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Warum Innovation für Energieunternehmen wichtig ist

Simon Weiher

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In meiner Rolle als Leiter der Innovation bei der grössten Energieversorgerin der Schweiz ist es keine Überraschung, dass ich Innovation als einen entscheidenden Faktor für den Energiesektor betrachte. Doch lassen Sie uns einen Schritt zurücktreten und genauer erklären, warum das so ist. Warum ist Innovation im Energiesektor so wichtig? Die Antwort ist überraschend einfach: Dekarbonisierung. In einem rein fossilen Energiesystem gäbe es kaum Bedarf für Innovation. Wir wissen seit Jahrzehnten, wie man dieses System betreibt und optimiert, sodass nur gelegentlich inkrementelle Verbesserungen zu erwarten wären.

Die Notwendigkeit zur Dekarbonisierung setzt das gesamte System jedoch unter neuen Druck. Die Herausforderung ist klar: Wir müssen von fossilen Brennstoffen wegkommen und den Übergang zu einer saubereren Energiezukunft gestalten. In den letzten Jahrzehnten wurden bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung von Lösungen für diese Herausforderung erzielt. Heute stehen uns kommerziell tragfähige Technologien wie Wind-, Solar-, Wasser- und Kernkraft sowie Batteriespeicher zur Verfügung, mit denen wir grosse Teile der Wirtschaft dekarbonisieren können. Dennoch lösen diese Fortschritte nur einen Teil des Problems.

Die Internationale Energieagentur schätzt im aktuellen Bericht „Clean Energy Innovation“, dass etwa 65 % der erforderlichen Dekarbonisierung mit bereits ausgereiften oder sich in der frühen Einführung befindlichen Technologien erreicht werden können. Die verbleibenden 35 % erfordern jedoch weitere Innovationen, um die notwendigen Technologien aus dem Labor und der Pilotphase in den Massenmarkt zu überführen. Dafür sind die richtigen politischen Rahmenbedingungen nötig, aber auch Akteure, die mit einer Mischung aus fortschrittlichem Techno-Optimismus und konservativem Risikomanagement die Umsetzung beschleunigen können. Genau darin sind wir gut. Axpo ist keine Technologieentwicklerin, aber als Energieversorgerin haben wir das klare Ziel, durch innovative Energielösungen eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen. Wir können die Einführung neuer Technologien beschleunigen, indem wir Technologieentwickler mit Endkunden vernetzen, Strom bereitstellen und Risiken abfedern.

In den folgenden Abschnitten werfen wir einen kurzen Blick auf die verschiedenen Bereiche, in denen wir Innovationen vorantreiben.

1. Das Puzzle der Net-Zero-Technologien vervollständigen

Die Erreichung von Netto-Null erfordert das Schliessen der Lücken in unserem aktuellen technologischen Werkzeugkasten. Während viele Lösungen – wie Wind, Solar und Batteriespeicher – bereits ausgereift und skalierbar sind, gibt es weiterhin kritische Herausforderungen, die gezielte Innovationen erfordern.

Ein Schlüsselfaktor sind neue Technologien zur Stromerzeugung. Solar- und Windkraft sind kosteneffizient und etabliert, können aber den Energiebedarf nicht vollständig abdecken – insbesondere in Ländern mit geringer Sonneneinstrahlung oder begrenzten Windressourcen (oder fehlender Akzeptanz). Um diese Lücken zu schliessen, brauchen wir skalierbare Lösungen, darunter Fortschritte in der Geothermie, ozeanbasierte Energien, Kernspaltung und möglicherweise eines Tages auch die Kernfusion. Axpo kann eine Pionierrolle beim Bau und Betrieb solcher Kraftwerke einnehmen, wie unser Engagement für das Geothermie-Kraftwerk in Inwil zeigt.

Ein wachsender Anteil erneuerbarer Energien im System erhöht auch den Bedarf an neuen Energiespeichertechnologien. Netzgebundene Batteriespeicher werden immer grösser und entwickeln sich hin zu längeren Speicherzeiten. Während in der Vergangenheit eine Stunde Speicherzeit für Systemdienstleistungen üblich war, sind heute einige Stunden Standard, um z. B. Tag-Nacht-Schwankungen auszugleichen. In naher Zukunft könnten Mehr-Tages-Speicherlösungen zur Abfederung von „Dunkelflauten“ Realität werden. Axpo ist bereits heute als Entwicklerin und Betreiberin von Batteriespeichern aktiv und somit in diesem Bereich bestens positioniert.

Ein weiteres Innovationsfeld ist die zunehmende Elektrifizierung verschiedenster Anwendungsfälle. Elektrifizierung ist die kostengünstigste und effizienteste Möglichkeit der Dekarbonisierung. Neue Technologien ermöglichen es, auch bislang schwer elektrifizierbare Sektoren wie den Schwerlastverkehr oder industrielle Hochtemperaturprozesse zu elektrifizieren. Axpo spielt hier eine Schlüsselrolle als verlässliche Partnerin für Pionierunternehmen der Industrie, indem wir eine optimale Stromversorgung ermöglichen und potenzielle Flexibilitäten im System nutzen.

Doch nicht jede Industrie kann elektrifiziert werden – sei es aufgrund hoher Energiedichteanforderungen (z. B. Luftfahrt) oder wenn die CO₂-Emissionen aus dem Prozess selbst stammen (z. B. Zementherstellung). Hier kommen grüne Molekül-Wertschöpfungsketten ins Spiel. Dazu gehören die Produktion von Wasserstoff-Derivaten (z. B. Ammoniak, Methanol, E-Fuels) sowie die Abscheidung, Speicherung und Nutzung von Kohlendioxid. Axpo ist in der Stromversorgung und Wasserstoffproduktion fest etabliert und ist gut aufgestellt, um auch im Handel und der Handhabung von Molekülen aktiv zu sein.

2. Die digitale Grundlage für das Energiesystem schaffen

Die weitverbreitete Nutzung erneuerbarer Energien bringt eine neue Herausforderung mit sich: die Steuerung der schwankenden Erzeugung und Nachfrage. Wind-, Solar- und Batteriespeicher sind transformative Technologien, erfordern aber ein flexibles Energiesystem – sowohl auf der Übertragungs- als auch auf der Verteilnetzebene. Diese Koordination ist eine Aufgabe für digitale Innovationen in Form neuer Plattformen und vernetzter Geschäftsmodelle. Axpo kann hier seine Expertise im Energiehandel und Flexibilitätsmanagement nutzen, um in der Schweiz und darüber hinaus eine führende Rolle einzunehmen.

Zudem haben digitale Technologien enormes Potenzial, Kosten zu senken und gleichzeitig Sicherheit und Zuverlässigkeit beim Bau, Betrieb und der Wartung bestehender Infrastrukturen zu erhöhen. Dank unseres umfangreichen Bestands an Wasserkraft-, Kern-, Solar- und Windkraftanlagen sowie unserer führenden digitalen Lösungen übernehmen wir eine Vorreiterrolle in diesem Bereich. Unser Ziel ist es, diese Lösungen zunehmend auch Drittanbietern zur Verfügung zu stellen, um den gesamten Energiesektor voranzubringen.

3. Menschen durch eine optimale Arbeitsumgebung befähigen

Innovation dreht sich nicht nur um Energietechnologien. Bei Axpo legen wir auch grossen Wert darauf, unsere internen Prozesse und organisatorische Effizienz zu verbessern. Als staatliches Unternehmen kommt jeder zusätzliche Schweizer Franken an Wertschöpfung direkt den Schweizer Steuerzahlern und den Kantonen zugute, die uns besitzen.

Daher setzen wir auf die beste technologische Infrastruktur für ein Energieunternehmen, nutzen modernste Tools und bauen Schlüsselkompetenzen gezielt intern auf. Wir fördern eine Wachstums- und Produkt-Mentalität, geben unseren Mitarbeitenden die richtigen Werkzeuge an die Hand und schaffen eine Innovationskultur.

Fazit: Innovation als Kern von Axpos Zweck

All das unterstreicht klar, warum Innovation im Kern des Zweckstatements von Axpo verankert ist. Gleichzeitig ist es wichtig zu betonen: Wir sind per Definition keine Technologieentwicklerin. Wir verfügen nicht über eine große F&E-Organisation. Stattdessen sind wir Brückenbauerin und Technologie-Enablerin. Im Bereich der Energieinfrastruktur fungieren wir als Bindeglied zwischen den Entwicklern bahnbrechender Technologien und den Branchen sowie Gemeinschaften, die auf sie angewiesen sind. Wir sind das Unternehmen, das Kraftwerke auf Basis neuer Technologien bauen, innovative Stromverträge anbieten sowie Moleküle handeln und managen kann. Damit sind wir eine unverzichtbarere Akteurin für die Umsetzung der Energiewende.

Im Bereich der digitalen Energielösungen spielen wir eine aktive Rolle bei der Mitentwicklung von Anwendungen, die Intelligenz und Flexibilität auf der Verbraucherseite integrieren. Ob durch unsere smarten Ladelösungen oder Energie-Tracker für Haushalte, die von unserer CKW-Tochter entwickelt wurden – unser Ziel ist es, die Schweiz bei der Flexibilitätssteuerung anzuführen und ein zentraler Enabler der europäischen Energiewende zu sein.

Parallel dazu modernisieren wir unsere eigene IT-Infrastruktur, bauen ein zukunftssicheres Datenökosystem auf und integrieren KI nahtlos in unsere täglichen Arbeitsabläufe.

Wir wissen, dass die Energiewende nicht allein zu bewältigen ist. Axpo sucht aktiv Partnerschaften mit Startups, Wissenschaftlern, Venture-Fonds und Innovationszentren. Wir sitzen alle im selben Boot. Wenn Sie mehr erfahren möchten, bleiben Sie über unsere kommenden Mitteilungen auf dem Laufenden und treffen Sie uns auf Veranstaltungen. In diesem Jahr nehmen wir am Innovationsforum Energie teil, um unsere Position im Schweizer Ökosystem zu stärken, sowie am EnergyTech Summit, um unser Netzwerk in Europa weiter auszubauen.

Wir freuen uns auf die spannenden Jahre, die vor uns liegen. Bis bald!

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