Wechseln Sie zur Website der Axpo Group.

Wechseln Sie zur Website der Axpo Group.

17.01.2025 | Versorgungssicherheit? Wir kümmern uns darum, heute mit Nadia Semadeni

«Nutzen» und «schützen» auf den Nenner gebracht

Es liegt in der Natur der Sache: Wo Strom produziert wird, prallen Interessen aufeinander, gerade auch zwischen Wasserkraft und Ökologie. Für Ausgleich sorgt Nadia Semadeni, sachlich, kompetent und zielorientiert. Sie ist Abteilungsleiterin Umwelt bei Axpo.

Über 315 Hektaren erstreckt sich die Auenlandschaft im Aaretal von Wildegg bis Brugg. Das Gebiet beheimatet eines der artenreichsten Ökosysteme des Aargaus. Gleichzeitig betreibt Axpo hier eines der leistungsstärksten Wasserkraftwerke entlang der Aare: das Kraftwerk Wildegg-Brugg (KWWB). Wie jedes Bauwerk zur Stromproduktion bedeutet auch die 1953 fertiggestellte Anlage einen Eingriff in Natur und Umwelt. Konflikte sind programmiert.

Hier einen Ausgleich zu schaffen, das ist die Aufgabe von Nadia Semadeni, Abteilungsleiterin Umwelt bei Axpo Hydro & Biomasse. Ziel ist es, die Kapazitäten zur Stromproduktion zu erhalten bzw. zu optimieren und gleichzeitig die Natur und Artenvielfalt zu schützen. Die gebürtige Bündnerin ist studierte Umweltingenieurin ETH Zürich. Seit bald 20 Jahren bringt sie für Axpo die Zähler «nutzen» und «schützen» auf einen Nenner sowie die unterschiedlichen Interessensvertreter erfolgreich an einen Tisch. Passioniert, sachlich und mit grosser Expertise.

Wo und wann immer Axpo den Bau eines Kraftwerks plant, eine Anlage um- oder ausbaut, sind die gesetzlichen Vorgaben und projektspezifische Auflagen der Behörden selbstredend einzuhalten. Für die Abteilung Umwelt relevant: die sogenannte Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Sie ist Teil des Bewilligungsverfahrens. Negative Auswirkungen auf die Umwelt müssen dabei verhindert, vermindert oder mit Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen kompensiert werden. Als Grundlage für die Prüfung dient der Umweltverträglichkeitsbericht (UVB). Er steckt den gesetzlichen Rahmen für grössere Projekte ab und muss somit den geforderten Nachweis der Umweltverträglichkeit darlegen. Der UVB ist Beurteilungsgrundlage für die Entscheidungsbehörde. 

Gutachten sind reihum anerkannt

Nadia und ihr Team – alle mit technischem bzw. naturwissenschaftlichem Hintergrund, inkl. Fischbiologen – erstellen einen beachtlichen Teil der Berichte und Gutachten inhouse, führen Feldstudien durch oder geben sie in Auftrag und koordinieren sie. Das hier gebündelte Know-how ist für den Erfolg der Projekte massgebend. Bereits vor zwei Jahrzehnten hatte Axpo, damals noch als NOK, entschieden, das Wissen im Bereich Umweltschutz selber aufzubauen. Zu wichtig war das Thema. «Wir wollten nicht auf externe Gutachten angewiesen sein, wollten Bewilligungen und Behördenrelevantes in den eigenen Händen haben», so Nadia.

Gerade mit Blick auf von Axpo erstellte Gutachten dürfte manch ein Kritiker die Hände über dem Kopf verworfen und gerufen haben: reine Gefälligkeitsgutachten! Sie wurden eines Besseren belehrt. Längst geniessen die Gutachten der Axpo sowohl bei Behörden als auch bei Umweltschutzvertretern die nötige Glaubwürdigkeit. Nadia und ihr Team sind allein der Sache verpflichtet, liefern qualitativ einwandfreie, belastbare Daten, die allen involvierten Seiten als Grundlage dienen. Die Währung lautet Qualität und Transparenz. «Wir sind keine Verkäufer, weder nach innen noch nach aussen, beschönigen nicht, dramatisieren aber auch nicht», macht Nadia klar und verweist gleich auf eines der jüngsten Beispiele: «Dass die Spülung des Stausees Pigniu die Fische des gesamten Vorderrheins beeinflusst, haben wir deutlich festgehalten und die Einschätzung begründet. In Relation gestellt war die Leerung trotz Gefährdung der Fische aber notwendig, weil wir langfristig die Stromproduktion des Werks und die Sicherheit der Talsperre gewährleisten mussten. Inwieweit die Tiere negativ tangiert worden sind, analysieren wir derzeit und werten die Daten aus».

Copy-paste gibt’s nicht

Damit ein Projekt erfolgreich verläuft, binden Nadia und ihr Team die Behörden sowie Vertreter der Gemeinden, Anwohner und NGOs frühzeitig ein. In der Schweiz sind mehr als 30 Organisationen beschwerdeberichtigt wie etwa Aqua Viva, der WWF, Pro Natura oder der Schweizerische Fischereiverband. Um die unterschiedlichen Anliegen aller Parteien unter einen Hut zu bringen, braucht es viel diplomatisches Fingerspitzengefühl und Drive.

Nadia ist ständig auf Achse, berät die internen Projektleiter und Baukollegen, rekognosziert mit Behörden und NGO-Vertretern die Ausgangslage vor Ort bei den Kraftwerken, evaluiert und prognostiziert, informiert, erklärt und diskutiert, tariert Anliegen aus und setzt auch mal Grenzen. Dass sie dabei quasi immer im «Sandwich sitzt» (O-Ton Nadia) zwischen Stromversorgung und Ökologie, sei kein Problem. «Ziel ist es, eine Win-Win-Lösung zu schaffen. Bieten wir nicht auch den anderen Parteien einen Nutzen, verlieren wir Zeit oder riskieren, dass das Projekt scheitert».

Copy-paste existiert in diesem Job nicht. Jedes Kraftwerk ist anders, genauso wie es die Ausgangslage für ein Projekt ist und es die Ziele und der Weg dorthin sind. «In all den Jahren habe ich keine Situation zweimal erlebt», so Nadia. Das Pumpspeicherwerk Limmern (PSWL) hoch oben in den Glarner Alpen ist nicht vergleichbar mit dem urban gelegenen Kraftwerk Rüchlig an der Aare. Auch galt es beim Bau des PSWL ein Mammutprojekt zu stemmen, auch für Nadia, die hier über mehr als 15 Jahre mit an Bord war. Das Werk Rüchlig hingegen wurde im Rahmen der Neukonzessionierung in rund drei Jahren komplett erneuert, mit fischschonenden Kaplanturbinen bestückt und für die Fische zwei Aufstiegs- und eine Abstiegshilfe beim Dotierkraftwerk gebaut.

«Jeder einzelne Fisch ist eine Riesenfreude»

Wie erfolgreich Massnahmen zum Artenschutz sein können, zeigt das Beispiel Hydro Beznau. Hier baute Axpo im Zuge des 2011 deutlich verschärften Gewässerschutzgesetzes (siehe Box) eine Aufstiegshilfe für Fische und das nach neustem Stand der Technik. Der Aufstieg ist rund 175 Meter lang und besteht aus 45 Becken, die mit einer vertikal verlaufenden Schlitzbreite von 40 cm verbunden sind. Damit bietet die Treppe möglichst allen 32 in der Aare vorkommenden Fischarten eine Aufstiegsmöglichkeit. Weil Fische sich an der Hauptströmung orientierend gegen die Strömung schwimmen, muss eine umfangreichen Lockströmung zur Verfügung gestellt werden, damit sie den Einstieg besser finden. Um die Wasserverluste für die Lockströmung zu minimieren, wurden neuartige Lockstrompumpen installiert. So finden die Tiere die Einstiege zur Treppe besser und Einbussen bei der Stromproduktion werden in Schach gehalten. Wie Kontrollen gezeigt haben, passierten während 293 Tagen rund 77’000 Fische die Anlage flussaufwärts. 29 Arten wurden gezählt. Ein grosser Erfolg. «Jeder einzelne Fisch, der nun hochschwimmen kann, ist eine Riesenfreude und bestätigt: Jede Untersuchung, jede Sitzung hat sich gelohnt», so Nadia.

Aber zurück zum KWWB. Hier gibt’s noch einiges zu tun. Gemäss Gewässerschutzgesetz ist die Anlage sanierungspflichtig. Während der Aufstieg für Fische etwa mit Treppen oder Fischliften seit geraumer Zeit gut gelöst ist, bleibt der Fischabstieg bei Wasserkraftwerken mit einer Ausbauwassermenge grösser als 100 m3/s ein Knackpunkt. Fische folgen flussabwärts ebenfalls der Hauptströmung und schwimmen so in die für sie gefährlichen Turbinen. Bei so grossen Anlagen können die Verluste insbesondere für grosse Fische beachtlich sein. Hier fehlt es Stand Forschung an einer praktikablen Lösung.

Axpo hat am Beispiel des KWWB eine umfangreiche Pilotstudie vorgelegt, die künftig als Vorlage für den Fischabstieg bei Grosskraftwerken dienen soll. Gemäss Studie unter Dachherrschaft des Verbands Aare-Rheinwerke können die Fische via einem Leitrechen-Bypass-System mit einem sogenannten Bar Rack an den Turbinen erfolgreich vorbeigeleitet werden. Die Kosten hierfür sind allerdings hoch. Alternativen sind in Vorberichten beschrieben. Die Lösungen liegen somit vor. Nun sei es an den Behörden, sich für eine Option zu entscheiden, betont Nadia. «Erst dann können wir für die Fische auch tatsächlich einen Unterschied machen und den so wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Diskutieren und Papier produzieren allein reicht nicht». 

Gewässerschutzgesetz sorgt für volle Pipeline

Wasserkraft ist mit gegen 60 Prozent Anteil an der Stromproduktion grundlegend für die sichere Stromversorgung unseres Landes. Sie ist zudem erneuerbar und sauber – so weist sie die beste Gesamtökobilanz aller Technologien zur Stromproduktion aus. Unbestritten bleibt: Auch die Wasserkraft hat Auswirkungen auf die Gewässer und ihre Flora und Fauna. Gemäss dem 2011 verschärften Gewässerschutzgesetz muss das Gros der Wasserkraftwerke in der Schweiz ökologisch saniert werden. Der Fokus liegt auf drei Massnahmen: (1) Kurzfristig, künstlich erzeugte Schwankungen des Wasserabflusses (Schwall und Sunk) müssen vermieden, (2) der Geschiebehaushalt muss saniert und (3) die Fischgängigkeit gewährleistet werden. Hierfür werden Kraftwerksbetreiber wie Axpo über den nationalen Netzzuschlagfonds entschädigt.  

Das Gewässerschutzgesetz sorgt auch bei Nadia Semadeni und ihrem Team für eine volle Projektpipeline. Rund 150 Projekte sind es, die sich auf von Axpo geführte Werke verteilen sowie auf Beteiligungen und Anlagen Dritter. Bis heute hat Axpo für rund ein Drittel der Sanierungsprojekte Lösungen umgesetzt.

Lesen Sie auch

Show all

Axpo Gruppe

10 häufige Irrtümer über Axpo

Was Sie über Axpo wissen müssen

Mehr lesen

Energiemarkt

Europäische Energiemärkte vor anhaltenden Herausforderungen 2025

Monatliches Update europäische Energiemärkte, Januar 2025

Mehr lesen

Innovation

Grünabfall: Künstliche Intelligenz spürt Fremdstoffe auf

Innovatives Pilotprojekt in der Axpo Vergärungsanlage Chavornay

Mehr lesen