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26.11.2020 | Axpo Deutschland möchte 2021 die Erfahrungen aus anderen Ländern nutzen

«Wir werden unter den drei wichtigsten PPA-Anbietern sein»

Seit über 15 Jahren ist Axpo einer der Vorreiter im Bereich der Power Purchase Agreements (PPA) in Europa. In immer mehr Ländern entwickeln sich die Stromabnahmeverträge für erneuerbare Energien zu einem Megatrend. Deutschland hinkt da noch etwas hinterher – einer der Gründe dafür ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit der darin verankerten grosszügigen Einspeisevergütung. Doch das dürfte sich bald ändern.

In wenigen Wochen ist das durch Corona gezeichnete Jahr 2020 zu Ende. Die Folgen der Pandemie werden auch im kommenden Jahr noch allenthalben zu spüren sein. Und dennoch stellt das Jahr 2021 eine wichtige Zeitenwende dar: In Deutschland fallen ab Januar die ersten Solaranlagen und Windparks aus der staatlichen Förderung.

Tschüss EEG, was nun?

Gemäss dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhalten die Betreiber von Solaranlagen und Windparks in Deutschland ab der Inbetriebnahme 20 Jahre lang eine gesetzlich garantierte Vergütung für das Einspeisen des grünen Stroms in das Netz. Da zahlreiche EEG-Anlagen um das Jahr 2000 herum in Betrieb genommen worden waren und das EEG damals in Kraft trat, verlieren mit dem Jahr 2021 die ersten von ihnen den Anspruch auf die EEG-Vergütung.

Für Anlagenbetreiber stellt sich nach dem Ende der 20-jährigen Förderung natürlich die Frage, wie sie ihre Anlage weiterhin finanzieren und den Betrieb sicherstellen können.

Johannes Pretel, Head Origination bei Axpo Deutschland, kennt die Antwort: «Wir sehen einen klaren Trend, dass sich immer mehr Anlageneigentümer für das Thema PPA öffnen. Das EEG mit der darin verankerten Einspeisevergütung hat es für Investoren in erneuerbare Energien in den vergangenen 20 Jahren nicht attraktiv gemacht, sich nach vorhandenen marktbasierten Instrumenten wie PPAs umzusehen. Das ändert sich nun, und wir bei Axpo stehen in den Startlöchern, um auch in Deutschland deutlich mehr Stromabnahmeverträge abzuschliessen.»

Märkte im Aufbau begriffen

Noch ist der Markt für PPAs in Deutschland vergleichsweise unterentwickelt, doch das Potenzial ist gross angesichts der zahleichen Anlagen, die sich in der Post-EEG-Ära in Richtung Markt bewegen werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der deutsche Staat marktbasierte Vertragsmodelle wie PPAs explizit unterstützt, statt die Subventionen zu verlängern.

Johannes Pretel erläutert: «Eine Massnahme, die den Abschluss von PPAs auch für die Industrie ermöglichen und so den Standort Deutschland mit grün kennzeichenbarem Strom wettbewerbsfähiger machen würde, wäre zum Beispiel eine staatliche Unterstützung für diejenigen Industrieunternehmen, welche tatsächlich erneuerbaren Strom beschaffen.»

Johannes Pretel, Head Origination bei Axpo Deutschland
Energieintensive Unternehmen wollen grüner werden

So könnte es etwa Erleichterungen bei Abgaben und Steuern geben, wenn ein Betrieb aus Industrie oder Gewerbe ein so genanntes Corporate PPA abschliesst. Dies könnte dazu beitragen, die PPAs in Deutschland zu skalieren und deutschen Unternehmen die Vorteile der Beschaffung von grünem Strom über marktbasierte Instrumente näherzubringen. Besonders Unternehmen mit hohem Energieverbrauch sind nämlich zunehmend bestrebt ihren ökologischen Fussabdruck zu reduzieren, ihre Stromkosten zu senken und sich langfristig stabile Strompreise zu sichern. 

«Wir bei Axpo helfen den Unternehmen dabei ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Axpo zählt zu den international führenden Anbietern im Bereich teils hochkomplexer, massgeschneiderter PPAs in Europa und den USA und hat in vielen Ländern Pionierarbeit geleistet. Auf diese Erfahrungen können wir auch in Deutschland bauen. Nichtsdestotrotz ist aber wie immer bei neuen Geschäftsmodellen auch die Offenheit, Flexibilität und Kreativität der am PPA-Markt interessierten Unternehmen gefragt,» so Johannes Pretel.

Finanzierer und Betreiber suchen Investitions- und Preissicherheit

Das gilt freilich auf der Abnehmerseite genauso wie auf der Erzeugerseite. Investoren und grüne Stromproduzenten haben dank eines PPA die Möglichkeit, die mit dem Strompreis verbundenen Risiken abzufedern, sich langfristige Investitions- und Preissicherheit für ihre Projekte zu sichern und dadurch den Bau von kleinen und grossen Anlagen bankfähig zu machen. 

Besitzer von Anlagen, die aus der EEG-Förderung fallen, tun auf jeden Fall gut daran, sich schon drei bis vier Monate vor dem Auslaufen der garantierten Vergütung zu überlegen, welche Weiterbetriebsmöglichkeiten sich für ihre Anlage eignen.

Generell besonders wichtig bei PPAs ist der Preislevel am Strommarkt. Wenn Erneuerbare zum gegebenen Marktpreis in einem gegebenen Markt nicht genug Geld verdienen, um der Bank den Kredit zu zahlen, gibt es ganz grundsätzlich ein Problem mit der Realisierung des Projektes. Axpo erwartet deshalb mehr PPA-Abschlüsse in einem Umfeld mit einem höheren Strompreis, wenn es keine staatliche Förderung mehr gibt.

Wissen über PPA wird geteilt

Dennoch ist das Thema PPA so komplex, dass sich viele Fragen nicht auf die Schnelle klären lassen. Das gilt sowohl für die Stromverbraucher als auch für Investoren und Erzeuger.

Johannes Pretel: «Umso mehr haben wir uns bei Axpo der Transparenz und Offenheit verschrieben und informieren im Sinne einer „Education“ alle Beteiligten, von der Bank über den Produzenten bis hin zum Mittelständler oder Grosskonzern, der mehr grünen Strom geliefert bekommen möchte, über die Möglichkeiten für PPAs in Deutschland. Wir tauschen uns mit unseren Geschäftspartnern regelmässig aus und teilen gerne das vorhandene Wissen. Dabei lernen wir auch viel von unseren Geschäftspartnern, wenn wir mit ihnen konkrete Geschäfte tätigen.»

Neben den zahlreichen PPA-Abschlüssen, die die Kollegen in anderen europäischen Ländern unter Dach und Fach gebracht haben, gibt es bei Axpo Deutschland auch schon erste eigene Beispiele für PPAs auf dem heimischen Markt: Im vergangenen Jahr hat das Origination-Team um Johannes Pretel erstmals einen langfristigen Abnahmevertrag für eine Solaranlage unterzeichnet.

Der Abschluss mit einem Freiflächen-Solarpark in Südbayern, der mit einer installierten Leistung von 1,5 MW rund 1.570 Megawattstunden (MWh) Strom pro Jahr produziert, war eines der ersten PPAs im deutschen Solarmarkt überhaupt. Axpo Deutschland nimmt den Strom aus dem Solarpark während der ersten fünf Jahre zu einem definierten Preis ab und vermarktet diesen langfristig.

Ambitionierte Ziele

Darauf möchten die Grünstrom-Experten aus Düsseldorf und Leipzig insbesondere ab 2021 aufbauen und ihr Geschäft weiter ausbauen. Mit dem vorhandenen Know-how in der Beschaffung, Vermarktung und Strukturierung von Energie im deutschen Markt, dem engen Draht zu Industrie, Stadtwerken und Weiterverteilern und der europaweiten PPA-Erfahrung sieht sich Axpo Deutschland hervorragend für eine führende Rolle im deutschen PPA-Markt positioniert.

Johannes Pretel abschliessend: «Wenn die Zeit für PPAs im deutschen Markt gekommen ist, werden wir unter den drei wichtigsten Anbietern sein.»

Ausblick 2030 – enormer Zubau dürfte zu deutlich mehr PPA-Abschlüssen führen

PPAs haben sich durch Kürzungen oder Wegfall staatlicher Förderungen für erneuerbare Energien und den stark gesunkenen Gestehungskosten für Neuanlagen in ganz Europa zu einem Megatrend entwickelt. Die Nachfrage nach PPAs und innovativen Energiedienstleistungen wird im Zuge des raschen Ausbaus der erneuerbaren Energien weiter zunehmen. Gemäss einer Studie von Axpo ist in Europa bis ins Jahr 2030 mit einem Zuwachs der installierten Leistung in Höhe von 116 GW (50 GW Solar, 32 GW Wind Onshore, 25 GW Wind Offshore) zu rechnen. Davon dürften rund 58% der Projekte offen für PPA sein. Zum Vergleich dazu: In Deutschland sind gegenwärtig knapp über 100 GW Wind- und PV-Leistung installiert.

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