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30.08.2023 | Versorgungssicherheit? Wir kümmern uns darum - heute mit Nicolai Braun

Jahresrevision hält das KKB im Schuss

Wo normalerweise rund 500 Leute arbeiten, sind es auf der Beznau-Insel im unteren Aaretal derzeit fast doppelt so viele. Block 2 des KKB ist seit dem 4. August zur Revision und zum Brennstoffwechsel vom Netz. Routine zwar, aber ein Grossprojekt. «Und ein bisschen wie der Service fürs Auto», sagt Nicolai Braun, Leiter des KKB. 

Über rund sechs Wochen lang wird der Block 2 des Kernkraftwerks Beznau durchgecheckt, gewartet und mit frischen Brennelementen beladen. Die Teams des KKB arbeiten dabei eng mit externen Spezialistinnen und Spezialisten aus dem In- und Ausland und aus unterschiedlichsten Fachgebieten zusammen. Ohne sie wäre eine Revision nach allen Regeln der Kunst – oder besser, nach den höchsten internen, nationalen und internationalen Vorschriften – nicht möglich.

Wie immer sind auch Inspektoren des Schweizerischen Vereins für technische Inspektionen SVTI und des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI vor Ort. Erst wenn das ENSI nach Ende der Arbeiten grünes Licht gibt, kann Block 2 wieder hochgefahren werden und Strom produzieren.

Noch ist es aber nicht so weit. Es herrscht vielmehr emsiges Treiben. Von Hektik ist indes keine Spur, schon gar nicht bei Nicolai Braun, Leiter des KKB. Seit Anfang Jahr führt der studierte Maschineningenieur die Geschicke auf der Insel. Davor arbeitete er in leitender Funktion beim KKW Philippsburg in Baden-Württemberg. Die Anlage wurde im Zuge des Atomausstiegs Deutschlands Ende 2019 stillgelegt. 

Zuverlässiger Betrieb während über 400'000 Stunden
Bis zur Hälfte des Winterstroms

Nicht von ungefähr werden die beiden Blöcke des KKB jeweils im Frühling bzw. im Sommer für einen Brennelementwechsel oder eine Revision vom Netz genommen. Dann ist der Bedarf an Strom geringer. «Dieses Zeitfenster müssen wir nutzen, um das KKB nicht zuletzt auch mit Blick auf die Wintermonate fit zu halten», so der KKB-Chef und hält fest: «In der kalten Jahreszeit tragen die Schweizer KKW bis zur Hälfte der heimischen Stromproduktion bei».  

Eine Revision umfasst Tausende von Arbeitsschritten und will Monate im Voraus minutiös geplant sein. Der Schwerpunkt liegt heuer auf Arbeiten zur Instandhaltung und auf Routinetests. Zudem stehen die Grossrevision eines Generators und Inspektionen an den Dampferzeugern und den beiden Reaktor-Hauptpumpen an.

«Und es wird "aufgetankt"», ergänzt Nicolai Braun. Von den insgesamt 121 Brennelementen werden 20 ersetzt. Die Brennelemente gilt es nach einem vorgegebenen Schema im Reaktorkern zu platzieren, damit sie effizient genutzt werden können.

Drei Tage fürs Abkühlen

Damit aber überhaupt mit den Arbeiten begonnen werden kann, muss die Anlage erst schrittweise runtergefahren, abgekühlt und entleert werden. Ein Kernkraftwerk ist ja nichts anderes als ein Wärmekraftwerk. Wasser wird stark erhitzt und wird zu Dampf. Der Dampf treibt die Turbinen an und diese wiederum den Generator, der den Strom erzeugt. Erzeugt wird die Wärme durch Kernspaltung in den Brennelementen des Reaktorkerns. Hier wird das Wasser umgewälzt und unter hohem Druck (ca. 150 Bar) auf rund 300 Grad erhitzt.

Kein Wunder dauert es etwa drei Tage, bis die gesamte Anlage – Reaktorbereich wie auch der konventionelle Teil – genug abgekühlt, drucklos gemacht und entleert ist. Ist es so weit, werden der über 50 Tonnen schwere Deckel vom Reaktordruckbehälter gelöst, mit einem Hebekran angehoben sowie die oberen Reaktoreinbauten entfernt: Der Blick auf die Brennelemente im blau schimmernden Wasser ist freigelegt. 

Voller Energie: Ein Blick ins Innerste des Reaktors
Bereit für den Austausch

Erst jetzt ist alles parat für den Austausch der Brennelemente – diese werden nur unter Wasser bewegt. Im Anschluss kommen qualifizierte Ultraschall, Wirbelstrom- und Röntgentechniken sowie Hightech-Kameras zum Einsatz, um die verschiedensten Anlageteile akribisch nach allfälligen Unregelmässigkeiten zu untersuchen. 

Parallel werden Komponenten wie Pumpen, Motoren, Armaturen oder Turbinen sowie der Generator inspiziert und gewartet, je nach Wartungszyklus der einzelnen Komponenten. Auch werden die Kühl- und Sicherheitssysteme periodisch geprüft, wie etwa die Notstromversorgung durch Dieselaggregate.

Sicherheit im Betrieb und für die Versorgung

«Eine Revision ist ein bisschen wie der Service fürs Auto. Es werden Funktion, Materialalterung und Verschleiss der Komponenten gecheckt, getestet und bei Bedarf ausgetauscht – mit dem Unterschied, dass unser «Service» zwei Ziele hat: Sicherheit im Betrieb und Versorgungssicherheit».

Über das Gesamtjahr liefert das KKB rund 6 Terawattstunden Strom und deckt damit ein Zehntel des jährlichen Strombedarfs der Schweiz ab.

Zukunftsträchtige Jobs

Nicolai Braun schätzt den besonderen Spirit auf der Insel, die Verbundenheit der Mitarbeitenden mit dem Werk und den Zusammenhalt untereinander. Die Fluktuation ist tief. Dass die Jobs attraktiv und zukunftsträchtig sind und dies trotz des anvisierten, schrittweisen Ausstiegs der Schweiz aus der Kernenergie, hat sich herumgesprochen. Denn erstens werden die bestehenden Schweizer KKW so lange betrieben, wie sie sicher sind. Und zweitens veranschlagt ein künftiger Rückbau einer Anlage weitere 10 bis 15 Jahre. 

50 Jahre und fit

Kernenergie liefert sicher, zuverlässig und nahezu emissionsfrei Strom – das Kernkraftwerk Beznau seit über 50 Jahren. Mehr als 2,5 Milliarden Franken hat Axpo in den letzten Jahrzehnten in die Instandhaltung, Nachrüstung und Modernisierung des KKB investiert. Dank dieser Investitionen gehört es zu den sichersten KKWs der Welt.  

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