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04.06.2024 | Interview mit Roland Notter und Dominik Amrein

Wir planen das Netz der Zukunft

Stephanie Bos

Autorin

Als Netzbetreiberin ist es unser gesetzlicher Auftrag, ein sicheres, leistungsfähiges und effizientes Netz zu gewährleisten. Roland Notter und Dominik Amrein vom Strategischen Asset Management der Axpo Grid, erklären, welche Massnahmen Axpo bereits umgesetzt hat und wie das Zielnetz der Zukunft aussieht.

Die Energiewende stellt die Verteilnetze vor grosse Herausforderungen. Vieles ist noch unklar. Wie plant ihr das zukünftige Netz?

Roland: Ausgangslage für unsere Zielnetzplanung ist der Szenariorahmen Schweiz. Das Bundesamt für Energie veröffentlicht den Szenariorahmen seit 2022 alle 4 Jahre und gibt Erzeugungs- und Verbrauchsprognosen auf nationaler Ebene vor. Diese nationalen Kennzahlen haben wir «regionalisiert», also auf politische Gemeinden heruntergebrochen. Anschliessend haben wir die Daten in enger Zusammenarbeit mit unseren nachgelagerten Netzbetreibern den Unterwerken auf der Netzebene 3 zugeordnet. Auf diese Weise und unter Berücksichtigung lokaler Entwicklungen und Projekte wurde die Datenbasis für die Zielnetzplanung geschaffen.

Der Szenariorahmen Schweiz (SZR-CH) stellt für die Netzbetreiber eine politisch abgestützte Grundlage dar, um daraus den Netzausbaubedarf abzuleiten. Weiter aktualisieren die Netzbetreiber auf Basis des SZR-CH die eigene Mehrjahresplanung. Der SZR-CH wurde durch den Bundesrat genehmigt und ist für die Behörden in planungstechnischen Fragen der Netzebene 1 bis 3 (>36 kV) verbindlich. Informationen zum Szenariorahmen für die Stromnetzplanung des Bundes

Beobachtet ihr bereits heute Auswirkungen der Energiewende in eurem Netz?

Roland: In diesem Jahr konnten wir bis Ende Mai insgesamt während knapp 90 Stunden eine Rückspeisung gegenüber Swissgrid verzeichnen. Das bedeutet, dass zu diesen Zeitpunkten, in unserem Versorgungsgebiet mehr Leistung erzeugt als verbraucht wurde. Dies ist insbesondere auf die starke Zunahme von installierten Photovoltaikanlagen zurückzuführen. Anhand von historischen Messdaten der letzten Jahre ist ein klarer Trend erkennbar (vgl. Grafik). Während der maximale Leistungsbezug vom vorgelagerten Netz stagnierte (bei rund 2,7 GW), reduzierte sich der minimale Leistungsbezug deutlich und wir erleben seit letztem Jahr zu gewissen Zeitpunkten eine Rückspeisung ins vorgelagerte Netz. 

Unter Berücksichtigung des SZR-CH erwarten wir im Winterhalbjahr 2040 eine um 50% höhere Lastspitze als die aktuelle Winterlastspitze. Dies aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung wie Elektromobilität und Wärmepumpen. Die maximale Rückspeisung wird durch den starken Ausbau der erneuerbaren Energieträger ebenfalls signifikant ansteigen.

Sommer- und Winterlast von 2019 bis 2024

Die Anforderungen an das Netz steigen also zukünftig massiv an. Wie bereitet sich Axpo darauf vor?

Dominik: Bereits in den achtziger Jahren wurde ein flächendeckender Ausbau der Übertragungskapazität im Axpo Netz initiiert. Dabei wurden in den vergangenen Jahrzehnten sukzessive die Spannung von 50 auf 110 kV umgestellt, die Transformatorenleistung erhöht und punktuelle Netzverstärkungen vorgenommen. Dank dieser weitsichtigen Massnahmen ist es gelungen, die Kapazität des Netzes annähernd zu verdoppeln. Die Strategie der Axpo konzentriert sich darauf, gezielte Netzausbauten und Verstärkungen insbesondere im Bereich der Transformatoren vorzunehmen, um das Netz effektiv für die zukünftigen Anforderungen einer dezentralen Energieversorgung zu rüsten.

Doch nicht nur die Übertragungskapazität des Stromnetzes, sondern auch die Stabilität der Netzspannung ist entscheidend und mitunter ein Indikator für die Qualität des Netzes. Akteure wie Energieerzeugungsanlagen, Rechenzentren und Batteriespeicher haben einen wesentlichen Einfluss auf die Netzqualität und stellen die Netzplanung vor technische Herausforderungen. Unsere Mitarbeitenden bilden Expertengremien, die diese analysieren, geeignete Massnahmen definieren und entsprechend umsetzen. Dies gewährleistet den reibungslosen Betrieb des Netzes langfristig.

«Mit den Spannungsumstellungen von 50 auf 110 Kilovolt, der Erhöhung der Transformationsleistung sowie gezielten Netzausbauten entspricht das Axpo Netz den zukünftigen Anforderungen der Energieperspektiven 2050+.»
Dominik Amrein
Roland Notter

Dominik Amrein ist Projektingenieur im Strategischen Asset Management. Er ist fokussiert auf Netzplanung und die Bearbeitung von Netzanschlussanfragen sowie Netzstudien. Zusätzlich entwickelt er Softwarelösungen, die speziell auf die Optimierung der Netzplanungsprozesse ausgerichtet sind.

Roland Notter ist Senior Projektingenieur im Strategischen Asset Management und trägt die fachliche Verantwortung für die Netzplanung, Netzanschlussanfragen und Netzstudien. Durch seine aktive Beteiligung in zahlreichen Fachgremien ist er hervorragend in der Branche vernetzt und trägt zur Entwicklung von Standards bei.

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