11.07.2019 | McKinsey’s Blick auf die globalen Energieperspektiven
Die Energiesysteme befinden sich im schnellen Wandel. Das bringt Veränderungen beim Tanken unserer Autos, beim Heizen unserer Wohnungen und Häuser und bei der Versorgung unserer Industrie mit Energie. Die Beraterfirma McKinsey geht bis 2050 von einer Verdoppelung der Nachfrage nach Strom aus. Der Anteil der Erneuerbaren soll bereits ab 2035 über 50 Prozent liegen.
Am globalen Energieausblick von McKinsey wirkten Hunderte von Experten aus aller Welt und aus verschiedensten Bereichen wie Öl, Gas, erneuerbare Energien, etc., mit. Insgesamt wurden die Trends und Entwicklungen aus 146 Ländern, 30 verschiedenen Sektoren und die Entwicklungen bei 55 Energieformen für die Energieperspektive 2019 berücksichtigt, schreibt McKinsey zu Ihrer Arbeit.
«Die Zahl der Verkäufe von Elektroautos wird zwischen 2018 und 2050 um den Faktor 60 steigen»McKinsey, Globale Energieperspektive 2019
Bei ihrem Ausblick gehen die Experten davon aus, dass die Gestehungskosten für erneuerbare Energien in vielen Ländern soweit sinken, dass in den nächsten fünf Jahren Wind- und Solarenergie direkt mit den bisherigen, konventionellen Kraftwerken konkurrieren können. Entsprechend rechnet der Bericht mit einer weiteren Beschleunigung des Zubaus an Wind- und Photovoltaik.
Aufgrund des Rückgangs der Kosten von Batterien in den nächsten fünf bis zehn Jahren könnten Elektroautos künftig «wirtschaftlicher sein als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Dies gelte für Pkw, aber auch für Lkw-Segmente». Davon ausgehend sieht McKinsey folgende, allgemeine Entwicklungen:
Nach einer mehr als hundert Jahre dauernden Phase raschen Wachstums kulminiert der globale Primärenergienachfrage gemäss Prognose von McKinsey nach 2035 trotz starker Bevölkerungszunahme und Wirtschaftswachstum.
Die Energieintensität sinke, da der Anteil der Dienstleistungsbranchen an der Weltwirtschaft wachsen werde und die Endverbraucher immer effizientere Geräte einsetzten. Effizientere Technologien, so McKinsey, würden in allen Sektoren verfügbar, «was selbst in grossen Ländern wie China zu einer Reduktion des Energieverbrauchs führen wird».
Natürlich gebe es Regionen, wo die Nachfrage nach Energie weiter steigen werde, hält McKinsey fest. Während in den OECD-Länder der Energiebedarf zurückgehe, werde sich die Nachfrage in Afrika und Indien bis 2050 verdoppeln.
In ihrer globalen Energie Perspektive prognostiziert McKinsey im Vergleich mit anderen Langfristszenarien insgesamt gesehen ein langsameres Wachstum der Energienachfrage.
Die Elektrifizierung der wichtigsten Endanwendungen führe zu einer Verdoppelung des Strombedarfs bis 2050. Dies sei insbesondere auf die gestiegene Nachfrage im Gebäudebereich und die Entwicklung im Straßenverkehr zurückzuführen, wo Elektroautos dominieren würden, glaubt McKinsey.
Und. "Erneuerbare Energien werden bis 2030 in den meisten Regionen billiger sein als Kohle- oder Gaskraftwerke. Infolgedessen wird bis 2035 fast die Hälfte der weltweiten Gesamtkapazität auf Solarenergie und Windkraft entfallen, wobei China und Indien hier die wichtigsten Player sind."
Da die Rolle der zeitweilig nicht verfügbaren Ressourcen (Wind/Solar) im Rahmen der Gesamtstromerzeugung zunimmt, werden die Energiesysteme einen starken Anstieg an Ausgleichsbedarf (Regelenergie) benötigen, prognostiziert McKinsey weiter. Dieser Fall trete bereits an jenem Zeitpunkt ein, ab dem die Solar- und Windenergie zusammen einen Anteil von mehr als 30 % an der Gesamtproduktion erreichten.
Gas ist der einzige fossile Brennstoff, der seinen Anteil am Gesamtenergiebedarf bis 2035 steigert, wenn auch mit rückläufigen Wachstumsraten. Selbst unter Berücksichtigung erheblicher Schwankungen bleibe die Gasnachfrage innerhalb eines Bereichs von +/- 3 Prozent robust, finden die McKinsey-Expertinnen.
Allerdings werde in der Zeit danach die Nachfrage nach Gas zurückgehen, insbesondere aufgrund eines Rückgangs der Nachfrage im Elektrizitätssektor. Diese Prognose gelte auch bei verschiedenen Gaspreis-Szenarien bis hin zu einer Preisreduktion um 50 Prozent gegenüber heute. Dies aufgrund der zunehmenden Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien.
Trotz eines stabilen historischen Wachstums von mehr als einem Prozent pro Jahr werde sich das Wachstum der Ölnachfrage in den kommenden zehn Jahren verlangsamen. Dies führe zu einem erwarteten Spitzenwert der Nachfrage Anfang der 2030er Jahre mit einem Volumen von 108 Millionen Barrel, sagt McKinsey voraus.
Setze man auf ein Szenario mit einer raschen Elektrifizierung der weltweiten Fahrzeugflotte und einer wesentlichen Ausweitung des Recyclings von Plastik, werde Nachfrage nach Erdölprodukten 2050 auf die Hälfte von heute absinken.
Bis 2024 steigen die energiebedingten Emissionen gemäss McKinsey auf einen Spitzenwert, gehen aber danach bis 2050 im Vergleich mit 2016 um 20 Prozent zurück. Dafür sei in erster Linie der Rückgang des Kohleverbrauchs in China und im Bereich Stromproduktion verantwortlich.
Allerdings erreicht die Welt ihre gesteckten Ziele für eine Reduktion des CO2-Austosses nicht: «Das 2-Grad-Erderwarmüngsszenario respektive das 1,5 –Grad-Szenario werden klar verfehlt», bilanziert McKinsey (siehe Grafik).