalb auch jüngere Mitarbeitende zur Mitarbeit eingeladen.

Christoph Brand, CEO

Was bedeutet Diversity für Axpo?

Axpo ist ein extrem vielfältiges Unternehmen. Unsere Mitarbeitenden kommen aus rund 60 Ländern und sind in den unterschiedlichsten Berufsfeldern tätig. Mit einem konzernweiten Diversity-Programm wollen wir auch den Anteil von weiblichen Mitarbeitenden und Führungskräften erhöhen. Vielfalt in jeder Hinsicht wird angesichts des technologischen, demografischen und gesellschaftlichen Wandels zunehmend wichtig für den Unternehmenserfolg.

Wie engagiert sich Axpo für die Gesellschaft?

Mit rund 300 zusätzlichen FTE haben wir auch im vergangenen Jahr wieder neue Stellen geschaffen. Axpo unterstützt zudem über 200 verschiedene Organisationen und Projekte mit kulturellem, ökologischem oder sozialem Fokus.

Welches Gewicht hat die ökologische Nachhaltigkeit?

Ein sehr grosses, nicht nur für Axpo, sondern für die ganze Gesellschaft. Über unser gesamtes Kraftwerksportfolio betrachtet, produzieren wir mit rund 80g CO2 pro Kilowattstunde viermal weniger CO2-Ausstoss als der europäische Durchschnitt. Und in der Schweiz erzeugen wir rund ein Drittel des Landesverbrauchs nahezu gänzlich ohne Klimaemissionen. Zudem machen wir unsere Kunden klimafreundlicher – indem wir ihnen massgeschneiderte Lösungen mit erneuerbaren Energien anbieten.

Warum investiert Axpo vor allem im Ausland in erneuerbare Energien?

In den vergangenen zehn Jahren hat Axpo viel Geld für erneuerbare Energien in der Schweiz investiert. Mit rund 5000 MW installierter Leistung ist Axpo die grösste Schweizer Produzentin von erneuerbarer Energie. In der Schweiz betreiben wir über 100 Gross- und Kleinwasserkraftwerke und erzeugen Strom aus der Verwertung von biogenen Abfällen. Auch die Photovoltaik ist in der Schweiz wichtig. Unsere Tochtergesellschaft CKW installiert praktisch jeden Arbeitstag eine neue PV-Anlage. Zusammen mit CKW haben wir zudem ein neues Geschäftsfeld für Batteriespeicher aufgebaut. Tatsächlich bestehen in der Schweiz aber momentan grosse Fragezeichen bei der Wirtschaftlichkeit von zum Beispiel PV-Grossanlagen, solange die regulatorischen Rahmenbedingungen wenig vorteilhaft bleiben. Bei der Wasserkraft wird so in der Summe leider Wert vernichtet, was vor allem an den hohen Wasserzinsen liegt. Man kann sagen, von der Wasserkraft profitiert die ganze Schweiz, die «Rechnung» bezahlen aber wir und die anderen Produzenten.

Wo liegen die Schwerpunkte in Europa?

In Europa vermarkten wir rund 16 600 MW erneuerbare Energie, vor allem Wind und Photovoltaik. Mit unseren Tochtergesellschaften Urbasolar und Volkswind bauen wir PV- und Windenergie in Europa laufend aus. Volkswind hat insgesamt schon über 1100 MW Leistung realisiert und plant weitere Anlagen mit insgesamt 4000 MW installierter Leistung. Bei der Photovoltaik gehört Urbasolar zu den führenden europäischen Playern. Rund 400 PV-Anlagen mit 370 MW hat Urbasolar bereits gebaut, 1000 weitere MW umfasst die Projektpipeline.

Warum dieses Wachstum bei den erneuerbaren Energien?

Weil wir unseren realistischerweise stark steigenden Strombedarf nur mit einem massiven Ausbau der Erneuerbaren werden decken können. Deshalb wollen wir bei den erneuerbaren Energien weiterhin wachsen. Und wir verbinden ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit, beispielsweise mit massgeschneiderten Energiebezugsverträgen. Diese bringen Produzenten und Abnehmer von erneuerbarer Energie zusammen. Vereinfacht gesagt: Für Produzenten übernehmen wir die Vermarktung, für Abnehmer garantieren wir Mengen und Preis. So werden Wind und PV immer konkurrenzfähiger – und subventionsfrei, wie etwa das Beispiel der 25-MW-PV-Anlage im portugiesischen Evora gezeigt hat.

Axpo hat im vergangenen Geschäftsjahr erstmals einen Green Bond – eine Anleihe für nachhaltige Projekte – emittiert, warum?

Nachhaltigkeit ist ein zentraler Pfeiler unserer Unternehmensstrategie und ein immer wichtigeres Kriterium für Investoren. Mit unserem ersten Green Bond wollen wir unser Engagement in diesem Bereich weiter stärken und die Basis für weitere grüne Finanzierungen schaffen. Den Nettoerlös von 133 Millionen CHF verwenden wir zur Finanzierung von Projekten in den Bereichen PV und Windenergie. Das grosse Interesse der Investoren bestätigt unsere Strategie des profitablen Wachstums bei den erneuerbaren Energien. Axpo hat jüngst von ISS Oekom ein ESG-Rating von «C+» erhalten. Damit gehört Axpo in Sachen Nachhaltigkeit zu den führenden der untersuchten Unternehmen aus der Versorgerbranche.

Lesen Sie auch

Show all

Energiemarkt

Strukturelle Engpässe und wachsende Unsicherheit vor dem Winter

Monatliches Update europäische Energiemärkte, November 2024

Mehr lesen

Erneuerbare Energien

«Der Mensch bleibt der entscheidende Faktor»

Auch die Kraftwerke Mauvoisin waren von den Unwettern stark betroffen

Mehr lesen

Erneuerbare Energien

«Wie können wir unsere Anlagen besser schützen?»

Gleich zwei Unwetter suchten das Walliser Saas-Tal in diesem Sommer heim

Mehr lesen