06.03.2018 | Grünes Licht vom ENSI für das Kernkraftwerk Beznau 1

«Sicherheit ist gewährleistet»

„Die wohl umfangreichsten und detailliertesten Untersuchungen eines Reaktordruckbehälters (RDB) weltweit, haben die Sicherheit des RDB des Blocks 1 eindrucksvoll bestätigt. Damit hat Axpo einmal mehr auch ihre Safety First Politik unter Beweis gestellt. Ein Weiterbetrieb der Anlage ist sicherheitstechnisch ohne Einschränkungen zulässig". Das sagt Willibald Kohlpaintner, Leiter Division Kernenergie Axpo im Interview.

Am 6. März 2018 hat das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI den von Axpo erarbeiteten Sicherheitsnachweis für Block 1 des Kernkraftwerks Beznau gutgeheissen. Damit konnte ein umfangreicher Prüfungs- und Analyseprozess entlang eines vom ENSI als zielführend bezeichneten Gesamtplans erfolgreich zu Ende gebracht werden. Das KKB hat mit den Arbeiten im Rahmen des Nachweises internationale Standards gesetzt. Es wurde mit weltweit führenden Organisationen und Experten zusammengearbeitet. Mit dem von der Aufsichtsbehörde bestätigten Sicherheitsnachweis weist Axpo gemäss Stand von Wissenschaft und Technik sowie gemäss nationalem und internationalem Regelwerk überprüfbar nach, dass die Sicherheit von Block 1 gewährleistet ist. Der Nachweis bestätigt auch frühere Bewertungen und Untersuchungen und belegt die Sicherheitsmarge für einen sicheren Betrieb der Anlage von über 60 Jahren.

Axpo hat den ersten Sicherheitsnachweis bereits Mitte November 2016 beim ENSI eingereicht. Am 8. Dezember 2017 wurde der Aufsichtsbehörde ein ergänzter Nachweis übergeben. Warum forderte die Behörde zusätzliche Analysen? War der erste Sicherheitsnachweis ungenügend bzw. unvollständig?

Mitte November 2016 hatten wir einen Bericht abgegeben, der aus unserer Sicht allen Anforderungen des nationalen und internationalen Regelwerks entsprach und die Sicherheit der Anlage belegte. Die Aufsichtsbehörde und die internationalen Prüfexperten verlangten aber zur Absicherung ihrer Prüfaussagen deutlich mehr Untersuchungen, die schlussendlich zur Überarbeitung des bereits vorgelegten Sicherheitsnachweises führten. Das Abarbeiten der zusätzlichen Forderungen hat Axpo viel Zeit und Geld gekostet. Die Aufsichtsbehörde hat aber jederzeit die Möglichkeit, ergänzende Forderungen zu stellen oder Auflagen zu machen. Dieser Prozess ist bei derart komplexen Untersuchungen durchaus üblich und Ausdruck höchster Sicherheitsanforderungen. Umso mehr freuen wir uns, dass das ENSI und die internationalen Experten ihr „grünes Licht“ für Beznau 1 gegeben haben.

Willibald Kohlpaintner, Leiter Division Kernenergie

Was genau hat Axpo im Sicherheitsnachweis aufgezeigt? Können Sie kurz den Inhalt des Dokuments skizzieren?

Der Nachweis zeigt auf, dass der Reaktordruckbehälter des KKB1 allen Sicherheitsanforderungen entspricht. Im Bericht sind die Resultate aller Untersuchungen zusammengefasst, die Axpo in den vergangenen knapp drei Jahren durchgeführt hat. Wir konnten die Herkunft der detektierten Einschlüsse aufzeigen und dabei nachweisen, dass diese bei der Herstellung des Reaktordruckbehälters entstanden sind. Durch Nachbildung eines Rings des Reaktordruckbehälters haben wir zudem mit zerstörenden Werkstoffuntersuchungen den Einfluss der nicht-metallischen Einschlüsse auf die Materialeigenschaften des Reaktordruckbehälters geklärt sowie den Integritätsnachweis erbracht. Auch ist mit dem Bericht die Frage, ob die notwendigen Sicherheitsmargen für den Weiterbetrieb der Anlage bestehen, beantwortet worden: Die Integrität des Reaktordruckbehälters ist für eine Betriebsdauer von über 60 Jahren gegeben.

Was denken Sie, warum hat das ENSI so lange gebraucht? Waren sie sich nicht sicher? Haben Sie den Eindruck, dass politische Überlegungen dahinter steckten?

Dafür haben wir keine Anhaltspunkte. Die Behörde hat immer wieder gesagt, dass sie sich die nötige Zeit nehmen würde, um eine umfassende, technische Überprüfung der eingereichten Unterlagen zu leisten. Dies ist auch geschehen und angesichts der Komplexität des zu überprüfenden Nachweises durchaus adäquat. Die Bestätigung unseres umfangreichen Nachweises bezeugt den hohen Sicherheitsstandard der Anlage.

Sie haben immer wieder gesagt, dass die Einschlüsse nicht betriebsinduziert, sondern vielmehr herstellungsbedingt sind. Wie kommen die nicht-metallischen Einschlüsse überhaupt in den Stahl?

Aluminium, die Quelle der detektierten Aluminiumoxide, werden während der Gussarbeiten für die Beruhigung des Stahls und für die Bindung von allfällig vorhandenem Sauerstoff verwendet. Mit unseren Untersuchungen konnten wir aufzeigen, dass die Einschlüsse zu keiner Beeinträchtigung der Materialeigenschaften führen.

Kritiker monieren Ihr Vorgehen: Der gemäss den in den 60er Jahren geltenden Schmiedeprozessen neu hergestellte Ring sei nicht repräsentativ. Man könne die Replika für die Untersuchungen gar nicht nutzen, wird gesagt. Was sagen Sie dazu?

Genau das Gegenteil ist der Fall: Die Replika ermöglichte uns, Rückschlüsse auf den RDB des Blocks 1 zu ziehen. Die Replika weist die gleichen chemischen, mechanischen und Ultraschalleigenschaften wie der Ring C des RDB auf. Die Repräsentativität der Replika ist damit bestätigt. Auch das ENSI und die beigezogenen internationalen Experten haben das Vorgehen als zielführend beurteilt.

Warum hält die Axpo an Beznau fest, dessen Sicherheit nicht gegeben ist?

Das Kernkraftwerk Beznau ist trotz seines Betriebsalters in einem gutem Zustand. Mit ständigen Nachrüstungen und Erneuerungsinvestitionen im Umfang von insgesamt 2.5 Milliarden Franken hat Axpo dafür gesorgt, dass das Werk jederzeit die geforderten Sicherheitsstandards einhält. Die schweizerische Aufsichtsbehörde ENSI hat mit der Bestätigung des jüngsten Sicherheitsnachweises auch frühere Einschätzungen bestätigt. Axpo plant, die Anlage so lange zu betreiben, wie sie sicher und wirtschaftlich ist. Eine Ausserbetriebnahme ist derzeit kein Thema. Wir leisten mit dem Weiterbetrieb der Anlage nicht zuletzt auch einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie des Bundes.

Axpo verpflichtet sich höchsten Standards bei der Sicherheit ihrer Kernanlagen. Hier kann man nachlesen, welche das sind.

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