09.07.2024 | Effizienz aus der Luft: Kraftwerke und Stromnetz mit Drohnen überwachen
Drohnen fliegen? Keine Sache. Falsch. Drohnen regelkonform und sicher betreiben, braucht Know-how und Praxis. Das entsprechende Rüstzeug stellt hydrone von Axpo Hydro Digital intern und extern bereit.
Sie detektieren Korrosionsschäden an Strommasten, überwachen Staumauern und Wasserfassungen oder Materialverschiebungen nach Spülungen und vermessen geeignete Flächen für PV-Anlagen. Sie kontrollieren Dächer, Stauwehre, Solaranlagen, monitoren aber auch Lawinen und Murgänge. Drohnen. Ihre Vorteile liegen auf der Hand: Sie kommen rasch an für Menschen riskante und unzugängliche Stellen, liefern gestochen scharfe Bilder, lassen sich fernsteuern, machen ihren Job entlang eines vorprogrammierten Flugwegs oder vollständig autonom. Das alles spart Zeit und Ressourcen.
Drohnen scannen systematisch Objekte und Flächen. Die gewonnen Bilddaten lassen sich in 3D-Modelle übersetzen. Mit Hilfe des so erstellten, digitalen Zwillings können nötige Eingriffe an der Infrastruktur einfacher geplant oder eine Flugroute für das regelmässige Monitoring per Drohne programmiert werden. Wenig überraschend können die vielseitigen Helfer je nach Typ denn auch schon mal in der Preisklasse eines Kleinwagens rangieren.
Mit hydrone verfügt Axpo über eine zentral organisierte Drohnen-Airline. Mehr als 50 verschiedene Exemplare stehen für unterschiedlichste Einsätze bereit und das nicht allein für die konzernweiten Anlagen der Axpo. Externe wie die Kernkraftwerke Gösgen und Leibstadt, an denen Axpo beteiligt ist, sowie weitere Stromproduzenten -verteiler und -versorger gehören ebenso dazu, so zum Beispiel die Kraftwerke Hinterrhein oder EWA energieUri.
Die Aufgabe von hydrone ist, Betreiber kritischer Infrastrukturen beim professionellen Einsatz von Drohnen Schritt für Schritt zu unterstützen. hydrone führt die Nutzer durch den Dschungel an gesetzlichen Vorgaben, testet neue Technologien, sorgt für die Zertifizierung der Drohne oder unterstützt die Piloten vor Ort bei komplexen Drohneneinsätzen.
«Chefpilot», Initiant und Taktgeber von hydrone ist Klaus Liedkte, Projektleiter Digitale Transformation bei Axpo Power. «So einfach das Fliegen mit Drohnen aussehen mag, ihre korrekte Nutzung ist alles andere als profan. Vorschriften und Gesetze wandeln sich permanent. Man muss up-to-date bleiben und die Vorgaben strikt einhalten. Hinzu kommt der rasante, technologische Fortschritt von Hardware und Software», sagt er. Rund 120 Pilotinnen und Piloten sind der Plattform angeschlossen. Sie werden geschult und punkto Wissen und Fertigkeit so fit getrimmt, dass sie Drohnen im schweizerischen und europäischen Luftraum regelkonform und sicher betreiben können. Je nach Bedarf werden die Piloten auch direkt vor Ort unterstützt.
hydrone trainiert nicht «nur» die Piloten, Axpo trainiert auch die Drohnen selber – oder korrekt gesagt, die für sie inhouse entwickelten Machine-Learning-Algorithmen. Das unter dem Dach der Axpo gebündelte Drohnen-Wissen ist somit gross, die Palette an Unterstützung breit. Das spricht sich herum. Mehr und mehr greifen Externe für ihre Projekte auf hydrone zurück.
Mitte Juni hatte hydrone zum ersten Erfahrungsaustausch auf dem Gelände des Wasserkraftwerks Eglisau eingeladen, bei bestem Flugwetter. Rund 30 Drohnenpiloten aus der gesamten Schweiz und allen Bereichen kamen zusammen. «Sich austauschen und vernetzen, die eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln und neuste Technologien kennenlernen – das ist Ziel des Events», erklärte Klaus Liedtke, Projektleiter Digitale Transformation bei Axpo Power, am Rande des Anlasses. «Zudem sollen die Piloten das Steuern der Drohnen in der Praxis trainieren, genauso wie neue Anwendungsmöglichkeiten evaluieren und einfach Spass beim Drohnenfliegen haben», ergänzte er. Für die Teilnehmer gab es ein Update zum Thema «regulatorische und rechtliche Vorgaben für den professionellen Einsatz von Drohnen» und zu inhouse neu entwickelten Anwendungen, etwa der Pilot App, einem elektronischen, zentral geführten Logbuch. Zudem zeigten Arnold Flepp, Stv. Leiter Ressort Bau/Talsperren Axpo Hydro Surselva, und Romeo Wildhaber, Freileitungsmonteur Axpo Grid, wie Drohnen spezifisch in ihren Bereichen eingesetzt werden.
Danach ging’s ab in die Praxis: Demonstriert wurde, wie ein 3D-Modell von einem zu inspizierenden Objekt erstellt wird oder wie das sogenannte Dji Dock 2 für den autonomen Drohneneinsatz funktioniert. Das Dock ist noch nicht lange auf dem europäischen Markt und speziell für schwer zugängliche Orte und extreme Wetterbedingungen konzipiert. Drohnen selber steuern gehörte für die Teilnehmer ebenfalls zum Programm. Eine Aufgabe galt der Indoor-Inspektionen mit FPV. FPV steht für «First Person View» und bedeutet, dass der Pilot dank virtueller Brille die Drohne aus deren Perspektive fliegt. Auch das Fliegen draussen mit Wärmebildkameras wurde geübt. Dass die Teilnehmer gut geschult sind, zeigte sich rasch. Sie meisterten die Übungen mit Bravour.