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10.05.2022 | Energiewende funktioniert nur mit starker Wasserkraft

Vier Gründe, warum es die Schweizer Wasserkraft schwer hat

Die Wasserkraft ist sauber, erneuerbar, zuverlässig und ihr verdankt die Schweiz einige ihrer eindrücklichsten Bauwerke. Sie ist das Rückgrat der Schweizer Stromversorgung und soll weiter ausgebaut werden. Derzeit geht es aber eher rückwärts mit der Wasserkraft. Vier Gründe, warum die Betreiber nicht mehr in den Ausbau dieser grossartigen Erzeugungstechnologie investieren können.

1. Weil es Kraftwerks-Neubauprojekte grundsätzlich schwer haben

Es ist bei fast allen Energieerzeugungstechnologien so: Windpark? Grosse Solaranlage? Wasserkraft? Soll irgendwo ein grösseres Kraftwerk gebaut werden, hat irgendwer immer irgendetwas dagegen. In der Schweiz haben beispielsweise Umweltverbände die Möglichkeit, Projekte jahrzehntelang zu verzögern. Ein Beispiel dafür ist das Wasserkraftwerk Waldemme der Axpo-Tochtergesellschaft CKW – das nun, nach einer 17-jährigen Phase der Planung, Einsprachen und Projektanpassungen endlich gebaut wird. Ein Epos.

2. Weil kein anders Land in Europa seine Wasserkraft so stark mit Abgaben belastet

Die 56 Wasserkraftwerke von Axpo produzieren Strom für rund 6,5 Rappen pro Kilowattstunde. Im Vergleich mit anderen Energieerzeugungstechnologien ist das ein eher hoher Preis. Ist die Wasserkraft also besonders ineffizient? Überhaupt nicht! Aber sie ist in der Schweiz – wie keine andere Produktionstechnologie – mit Abgaben belastet. Mehr als ein Drittel der Gestehungskosten (35 Prozent) sind Steuern und Wasserzins. Jedes Jahr zahlen die Betreiber etwa eine halbe Milliarde Franken Wasserzins an Kantone und Gemeinden – unabhängig davon, wie hoch der Strompreis ist.

3. Weil ökologische Auflagen die Produktion schrumpfen lassen

Um Wasser für die Energieerzeugung nutzen zu dürfen, erhalten Wasserkraftwerke so genannte Konzessionen von den Standortkantonen. Erhält ein Kraftwerk eine Konzession, darf es während einer definierten Zeit (meistens 60 bis 80 Jahre) produzieren. Läuft diese Zeit ab, muss das Kraftwerk neu konzessioniert werden. Damit ein Kraftwerk eine neue Konzession erhält, muss es im Vergleich zu heute deutlich strengere Restwasserbestimmungen einhalten. Das heisst: Es darf weniger Wasser zur Produktion nutzen. Das führt zu Produktionsverlusten. Der Schweizerische Wasserwirtschaftsverband geht davon aus, dass bis 2050 rund 10 Prozent der heutigen Wasserkraftproduktion verloren gehen – bei unveränderten Kosten.

4. Weil die Heimfall-Frage weitgehend ungeklärt ist

Läuft die Konzession eines Wasserkraftwerks aus, muss der Standortkanton entscheiden: Erteilt er eine neue Konzession, oder übt er den so genannten Heimfall aus und nimmt das Kraftwerk damit in den eigenen Besitz? Viele Kantone haben sich bereits dahingehend geäussert. Wallis, Graubünden und Tessin haben beispielsweise bekanntgegeben, den Heimfall auszuüben. Das verändert die Perspektive der heutigen Betreiber. Sie werden mit Blick auf allfällige Heimfälle keine grossen Investitionen in die Anlagen tätigen (etwa Staumauererhöhungen, die sich über Jahrzehnte rechnen müssen), solange die genauen Modalitäten nicht festgelegt sind.

Und jetzt?

Die Energiewende in der Schweiz funktioniert nur mit einer starken Wasserkraft. Sie ist mit rund 60 Prozent Anteil an der Produktion bereits heute das Rückgrat der Schweizer Energieversorgung und soll es gemäss der Energiestrategie 2050 des Bundes auch bleiben.

Dafür braucht es aus Sicht von Axpo 4 Dinge:

1. Beschleunigte Genehmigungsverfahren

2. Ein zeitgemässes Wasserzins-Regime

3. Eine moderate Umsetzung der ökologischen Auflagen

4. Einigkeit über allfällige Heimfall-Entschädigungen

Was es sonst noch braucht, für eine erfolgreiche Energiewende «made in Switzerland» erfahren Sie hier

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